
Das Jahr 2020 war gerade einen halben Tag alt, da ploppte die schockierende Nachricht in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Rene will Leben“ auf: „Rene ist heute Nacht zu den Engeln gereist ... Ruhe in Frieden, kleiner Rene.“
Obwohl die Nachricht den Tod des Siebenjährigen nur indirekt thematisierte, war den meisten Nutzern des Sozialen Netzwerks klar: Rene hatte es nicht geschafft. Seine Hoffnung, die seiner Eltern und vieler, die sein Schicksal gespannt verfolgten, hatte sich nicht erfüllt.
Im November 2018 war seine Mutter Silvia Wolf mit ihm von Fuchsstadt (Lkr. Bad Kissingen) nach Barcelona in Spanien gezogen. Vater Rainer Kippes und seine ältere Schwester Pia blieben in Deutschland. Die Familie ging diesen drastischen Schritt, weil Renes Eltern nur in dem südwesteuropäischen Land eine Chance sahen, ein geeignetes Spenderherz für ihren von Geburt an schwer kranken Sohn zu bekommen.
Nachricht nicht überraschend
Die Nachricht von Renes Tod kam nicht ganz überraschend; zuletzt hatte sich sein Gesundheitszustand vor den Weihnachtsfeiertagen stark verschlechtert. Dennoch zeigen die Reaktionen, dass sein Schicksal viele Menschen bewegt hat. „Ich bin ganz sprachlos“, „Mir fehlen die Worte.“, heißt es mehrfach. „Was für ein trauriger Start ins neue Jahr“, postet einer. Und ein anderer: „Das schlimmste, was Eltern passieren kann, ist, das eigene Kind zu verlieren.“
Bis Donnerstagmittag hatten mehr als 330 Nutzer den kurzen Beitrag kommentiert; fast 320-mal wurde er geteilt. In den ausschließlich wertschätzenden Beiträgen spiegeln sich neben Betroffenheit und Fassungslosigkeit auch Bedauern und Mitgefühl wider. „Nein, das darf nicht sein! Ich hab' jeden Tag an euch gedacht und war mir so sicher, dass Rene es schafft, bis ein Herz gefunden ist“, schreibt beispielsweise eine Nutzerin. „Armer kleiner tapferer Schatz, so viel Kraft und Liebe und doch war es nicht genug, hat die Zeit gegen dich gearbeitet. Warum schlägt das Schicksal so unbarmherzig zu“, äußert sich eine andere.
„Gute Reise lieber Rene! Es ist so ungerecht! Ihr hättet es so sehr verdient gehabt!“, hadert eine Nutzerin damit, dass nicht rechtzeitig ein Spenderherz für den kleinen Fuchsstädter gefunden werden konnte. „Aber es war ein langer Kampf und ihr habt das Beste daraus gemacht.“
Respekt für die Eltern
Was in diesem Satz anklingt, wird in anderen Kommentaren vertieft. Mehrfach wird Rene als „kleiner“ oder „tapferer Kämpfer“ bezeichnet, der immer viel Positives ausgestrahlt habe. Er müsse nun nicht mehr leiden, sondern sei „mit den Engeln“ und solle „in Frieden ruhen“. „Jetzt bist du frei und musst nicht mehr kämpfen.“ Auch das Bild der Regenbogenbrücke, über die der Siebenjährige gegangen sei, wird angesprochen.
Renes Eltern, vor allem Mutter Silvia Wolf, zollen viele Facebook-Nutzer Respekt. Sie hätten mit ihrem Kampf um ein Spenderherz und dem damit verbundenen Gang nach Spanien alles versucht und alles richtig gemacht. Ihnen wird „viel Kraft in der schweren Zeit der Trauer“ gewünscht. „Als kleiner Engel wirst du immer bei deiner Familie sein und von oben auf sie aufpassen“, schreibt ein Nutzer über Rene.
Ungewöhnlich an seinem Schicksal war unter anderem, dass es stets in den Sozialen Netzwerken präsent war. So wurde auch diese Redaktion im Herbst 2018 über einen Facebook-Post auf den damals Sechsjährigen aufmerksam. Erste Beiträge dieser Zeitung im Oktober, ein Fernsehbeitrag eines Privatsenders über Organspende und ein Abschiedsfest in Fuchsstadt für den Jungen, der an einem schweren Herzfehler litt, ließen die öffentliche Aufmerksamkeit für ihn stark anwachsen.
Beleg dafür war die große Spendenbereitschaft, die weit über Fuchsstadt und den Landkreis Bad Kissingen hinausreichte. Dieser Wille, die schwer getroffene Familie mit Geld oder Sachspenden zu unterstützen, riss auch nicht ab, nachdem Rene und seine Mutter Silvia Wolf Mitte November 2018 per Wohnmobil nach Spanien reisten und ihre Wohnung in Barcelona bezogen hatten.
Warten auf das Spenderherz
Nachdem viele behördliche Dinge geklärt und Rene in die spanische Transplantationsliste aufgenommen war, wartete die Familie auf den erlösenden Anruf aus der Klinik, dass ein Spenderherz bereitliegt. Nur eine Organtransplantation hätte das Leben des Fuchsstädters entscheidend verlängern können. Dazu kam es nun nicht mehr. Für weiterführende Informationen war die Familie bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
ABER: ich selbst habe einen Organspendeausweis. Damit ggf. ein Mensch, der sein ganzes Leben noch vor sich hat, weiterleben kann. In der Hoffnung, dass auch meine Kinder im Ernstfall weiterleben können.