
Warum zum landesweiten Impfstart am Sonntag in allen bayerischen Impfzentren nicht die angekündigten Tagesrationen – in Bad Kissingen sind das 300 Impfdosen – ankamen, konnte Landrat Thomas Bold am Sonntagmorgen nicht beantworten. Am Samstagnachmittag hatten Mitglieder des Technischen Hilfswerks Bad Kissingen den Impfstoff aus Würzburg abgeholt.
Am Sonntag um 8.30 Uhr traf sich Bold mit der Leitung des Impfzentrums und den Freiwilligen aus dem Landratsamt, die die Impfteams verwaltungstechnisch unterstützen, im Tattersall zur Lagebesprechung. Dann ging’s mit dem wertvollen Impfkoffer zum gegenüberliegenden Seniorenheim St. Elisabeth in der Salinenstraße, wo kurz nach neun Uhr die ersten Senioren*innen den für die Zukunft schützenden Piks in den Oberarm erhielten.
Auch Pflegepersonal wird geimpft
20 Fläschchen mit dem tiefgekühlten Impfstoff standen am Sonntag in Bad Kissingen zur Verfügung. Aus einem Fläschchen Serum können im Normalfall fünf Impfungen verabreicht werden. Die meisten dieser 100 Impfdosen werden am Sonntag wohl im Seniorenheim St. Elisabeth verimpft werden, sagte Bold am Morgen. Dort leben etwa 70 Personen. Wie viele davon im Vorhinein einer Impfung zugestimmt hatten, war beim Pressetermin nicht zu erfahren. Klar war hingegen, dass der betreuende Heimarzt Dr. Martin Fitzke mit seinem Team dort auch Personen aus dem Pflegedienst mitimpfen wird.

Denn auch Pflegepersonal steht auf der Liste derer, die zuerst geimpft werden, ganz oben. Unter diese Kategorie 1 fallen zum einen alle Personen im Landkreis über 80 Jahren, sowohl in Seniorenheimen als auch zu Hause, erklärte Thomas Schoenwald, der verwaltungstechnische Leiter des Impfzentrums. Eingebunden sind in der ersten Stufe zudem ambulante Pflegedienste, sowie Personen aus medizinischen Einrichtungen, die vulnerable Patienten betreuen (beispielsweise auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, beim Rettungsdienst oder in onkologischen Abteilungen von Krankenhäusern).
Keine neue Lieferung am Montag
Am Sonntagnachmittag war geplant, dass ein zweites Team das Seniorenheim Saaleufer in Bad Bocklet besucht, wo sich etwa 30 Personen impfen lassen konnten. Und dann war mit dem Impfen für diesen Sonntag auch schon Schluss.
Am Montag, 28. Dezember, wird es keine neue Lieferung geben, wusste Schoenwald schon am Sonntagmorgen. Für den 29. Dezember sind dann allerdings 375 weitere Impfdosen für den Landkreis Bad Kissingen angekündigt. "Und auch zu Silvester sollen nochmal so viele kommen", sagte Schoenwald, runzelte aber gleichzeitig nachdenklich die Stirn, weil eben derzeit alles noch etwas ungewiss ist.
Software des Freistaats kam rechtzeitig
Immerhin traf am vergangenen Mittwoch dann doch die vom Freistaat angekündigte Impf-Software auch im Landkreis Bad Kissingen ein. Dort hatte man sich allerdings nicht auf das digitale Paket aus München verlassen wollen und selbst mit einer eigenen Software für den Impfstart vorgesorgt. "Jetzt hieß es aber aus München, dass wir das nicht weiterverfolgen sollen", sagte Bold.

Die neue All-in-Software des Freistaats soll alle erforderlichen Informationen in einem abbilden, also beispielsweise die Namen der Geimpften, ihre Anmeldedaten und auch die Termine, zu denen nachgeimpft werden muss. Im Fall des Biontech/Pfizer-Impfstoffs ist das nach 21 Tagen der Fall. Allerdings fehlt in der staatlichen Daten-Plattform noch das Anmeldesystem für alle Personen, die sich später im Impfzentrum einen Termin geben lassen wollen.
Impfen im Tattersall erst in ein paar Wochen
Denn wer zum Impfen an der Reihe ist, sollte sich in erster Linie online anmelden, dann sind diese Daten sofort registriert und der Nachimpftermin steht quasi fest. Für ältere Menschen, die auf dem Computer nicht fit sind, besteht auch die Möglichkeit, sich telefonisch anzumelden. Dieses Anmeldesystem wird Mitte Januar erwartet, sagte Bold. Daraus ergibt sich dann auch, dass man mit den breit angelegten Impfungen im Tattersall wohl erst Mitte bis Ende Januar beginnen kann.
Vermutlich werde man den Ablauf der Impfungen im Zentrum am Salinenparkplatz Mitte Januar zunächst mit einigen Personen der oben genannten Schutzkategorie 1 erproben, um den Ablauf zu testen und gegebenenfalls zu optimieren, sagte Verwaltungsleiter Schoenwald.
Benachrichtigung im Briefkasten
Doch wie erfahren die Menschen im Landkreis überhaupt, wann sie mit dem Impfen dran sind? Nach Bolds Angaben werden die Bürger bayernweit angeschrieben und bekommen Informationen zur Impfung und zur Anmeldung. "Aber auch wir im Landkreis werden die Leute wahrscheinlich nochmal gezielt anschreiben." Zudem kann sich jeder Interessierte schon bald selbst informieren, denn der Freistaat startet in diesen Tagen eine groß angelegte Informationskampagne.