Martinshorn und Blaulicht kommen nicht zum Einsatz, aber trotzdem verschafft die eher gemächliche Einsatzfahrt dem kantigen roten Oldtimer Beachtung. Joachim Galuska, Gründer der Heiligenfeld Kliniken für Psychosomatische Medizin in Bad Kissingen, startet eine Aufklärungstour, um auf die psychischen Folgen der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen.
Dabei schwingt auch Kritik mit. „Die gegenwärtige Zeit hat uns erneut die Vernachlässigung des Seelischen und des Zwischenmenschlich-Sozialen vor Augen geführt. Die meisten Bevölkerungsgruppen sind durch Infektionsgefahr begründete Ängste und durch langdauernden Stress, angesichts von Vorschriften und Einschränkungen, psychisch massiv belastet“, sagt Joachim Galuska.
Gleichzeitig habe ein einseitiger Blick von Politik und Gesundheitswesen auf die körperliche Dimension die seelische und soziale Dimension des Menschen vernachlässigt. Durch den "Corona-Burnout " seien bei vielen Menschen persönliche Krisen entstanden, die unbeachtet seelische Erkrankungen nach sich ziehen können. Schon jetzt sieht er eine zunehmende Zahl von Angst- und Stressfaktoren sowie psychische Erkrankungen, so der Experte.
Gespräche mit Politik, Kultur und Medien
Um das zu verdeutlichen, werden Joachim Galauska und seine Frau Uta an verschiedenen Stationen in Bayern Halt machen. Sie fahren unter anderem von Bad Kissingen über Schweinfurt, Würzburg und Münsterschwarzach nach Uffenheim, Waldmünchen, Regensburg und schließlich München. An den einzelnen Orten wird es laut der Ankündigung neben künstlerischen Veranstaltungen und Gesprächen mit Vertretern aus Medizin, Politik, Kunst und Kultur Raum für Begegnung und Austausch geben.
Mit einem "Aufruf zum beseelten Leben" wollen sie gleichzeitig aufzeigen, wie „Corona-Resilienz“ gelingen kann. Der Anspruch von Ehefrau Uta Galuska ist es, durch ihre Auftritte unterwegs mit eigenen, in künstlerischer Schrift gestalteten Gedichten Schönheit und Poesie in die Welt zu schenken. "Kunst ist eine schöpferische Kraft. Sie kann heilsam sein", wirbt sie bei Menschen dafür, eigene Potenziale zu entdecken. Gleichzeitig möchte sie auf die gegenwärtig schwierige Situation vieler Künstler aufmerksam machen.
Livestream im Internet
Die Begegnungen unterwegs sollen auch Antworten auf die Frage suchen, was dabei helfen könne, die gegenwärtige Krise zu überstehen. Dabei gehe es ums Nachdenken, aber auch Ansatzpunkte für Reflexion auch von jedem selbst. "Jede Krise ist auch eine Chance", rät Galuska dazu, Möglichkeiten für Veränderung auszuloten.
Bei einer einstündigen Eröffnungsveranstaltung zu der Tour in der Parkklinik Heiligenfeld wiesen führende Ärzte vor allem auf die seelischen Entbehrungen von Kindern während der sozialen Distanzierung hin. Sinnvoller sei es stattdessen, eine soziale Unterstützung auszurufen. Die Tour kann samt Zeitplan und Livestream unter www.heiligenfeld.de/poesiemobil verfolgt werden.
Ich denke es betrifft nicht nur die von "Lesen.bildet" angesprochenen älteren Menschen sondern Personen aller Altersschichten - Kinder und Jugendliche, Alleinstehende, Familien und viele mehr.
Dadurch, dass sich viele nicht sehen konnten ist vieles angeknackst oder sogar zerbrochen! Familie, Freunde und Bekannte, Vereinsleben und vieles mehr. Nicht jeder schafft es ohne Probleme das alles wieder in den Griff zu bekommen. Dazu der ständige Pessimismus der die letzten 1,5 Jahre verbreitet wurde, Panikmache allerorten. Das nagt zum Teil an der Psyche. Sorgen im Beruf weil man vielleicht von einem Berufsverbot betroffen war, Sorgen in der Familie weil Kinder nicht in die Schule konnten, Einsamkeit weil Kontakte schwer waren. Schuldgefühle wenn man sich doch nicht an alle Vorgaben 100% gehalten hat.
Meiner Meinung nach wird diese Thematik sträflich vernachlässigt!
Alte Menschen in Pflegeheimen, die nach einem langen Leben der Selbstbestimmung plötzlich „entmündigt“ wurden und ihnen der Umgang mit ihren engsten Verwandten und Freunden untersagt wurden.
Die nicht gefragt wurden, ob sie diese extreme Distanzierung überhaupt wollen. Sie wurden in die Einsamkeit geschickt, auf ihre Zimmer in den Pflegeheimen. Isoliert, um sich ja nicht anzustecken.
Für demente alte Menschen war das noch schlimmer. Sie konnten gar nicht verstehen, warum sie keinen Besuch mehr bekamen und kein Streicheln oder Hand halten mehr erfahren durften.
Man muss sich das mal vorstellen: Den ganzen Tag alleine im Zimmer sein. Einsamkeit. Wochenlang, monatelang. Alleine. Nur zwischendurch das Pflegepersonal, das mit Maske und Schutzanzug Essen und Medikamente bringt und versorgt. Was für ein seelisches Leid!