
Wenn sich am Ende eines Konzertabends ein Glücksgefühl beim Zuhörer einstellt, ein Kribbeln den ganzen Körper durchströmt, dann haben die Künstler auf der Bühne alles richtig gemacht. Beim Kissinger Sommer waren es Mutter’s Virtuosi, die den Regentenbau zu Jubel und stürmischem Applaus hinrissen.
Geigerin Anne-Sophie Mutter - in rotem Abendkleid mit silbernen Einsprengseln - fühlt sich sichtbar wohl zwischen ihrem Solisten-Ensemble in Schwarz. Hingabe und Freude am gemeinsamen Musizieren sind vom ersten Ton an sicht- und hörbar. Die jungen Leute sind Stipendiatinnen und Stipendiaten der seit 2011 bestehenden Stiftung des Weltstars.
Souverän lächelt sie unangebrachten Applaus zwischen den Sätzen weg
Hochkonzentriert hängen ihre Augen an jeder Regung der Leiterin des Ensembles. Gemeinsam atmen sie im gleichen Rhythmus. Jeder Einsatz sitzt, die Melodien fließen in großen Bögen, meditative Momente kosten sie voll aus. Die Mutter gibt das eine oder andere Handzeichen, lässig, dynamisch, und souverän lächelt sie unangebrachten Applaus zwischen den Sätzen weg.
Das Concerto F-Dur RV 551 von Antonio Vivaldi mit dem heiter-beschwingt gespielten 3. Satz und Johann Sebastian Bachs Continuo Nr. 1 a-Moll BWV 1041 strömen - mit dem Cembalo als Fundament - aus Geigen, Celli, Kontrabass. Im langsamen Satz lässt Anne-Sophie Mutter ihre Geige leise und zärtlich singen, intensiv und voller Genuss zelebriert sie jede einzelne Note.

André Previn, Dirigent, Komponist, Pianist und für vier Jahre Ehemann von Anne-Sophie Mutter, hat in ihrem Auftrag das Sonett für zwei Streichquartette und Kontrabass geschaffen. Die einander gegenüber stehenden Musikerinnen und Musiker entwerfen klingend-farbige Bilder rund um den brummenden Kontrabass, spielen sich an und aus, animieren das Publikum, das die Mutter hier als Kammermusikerin bewundern kann.
Der aus Guadeloupe stammende Mozart-Zeitgenosse Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georges hat das Konzert für Violine und Streicher A-Dur op. 5 geschrieben. Das Solisten-Ensemble entstaubt das für seinen mitunter betulichen Stil bekannte Werk, besticht durch frische, temporeiche Darbietung. Einmal mehr beweist der Weltstar in seinem Solopart unglaubliche Virtuosität. Die Choreografie der Finger, der Tanz des Bogens über die Saiten und samtig-satte, intensive Klangmystik im 2. Satz bezaubern.
Mit einer ebenfalls brillant dargebotenen Zugabe (eine Sequenz aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten") endet ein berauschendes, beglückendes Musik-Erlebnis.