Von Babyschwimmen bis zu Stationsleiter-Kursen für Pflegepersonal , vom Hygiene-Seminar bis zu den jährlichen Gesundheitstagen mit rund 20 000 Besuchern reichte das Angebot des Fördervereins Gesundheitszentrum. Im April gab es noch einen Wechsel an der Spitze, doch die neue Vorsitzende Sabine Hein hat bisher vor allem ein Projekt: "Bis Jahresende wollen wir den Verein ordentlich auflösen."
Sabine Hein, seit fünf Jahren Verwaltungsleiterin der Capio-Franz-von-Prümmer-Klinik in Bad Brückenau, gehört dem Vorstand des Fördervereins bereits seit fast zwei Jahren an. Trotzdem war ihr vorher nicht ganz klar, worauf sie sich im April einließ: "Mir war die Situation nicht in dem Maß bewusst", kommentiert sie die wirtschaftliche Lage des Vereins bei der Übernahme. Bereits Ende 2018 war die Kinder- und Jugendakademie Saaletal aufgelöst worden. "Da waren wir einfach nicht mehr konkurrenzfähig", verweist Hein auf stark sinkende Teilnehmerzahlen.
Geschäftsstelle geschlossen
Als dann bei der 22. Auflage der Gesundheitstage kurzfristig Aussteller absagten, sah Hein Handlungsbedarf: "Bei den Gesundheitstagen ist eigentlich immer etwas übrig geblieben, womit wir defizitäre Bereiche unterstützen konnten, heuer war das nicht der Fall." Hein bedauert sehr, dass keine Zeit mehr war, neue Konzepte zu entwickeln. Der Verein habe keine großen Rücklagen und sie habe eine Insolvenz verhindern wollen. Deshalb wurden vier der fünf Mitarbeiter Ende August entlassen, Geschäftsführerin Monika Lömmer organisierte bis Ende September die Räumung der Büros in der Salinenstraße. Mittlerweile ist der Telefonanschluss abgemeldet, die Homepage soll demnächst offline gehen. Hein hofft, dass unter anderem durch den Verkauf der etablierten Marken und von Domains wie www.gesundheitsakademie.de noch Geld in die Kasse kommt, um alle offenen Forderungen begleichen zu können. Denn: Noch gibt es Gläubiger, die auf ihr Geld warten.
Lob für die Mitarbeiter
Vorsitzende Sabine Hein berichtet auch, dass es vor dem Aus noch einen Hilferuf an die 49 Mitglieder gegeben habe, unter anderem sind der Bad Kissinger OB Kay Blankenburg und Landrat Thomas Bold stellvertretende Vorsitzende. "Es gab vereinzelte Spenden, aber wir konnten keine neuen Fördergelder aktivieren", fasst Hein das Ergebnis zusammen. Heins Stellvertreter Blankenburg und Bold lehnten gestern Stellungnahmen zum Aus des Fördervereins ab.
Aber es gibt auch positive Aspekte: "Das Team hat eine brillante Arbeit geleistet", lobt Sabine Hein die Mitarbeiterinnen. Die meisten haben bereits neue Jobs gefunden, zum Teil mit dem alten Aufgabengebiet, denn: Mit Ausnahme der Kinder- und Jugendakademie bleiben die meisten Angebote erhalten. "Es gibt auch 2020 Gesundheitstage , und zwar vom 24. bis 26. April", berichtet etwa Elisabeth A. Dichtl. Sie betreut seit Jahren die Gesundheitsmesse und wird das auch in Zukunft tun: Unternehmerin Elisabeth Müller hat sie zur "Laboklin"-Tochter "Labovital" geholt. "Wegen der Kürze der Zeit wird viel erst einmal beim Alten bleiben", teilt Elisabeth Müller von einer Geschäftsreise in China aus mit. Für 2021 werde dann das Konzept in Absprache mit allen Partnern überarbeitet.
Auch etliche Kurse sind gesichert: Die Stadt bestätigt, dass die Kinder-Schwimmkurse im Hallenbad stattfinden. Zumindest zwei Seminare übernimmt das Rhön-Saale-Gründerzentrum: "Uns ist wichtig, dass die Angebote hier am Standort erhalten bleiben", sagt Geschäftsführer Matthias Wagner. Deshalb gibt es am 21. Oktober den eintägigen Workshop "Refresher-Seminar für Praxisanleiter" und ab 25. November läuft der achtmonatige Kurs "Praxisanleitung in der Pflege" an. Für beide Angebote war die Mindest-Teilnehmerzahl bereits erreicht. "Alles weitere müssen wir noch besprechen und prüfen", betont Wagner.
Zur Übernahme der vereinseigenen Bad Kissinger Hygieneakademie ist die Vorsitzende in Gesprächen mit dem Verein für Infektionsprävention und Hygiene im Gesundheitswesen mit Sitz in Fürth. Im Familienprogramm bot der Verein außerdem zum Teil von Krankenkassen geförderte Kurse für Familien mit Kindern und Menschen jeden Alters an. Hier hofft Sabine Hein, dass die Volkshochschule vieles davon übernimmt.
Beschluss steht noch aus
Auch wenn es in vielen Bereichen weitergehe, bedauert Hein, dass es ihr nicht gelungen ist, dem Verein neue Strukturen zu geben. "Die Kurse waren gut besucht", betont sie, aber die gesetzlichen Vorgaben würden immer schärfer. Außerdem gibt es immer mehr Konkurrenz : In der Pflege etwa vom Rhön-Campus in Bad Neustadt oder vom Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt . Deshalb schlage sie den 49 Mitgliedern demnächst in einer Versammlung die endgültige Auflösung des Vereins vor.