
Entspannt geht es zum Wochenbeginn morgens auf dem Campingplatz in Bad Kissingen zu. Viele Stellplätze sind leer, das satte Grün des gepflegten Rasens und der Bäume und Sträucher dominiert die beschauliche Atmosphäre. Viele, die über das Wochenende da waren, sind abgereist. Erst am Nachmittag verspricht es wieder voller zu werden auf dem Gelände an der Saale nahe der Südbrücke.
Aber das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 hat der Knaus Campingpark bei den Gästezahlen noch nicht wieder erreicht. Kein Wunder: Erst seit 21. Mai ist er wieder offen. Die sechsköpfige Belegschaft ist teilweise wieder aus der Kurzarbeit zurück. "Es gibt viele Reservierungen", schaut Platz-Managerin Sandra Riesen zuversichtlich voraus. Gegenwärtig sei noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren.
Unterschiedliche Hygienevorschriften
Dafür sieht Sandra Riesen einen Grund. Von Bundesland zu Bundesland seien die Hygienevorschriften sehr unterschiedlich. "Damit sind manche vielleicht etwas überfordert", kommentiert sie schmunzelnd den Flickerlteppich der Regelungen. Sie weiß, wovon sie spricht. Denn am Telefon gebe es häufig Anfragen in diese Richtung.

Dass in Bayern bei Unterschreitung der 100er-Inzidenz die Sanitärräume benutzt werden dürfen, hören Camper gerne. Und dass beim Einchecken mit Maske an der Rezeption ein Formular über einen negativen Schnelltest gezeigt werden muss, nehmen Gäste durchaus in Kauf.
Dass die Anmeldung entsprechend länger dauert, darauf hat sich das Campingplatz-Team bereits eingestellt. In den Stoßzeiten zur Hauptanreisezeit wird deshalb in doppelter Besetzung gearbeitet. Ein Mitarbeiter nimmt am Tresen die Daten der Ankömmlinge auf, ein zweiter kontrolliert derweil draußen die Testergebnisse. Wer seine Personalien vorher per E-Mail schickt, kann schneller aufgenommen werden. "Auf jeden Fall achten wie darauf, dass sich die Wohnmobile nicht draußen auf die Straße zurück stauen", sagt Sandra Riesen.
Hinter ihrer Mannschaft liegen ein paar härtere Tage. Zur Vorbereitung auf die Wiedereröffnung im Wonnemonat blieben gerade vier Tage Zeit. Rasen und Hecken waren wegen der unklaren Perspektiven zuvor lange nicht geschnitten worden. Die Erlaubnis aus München kam relativ überraschend.
Nun legen also wieder Gäste auf dem gepflegten Gelände die Füße hoch. Insgesamt stehen 100 Stellplätze für Camping-Fahrzeuge zur Verfügung und 40 auf der Zeltwiese. Im Jahr 2019 wurden zudem bestehende Mobilheime durch sechs winterfeste Exemplare ersetzt.
Das Publikum wird jünger
Die Auslastung der verschiedenen Bereiche spiegelt den Wandel bei den Campinggewohnheiten wieder. "Die Zeltwiese ist nicht so das ganz große Thema", räumt Sandra Riesen ein. Mit Übernahme des Campingsparks durch Knaus im März 2018 war das Bestreben verbunden, dem zwanglosen Reisenden Tür und Tor zu öffnen. Die vorherigen Betreiber hätten eher auf die Etikette geachtet, bis hin zur exakten Ausrichtung der Wohnmobile auf dem Platz.
Wie es Camper mögen, weiß die Chefin des Platzes aus eigener Anschauung. Sie wohnt mit ihrem Mann Dieter Mayer ganzjährig im Wohnwagen auf dem Platz. "Das macht Spaß und von hier aus sehe ich alles", freut sie sich über den Arbeitsplatz vorwiegend an der frischen Luft. Der Hang zur gelockerten Platzordnung zeigt Wirkung, freut sich Sandra Riesen. "Das Publikum wird jünger", beschreibt sie eine Entwicklung. Allerdings reisen selbst Neueinsteiger inzwischen eher mit Reisemobil als mit Zelt.
14 000 Übernachtungen im Jahr 2019
Im Jahr 2019, dem ersten und einzigen, das die neue Platz-Managerin vor Corona bisher als ganzes vollständiges erlebte, verzeichnete der Platz rund 14 000 Übernachtungen. Saison ist das ganze Jahr über. Auffallend ist, dass viele Stammgäste darunter sind, die teils öfter für mehrere Wochen bleiben. Eine lange Warteliste gebe es für die 17 Dauerstellplätze. Sogar Bad Kissinger machen von der Option Gebrauch, in der wärmeren Jahreszeit nahe an der Saale zu wohnen. "Ständig ausgebucht" (Riesen) seien die Mobilheime.
Noch nicht so gut angelaufen ist nach Corona der Biergarten mit seinen 100 Sitzplätzen. "Der einzige weit und breit an der Saale", sagt Dieter Mayer, der für die Bewirtung auch des Bistros zuständig ist. Den schleppenden Zulauf unter Einheimischen führt er zum einen darauf zurück, dass Einheimische beim vorherigen Platzbetreiber nicht so erwünscht gewesen seien. "Jetzt trauen sich manche noch nicht so richtig", findet er. Auswirkungen zeige aber auch die Fußball-Europameisterschaft. Da sei ein starker Zug der Menschen hin zum heimischen Fernseher zu beobachten.
Um die Zukunft des Platzes ist den Betreibern aber nicht bange. Letztes Jahr haben sie den Spielplatz um neue Geräte erweitert. Dies ist eine weitere Möglichkeit, um die Verjüngung des Campings in Bad Kissingen voranzutreiben.
Ich gebe jedem seine Chance.