Zugegeben, es ist keine brandneue Nachricht, dass es die Bad Kissinger Gesundheitstage auch 2020 wieder geben soll, obwohl sich der Förderverein Gesundheitszentrum als Träger bis Ende 2019 auflösen will. Als die Schwierigkeiten des Fördervereins vor einem Monat publik wurden, gehörte dieser Hinweis bereits zum mitgelieferten Informationspaket. Das Besondere an der Rettungsaktion kam aber damals noch nicht so recht heraus: Es handelt sich dabei um ein privatwirtschaftliches Engagement für etwas, das eigentlich eine öffentliche Angelegenheit ist.
Träger der Gesundheitstage 2020 wird die Bad Kissinger Laboklin GmbH sein. Deren Eigentümerin und Geschäftsführerin Elisabeth Müller geht damit ins Risiko, um die Traditionsveranstaltung zu erhalten. Wie ihr Unternehmen aktuell mitteilt, ist auf diese Weise gewährleistet, dass die Gesundheitstage am 24. April 2020 "mit einem bunten Angebot rund um das Thema Aktiv.Gesund.Vital die Türen aufschließen können".
Dauer wie gewohnt drei Tage
Dauern sollen die Gesundheitstage 2020 wie gewohnt drei Tage. Das Programm wird sich am Erprobten orientieren, also die zentrale Fachausstellung mit rund 80 Fachvorträgen zu diversen Gesundheitsthemen und einem Aktivprogramm zum Mitmachen kombinieren. Müller hat dafür Elisabeth A. Dichtl in ihr Unternehmen geholt. Dichtl hat die Gesundheitstage in den vergangenen Jahren organisiert und traue sich zu, sagt Elisabeth Müller, Gesundheitstage für 2020 so auf die Beine zu stellen, dass sie wieder attraktiv fürs Publikum sind. Und das trotz Verzögerungen durch die Probleme des Fördervereins Gesundheitszentrum. Auch sie, ergänzt Müller, werde ihre Kontakte im Sinne der Veranstaltung nutzen.
Zu glauben, dass die Sicherung der Veranstaltung für 2020 ausreicht, um die Gesundheitstage für lange Zeit wieder zu etablieren, wäre aber falsch. Elisabeth Müller versteht ihr Engagement als Ansatz, um Zeit zu gewinnen. Zeit für Überlegungen und Gespräche, ob die Gesundheitstage für den Gesundheitsstandort Bad Kissingen weiterhin Sinn haben, ob das Konzept überarbeitet werden muss, ob sich neue Partner finden und wie sich eine neue Trägerschaft darstellen lässt.
Suche nach geeigneten Strukturen
Denn im Grunde passe die Veranstaltung ja gar nicht zu ihrem Unternehmen, einem Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik. "Auf Dauer", findet Elisabeth Müller, sollten die Gesundheitstage zudem schon aus fördertechnischen Gründen auf eine andere Basis gestellt werden. Im Sinne der Förderung seien die Gesundheitstage in öffentlichen Konstrukten oder bei einem gemeinnützigen Verein als Träger einfach "besser aufgehoben" als in privatwirtschaftlichen Strukturen.
Dass Elisabeth Müller sich zur Rettungsaktion für eine Veranstaltung entschloss, die in den vergangenen Jahren viel zur Außenwirkung des Gesundheitstandorts Bad Kissingen beigetragen hat, begründet sie mit dem Verweis auf ihre jahrelange Verbindung mit den Kerngedanken des Fördervereins und der Gesundheitstage. Sie sei Gründungsmitglied des Fördervereins, habe lange dessen Vorstand angehört und die Gesundheitstage all die Jahre begleitet. Als sie dann schließlich von den Schwierigkeiten des Fördervereins erfuhr und davon, dass die öffentliche Hand zumindest kurzfristig keine Lösung bereitstellen konnte, habe sie das "finanzielle Risiko übernommen, damit die Kontinuität bleibt".
Neubeginn
Ohne diesen Schritt hätte es vermutlich 2020 keine Gesundheitstage gegeben. Und ohne Gesundheitstage 2020 würde es Bad Kissingen bestimmt viel schwerer fallen, 2021 neu zu beginnen. Vorausgesetzt, dass der Standort diesen Neubeginn tatsächlich will.