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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Drei Stadträte verlassen CSU-Ratsfraktion
Aus der Stadtratswahl am 15. März ging die Kissinger CSU mit einem Sitz Verlust noch als stärkste Fraktion hervor. Jetzt kehren ihr drei Stadträte überraschend den Rücken.
Verlässt die CSU-Fraktion im Kissinger Stadtrat: Klaus Bollwein.
Foto: Siegfried Farkas | Verlässt die CSU-Fraktion im Kissinger Stadtrat: Klaus Bollwein.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 16.05.2020 02:10 Uhr

Bis Freitagnachmittag konnte die Bad Kissinger CSU noch davon ausgehen, dass sie auch im neuen Stadtrat die größte Fraktion stellt. Jetzt sieht es so aus, als hätten die Christsozialen statt der gewählten neun Rätinnen und Räte bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrats am kommenden Dienstag nur noch sechs Fraktionsmitglieder. Drei - nämlich Klaus Bollwein, Martina Greubel und Thomas Schlembach - haben am Freitagnachmittag ihren Austritt aus der Fraktion verkündet.

Martina  Greubel
Foto: Dawn Hänsch | Martina Greubel

Nach eigenen Angaben wechseln die drei CSU-Leute zur DBK. Die hat zwar bei der Wahl auch einen Sitz verloren. Rein rechnerisch wird die bis jetzt vierköpfige Fraktion mit den drei Neuen nun aber zur größten Fraktion im neuen Stadtrat. Die CSU hat nur noch sechs, die SPD sechs plus Oberbürgermeister und die DBK dann sieben.

Auswirkungen auf die Wahl der OB-Stellvertreter?

Ob das auch Auswirkungen auf die Wahl der Stellvertreter des Oberbürgermeisters hat, wird sich am Dienstag im Stadtrat zeigen. Die Aussichten des bisherigen zweiten Bürgermeisters Toni Schick (DBK) haben sich durch den Vorgang jedenfalls vermutlich verbessert. Dagegen sind die Chancen auf eine Wiederwahl für Thomas Leiner (CSU), der bisher Dritter Bürgermeister war, bestimmt nicht besser geworden.

In einer Mitteilung für die Presse vom Freitagabend beschreiben die drei abtrünnigen CSU-Ratsmitglieder ihren Schritt als "nicht überraschend". Denn in der CSU-Stadtratsfraktion "kriselt" es nach ihren Worten bereits seit Jahren. Schon die Fraktionsaustritte von Bernhard Schlereth und Michael Heppes im vergangenen Herbst seien Beispiele dafür.

Klage über fehlende Wertschätzung

Thomas Schlembach
Foto: Dawn Hänsch | Thomas Schlembach

Als Hintergrund der Austritte nennen Bollwein, Greubel und Schlembach jetzt die aus ihrer Sicht mangelnde Wertschätzung amtierender und zum Teil altgedienter Ratsmitglieder bei der Aufstellung der Kandidatenliste für die Wahl.  Die "zugeteilten Listenplätze für Greubel, Schlembach und Bollwein" seien deutlich schlechter gewesen als die jeweils erreichten Wahlergebnisse 2014. Doch alle drei hätten die Herausforderung angenommen.

Das Ergebnis habe ihnen recht gegeben, heißt es in der Mitteilung der Drei. Schlembach sei von Listenplatz 12 auf Platz 4 vorgewählt worden, Bollwein von 11 auf Platz 5. Martina Greubel wurde sogar Stimmenkönigin der neuen Stadträte. 

Kritik an fraktionsinterner Personalie

Aktuell beklagen die drei Abtrünnigen nun, dass es Steffen Hörtler, dem Vorsitzenden des Ortsverbands und der Fraktion, "nicht wichtig" gewesen  sei, "die Fraktion zu vereinen und auf einen gemeinsamen Weg zu bringen". Kritik äußern die drei dabei vor allem an einem Teilergebnis der Vorstandswahl. Ohne seinen Namen zu nennen, machen sie den neuen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Lutz "für die jahrelangen Querelen" verantwortlich.  Alle drei hätten schon vor der Wahl deutlich gemacht, dass sie diese Personalie nicht mittragen würden. Mangelnde Wertschätzung haben ihnen nun "keine andere Wahl gelassen, als diese Fraktion zu verlassen".

Als "neue politische Heimat" bezeichnen Greubel, Schlembach und Bollwein in ihrer Mitteilung die DBK-Stadtratsfraktion. Dort sähen sie die Möglichkeit, "konstruktive und zielorientierte Sachpolitik im Sinne ihres Wählerauftrags" zu leisten.

Wählerwille erfüllt?

Die Frage nach dem Wählerauftrag stellte Steffen Hörtler für die CSU-Fraktion angesichts der drei Austritte in einer ersten Stellungnahme auf die Austritte am Freitagabend aber auch. Natürlich sei es für die CSU-Fraktion "unglaublich bedauerlich", dass die Drei die Fraktion verlassen. Nachvollziehen könne er den Schritt "in der jetzigen Situation" nicht. In der neuen Wahlperiode sei doch noch gar nichts weiter passiert. Da müsse man sich fragen, ob überhaupt der Wählerwille erfüllt werde. Oder ob die Drei nicht eigentlich ihre Sitze zurückgeben müssten.

Niederlage bei interner Wahl

Zu den Gründen der Austritte gibt es in der CSU Vermutungen, die in der schriftlichen Begründung der drei Beteiligten nicht angesprochen werden. Zwei der drei Abtrünnigen werden in einem Schreiben zahlreicher anderer Listenkandidaten, das dieser Redaktion vorliegt, heftig kritisiert, weil sie sich geweigert hätten, einen nachzuzahlenden Teilbeitrag der Kandidaten zu den Wahlkampfkosten zu überweisen.

Und Martina Greubel war, wie berichtet, bei der Wahl des Fraktionsvorsitzenden in der konstituierenden Sitzung der CSU-Fraktion überraschend gegen Steffen Hörtler angetreten. Diese Kräftemessen habe sie, heißt es aus der CSU, dann aber "in einer demokratischen Wahl" verloren.

 
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  • JEWUWA
    Was für eine Posse,
    wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich die ganze Zeit darüber lachen.

    Da ging es Frau Greubel auf Teufel komm raus ja anscheinend nur um Posten oder Titel.

    Wie kann man denn so einen drastischen Wechsel vom Lager A ins Lager B mit Erhaschung des ersten stellv. Fraktionsvorsitzenden bei der DBK erklären?

    In unsere deutschen Geschichte fällt mir dazu nur der Wendehals ein. Ich glaube so wird mir Martina Greubel immer in Erinnerung bleiben - „Der Wendehals von Bad Kissingen“

    ... und dann noch 3 Stimmen für Greubel bei den Bürgermeisterwahlen. 😂 Wer die 3 Wähler wohl waren... zumindest passt ja die Anzahl auf die „Wechsler“.

    Ich kann aber die DBK auch nicht ganz verstehen, wie teuer hat man sich da jetzt die Sitze erkauft hat. Da steht eine Frau Greubel auf der CSU-Liste und wird ganze 50 plus Tage später stellv. Fraktionsvorsitzende der DBK?

    Naja, dieser Vorgang sucht wirklich seinesgleichen.

    Lieber, lieber Wähler, erinnert Euch und lasst Euch nicht verar
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  • lbs
    @ JEWUWA
    Neu hier als Kommentarler und dann gleich so einen, den man nicht besser schreiben kann. Dankeschön dafür!
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  • robert.erhard@gmx.de
    Ehrlichkeit
    Geradlinigkeit
    Zuverlässigkeit

    Das war der Wahlkampfslogan!

    Und jetzt werden all die vor den Kopf gestoßen, die ihnen die Stimmen gegeben haben.
    In einer Demokratie gibt es eben auch beide Seiten! Gewinner und Verlierer. Dafür braucht es Stimmen.

    Wenn man diese von Wähler bekommt und so aus Peer Machtgierig oder Egoismus reagiert, hat man in diesem Gremium nichts verloren!

    Ein Rücktritt ist das einzig richtige!
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  • Atnerva
    Da können Sie vermutlich bei derartigen Charakteren lange warten.
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Dem kann ich nur zustimmen!

    Es wird schon seine Gründe haben, warum die anderen CSU-Kandidaten Frau Greubel nicht als Fraktionsvorsitzende wollten.
    Sie hatten wesentlich mehr und näher mit Frau Greubel zu tun, als die Wähler.
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  • belissimo
    Einfach ausgedrückt: Betrug am Wähler!!
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  • bernd@czelustek.de
    Die CSU hat eine Stadtratsliste beschlossen, auf der die drei standen. Damit hat die CSU erklärt, dass deren Meinung wichtig für sie ist. Die Wähler/innen haben dies bestätigt, indem gerade diese drei eindrucksvoll gewählt wurden. Wenn nun die Partei und Fraktionsführung es nicht schafft, die Meinung derjenigen zu akzeptieren, die sie selbst auf ihre Liste gesetzt hatten, was bleibt denen dann anderes übrig als sich zu "verabschieden"?
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Das kann man auch umgekehrt sehen. Die Drei haben sich für die CSU - aus welchen Gründen auch immer - entschieden. Sie wurden von den Wählern mitunter auch aus diesem Grund gewählt und nun treten sie nicht mal ersten zu konstituierenden Sitzung an. Begründung es kriselt schon seit Jahren. Warum ist ihnen das erst jetzt nach der Wahl eingefallen?
    Da kann man vor Herrn Schlereth und Herrn Heppes nur den Hut ziehen. Sie hatten Rückgrat und wechselten vor der Wahl.
    Ein Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt zeigt ganz klar, dass konstruktive Teamarbeit bei den Dreien nicht sehr ausgeprägt ist. Geht es nicht nach ihren Vorstellungen dann wird halt gewechselt.
    Ich wünsche der DBK viel "Spaß" mit ihren Neuen. zwinkern
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  • bernd@czelustek.de
    Kann man zugegeben so sehen. Die Tatsache, dass Sie weit vorgewählt wurden, zeigt aber dass das in erster Linie nicht wegen der Partei war. Und sich für eine Partei entscheiden darf doch nicht heißen, die eigene Meinung aufzugeben! Ein Geschmäckle bleibt, da haben Sie Recht. Ich halte die Entscheidung aber für respektabel.
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  • Atnerva
    Wenn Sie dieses Verhalten für respektabel halten, dann diskreditieren Sie sich in meinen Augen für weitere Diskussionen.
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  • bernd@czelustek.de
    Da habe ich von Ihnen schon differenziertere Äußerungen gelesen. Schade!
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Was ist daran respektabel? Wenn man nicht mal seinen Beitrag zum Wahlkampf zahlt, sondern aus der Partei austritt.

    Die gewählten Stadträte kannten sich schon seit Jahren. Da hätte man vorher austreten müssen und können.

    Dem Wähler haben sie ihre Schokoladenseite präsentiert und nun ihr wahres Gesicht gezeigt. Wäre interessant, wie nun die Wähler entschieden hätten.
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  • Atnerva
    Die Geschichte ist doch wahrscheinlich eine ganz andere.

    Es gab schon vor den Wahlen, ich nenne es mal Unstimmigkeiten zwischen ihnen und der Kissinger CSU. Die hinteren Listenplätze waren dem wohl geschuldet.
    Jetzt nachdem sie gewählt worden sind, haben sie es ihrer Fraktion heimgezahlt.
    Vielleicht hatten sie dies sogar schon geplant, wundern würde es mich nicht.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Egal wer "schuld" daran hat - die Situation war ja laut Artikel schon vorher bekannt gewesen... Vielleicht hätte man die Situation vor der Wahl und schon vor der Listenaufstellung klären können und gegebenenfalls die Konsequenzen daraus ziehen können.

    Das ist wohl nicht passiert - da müssen sich alle Beteiligten an die eigene Nase fassen. Was jetzt passiert ist wirft auf ALLE Beteiligten ein ungünstiges Licht, nicht nur auf die "Ausgetretenen".

    Es ist sonderbar das ausgerechnet die Politik in der es auf Kompromisse ankommt die größten Egomanen anzuziehen scheint! Dies führt kurz- und mittelfristig möglicherweise zum Erfolg, langfrisig hinterläss es nur Trümmer.
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  • Aidualk
    Wieder mal ein Lehrstück zum Thema „... und wenn sie gewählt sind, machen sie sowieso was sie wollen.“
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  • lbs
    Wer aber auf bessere Positionen will und diese nicht bekommt, der wechselt halt einfach die Partei. Das kann aber dann auch nicht den Personen Achtung verschaffen.
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  • bernd@czelustek.de
    Ich zitiere mal aus einem Ihrer Leserbriefe aus dem Jahr 2007: "Gerne wollten XXX und ich als Kandidat der CSU wieder als Stadtrat kandidieren, doch die können – und da haben sie was gemeinsam mit Herrn Laudenbach – auch nicht mit Kritikern umgehen. Man braucht dort für die nächste Wahlperiode nur Leute die wohl zu allem „Ja“ sagen sollen."
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Liest man Berichte über die CSU KG denkt man unweigerlich an die 1o kleinen Negerlein.

    Es ist erstaunlich, angeblich kriselt es schon jahrelang. Warum erfolgt der Austritt erst jetzt? Wollten die Drei auf Nummer sicher gehen und über die CSU ihre Stimmen und Wahlkampfunterstützung bekommen? Es ist allgemein bekannt, dass die CSU mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat als die örtliche DBK.

    Schaut man den CSU-Wahlkampf über die vergangenen Jahre an, so wird sehr schnell deutlich, dass hier einige Personen gerne im Mittelpunkt stehen. Da ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, im Team sachgerechte Entscheidungen zu treffen. Die Wahl des Fraktionsvorsitzenden und ihre Folgen hat dies sehr deutlich gezeigt.

    Ob Frau Greubel in der DBK richtig ist? DBK ist die Abkürzung für Demokratische Bürger Kissingen. Ihre Niederlage bei der demokratischen Wahl des CSU-Fraktionsvorsitzenden nahm sie wohl mehr als persönlich. Statt Akzeptanz folgte ihr Austritt.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Einige Wähler lassen sich aber immer von der Partei blenden!!!
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  • eboehrer@gmx.de
    Eine Stadtratswahl ist normalerweise nie eine Parteienwahl, sondern liegt an der Person - siehe die Wahl vom März 2020
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