
Nicht erst seit der Pandemie steigen immer mehr Urlauber auf das Wohnmobil als rollendes Ferienhaus um. Im Landkreis Bad Kissingen und der Rhön hat man sich auf diesen Trend eingestellt und rechnet mit einem Ansturm der Wohnmobilisten, sobald die Corona-Beschränkungen gelockert werden.
Die Zahl der Wohnmobilstellplätze ist im Landkreis in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Vielerorts gibt es ausgewiesene Möglichkeiten. Die Bandbreite reicht von der einfachen Stellmöglichkeit auf einem Parkplatz bis hin zum gut ausgestatteten Campingplatz mit zusätzlichen Serviceeinrichtungen. Eines scheint überall gleich zu sein: Die Plätze sind gefragt - mit und ohne Komfort. Somit ist der Wohnmobiltourismus in der Region zum ernst zunehmenden Wirtschaftsfaktor geworden. Das ist auch die Überzeugung von Karl-Heinz Reuß, der in Diebach neben einer Gaststätte einen bei Campern beliebten Wohnmobilstellplatz betreibt. "Die Leute lassen Geld da. Es ist eine Aufwertung für die Region", sagt Reuß, dessen Platz im Ranking einer Wohnmobilisten-Zeitschrift deutschland- und bayernweit ganz vorne liegt.
Steigende Nachfrage
"Bei der Rhön GmbH registriert man "einen wachsenden Bedarf der Reisenden nach gut ausgestatteten Stellplätzen und interessanten Wegstrecken sowie Ausflugszielen in der Rhön", so Julia Hemmert von der Rhön GmbH. Das bemerke man an der Anforderung von Werbeprospekten, aber auch in den Beratungsgesprächen , die die Tourismuseinrichtung über die kostenfreie Servicenummer erreichen. Auf den Die Social-Media-Kanäle des Rhöntourismus steige die Beliebtheit dieses Themas. "Wir arbeiten mit den Akteuren vor Ort an Lösungen, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigten", heißt es in einer Stellungnahme auf Anfrage dieser Zeitung.
Das vordringliche Bedürfnis aller ist momentan, dass die Corona-Beschränkungen gelockert werden und überhaupt wieder Wohnmobil-Reisen möglich sind. Denn derzeit sind Reisen im Wohnmobil zu touristischen Zwecken nicht erlaubt. Darauf verweist Julia Hemmert von der Rhön GmbH ausdrücklich; es sei aktuell nicht möglich mit Wohnmobil oder -wagen in der Rhön Urlaub zu machen. Eine Gesetzes-Lücke oder Grauzone gibt es jedoch. Um die Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen, kann man, wo erlaubt, nachts parken. Am Diebacher Wohnmobilstellplatz wird das erlaubt. Mit Nachweis ist dort ebenso eine Übernachtung aus gewerblichen Gründen möglich.
Warten auf den Startschuss
Die befragten Platz-Betreiber sind allesamt in Wartestellung und können kurzfristig öffnen, sobald die Regierung grünes Licht gibt. Die Plätze seien soweit vorbereitet, dass nur noch die Leitungen der Sanitär- und Versorgungseinrichtungen ordentlich durchspült werden müssen, betonen Sandra Riesen (Knaus-Campingpark Bad Kissingen ), Ralf Köhler ( Campingplatz Kreuzberg in Oberwildflecken) sowie Karl-Heinz Reuß.
Der Diebacher Stellplatz-Chef weiß von vielen Telefonaten dass die Wohnmobilisten in den Startlöchern stehen. Mittlerweile erreichen seine Anlage bis zu 50 Anfragen pro Tag, wann wieder geöffnet werden kann. Auch den Campingplatz Kreuzberg und den Knaus-Campingpark in Bad Kissingen bestätigen das Interesse. Auf diesen beiden Plätzen sind auch Reservierungen möglich. Was die verbindlichen Buchungen angeht, seien die Besucher jedoch zurückhaltend, erklärt Ralf Köhler. Schließlich weiß keiner, wann er überhaupt seine Reise antreten kann. Sandra Riesen erlebt dies in Bad Kissingen ähnlich. Das liege wohl daran, dass Bad Kissingen weit weg vom Meer liegt; Plätze an der Küste würden schon jetzt lange vorausgebucht, so die Campmanagerin. Auch wenn die See weit weg ist, gehen die drei befragten Campingplatzbetreiber von einer hohen Nachfrage aus, wenn die Saison startet. Das sei schon im letzten Jahr so gewesen. "Es wird der absolute Ansturm werden", ist Sandra Riesen überzeugt. Sie registriert, dass in der Bad Kissinger Anlage mittlerweile mehr Familien mit Kindern Urlaubstage verbringen. Dabei sei Bad Kissingen nicht unbedingt als Familiendestination bekannt.
Auch der Bad Bockleter Kurdirektor Thomas Beck rechnet mit einer hohen Auslastung der örtlichen Stellplätze. Die Gemeinde bietet wie mehrere Kommunen im Landkreis Wohnmobil-Parkflächen mit Strom- und Wasseranschluss an. Das Angebot sei nicht erst seit Corona gut ausgelastet, weiß er. Die Lage in den Saalewiesen neben dem Kurpark gefällt.
Kosten und keine Einnahmen
Sorge bereitet den Betreibern der Campingplätze die unsichere Situation im andauernden Lockdown. Anders als die kommunalen Stellplätze halten die professionellen Betreiber zusätzliche Service-Einrichtungen und Personal vor, die Geld kosten, auch wenn derzeit kein Betrieb möglich ist. Sie alle haben ihre Hygiene-Konzepte längst erstellt und warten jetzt auf eine Öffnungs- Perspektive. An die vor einigen Wochen einmal angedachte, mögliche Öffnung am 9. Mai scheint derzeit kaum einer richtig zu glauben. "Ich habe die Befürchtung, dass vor Pfingsten nix geht", sagt Karl-Heinz Reuß. Ralf Köhler versteht nicht, weshalb 200 Leute im Flieger nach Malle sitzen dürfen, aber Urlaub für zwei Personen im autarken Wohnmobil verboten ist. Auch Karl-Heinz Reuß spricht von einem sicheren Urlaub im Wohnmobil .
Prinzip Hoffnung
Je länger die Öffnung auf sich warten lässt, desto größer die Sorgen. Da steht an erster Stelle die finanzielle Seite. Karl-Heinz Reuß spricht einen weiteren Punkt an, der nicht nur den Campingsektor, sondern alle touristischen Dienstleistungen der Region im Bereich der Gastronomie betrifft. Je länger der Lockdown dauere, desto schwieriger werde es, das gastronomische Angebot in der Region aufrecht zu erhalten, weil die Mitarbeiter in andere Berufe abgewandert sind. So bleibt momentan das Prinzip Hoffnung. "Wir hoffen das Beste", fasst es Sandra Riesen zusammen und zeigt sich optimistisch für den Sommer.
Wo Im Landkreis Bad Kissingen finden Wohnmobilisten Stellplätze in Bad Brückenau, Bad Kissingen , Bad Bocklet, Hammelburg, Motten, Münnerstadt, Langendorf, Ramsthal, Thulba, Wildflecken und Zeitlofs. Die größten Camping- und Wohnmobil-Plätze befinden sich in Bad Kissingen , Wildflecken, Hammelburg-Diebach und in Motten.
Zahl Im Landkreis gibt es rund 550 Stellplätze. Die Zahl kann variieren, weil die Anzahl stetig steigt.