"Kreuz und Krug", dieser Spruch verdichtet wie kein anderer das Wesen des Kreuzbergs. Ort der spirituellen Besinnung und Schauplatz bierseliger Geselligkeit zugleich.
Wer an das Kloster Kreuzberg und damit den höchsten Punkt Frankens denkt, der denkt ein süffiges, dunkel schimmerndes Klosterbier unweigerlich mit. Und damit auch den Klang, wenn zwei oder mehr Tonkrüge zum geselligen "Prost!" aneinander stoßen.
Gesprächsstoff Glaskrug
Alleine, seit Anfang des Jahres klingt das Anstoßen der Krüge anders. Denn am Kloster Kreuzberg hat der Glaskrug eingehalten. Zum Adventsmarkt wurden die ersten Glaskrüge ausgegeben. Und weil alles, was am heiligen Berg der Franken geschieht, sofort das fränkische Gemüt bewegt, sorgt das Krug-Thema für einigen Gesprächsstoff.
Angelika Somaruga ist die wirtschaftliche Leiterin der Klosterbetriebe und verantwortlich für das neue Trinkgefühl. "Es gibt zwei Gründe für die Änderung im Ausschank. Der eine ist die EU-Gesetzgebung, das andere ein Zeitfaktor für viele Kurzbesucher in unserem Kloster", erklärt Somaruga.
Warteschlangen für die Krug-Rückgabe
Hauptargument dürfte das des Zeitgewinns sein. "Ich war im Sommer selbst öfters am Ausschank gestanden. Und ich habe bemerkt, dass rund die Hälfte der Leute in der Warteschlange nur ihren Bierkrug zurückgeben wollte", sagt Somaruga.
Bekanntlich gibt es am Kreuzberg keine Unterteilung in Ausschank und Krug-Rückgabe. "Das geht aufgrund der örtlichen Situation leider auch nicht", erklärt die Geschäftsführerin.
Hinzu komme die zunehmende Zahl von Reisegruppen, die mit dem Bus auf den Kreuzberg kommen, aber nur wenig Zeit am Kloster verbringen. "Ihnen wollten wir eine Möglichkeit geben, ihr Bier und ihr Essen zu kaufen, ohne große Zeit mit der Rückgabe verbringen zu müssen", so Somaruga weiter. Denn anders als beim Tonkrug, für den fünf Euro Pfand zu entrichten sind, wird für den Glaskrug kein Pfand erhoben. "Die Kunden werden nur darauf hingewiesen, die gebrauchten Gläser in die Geschirrwägen abzustellen.
Tonkrüge weiterhin auf Nachfrage
Wer es also eilig hat, kann sich die Warteschlange für die Rückgabe also ersparen, wenn er den Glaskrug wählt. "Aber selbstverständlich haben wir auch Tonkrüge, in die wir auf Nachfrage einschenken und für die dann Pfand erhoben wird", betont Angelika Somaruga.
Die Tonkrüge sind tatsächlich bei manch übereifrigen Beamten gar nicht so gerne gesehen. Tatsächlich befasst sich eine EU-Richtlinie mit dem nichtssagenden Titel „2004/22 EG“ genauer mit den bayerischen Steinkrügen, unter Fachkreisen als "Keferloher" bekannt. Nachdem Tonkrüge zwar hervorragend kühlen und auch noch die Kohlensäure besser als andere Materialien bewahren, aber leider eben undurchsichtig sind, lässt sich der Eichstrich bei einem Bier mit leckerer Schaumkrone nicht erkennen. Genau darum muss auf der Unterseite von solchen Krügen eigentlich der Warnhinweis "Nicht für schäumende Getränke geeignet" prangen. Denn ein Tonkrug ist für die EU ein Messgerät.
Mancher Glaskrug wird gemopst
"Und tatsächlich haben wir auch Gäste, die sehr genau schauen und sogar warten, bis der Eichstrich sichtbar ist", sagt Somaruga. Die kann gelassen schmunzeln über Gerüchte, wonach gar schon Tausende Glaskrüge dem Kloster abhanden gekommen sind, weil ja jetzt kein Pfand mehr zu entrichten ist. "Natürlich wird das eine oder andere Glas mitgenommen. Aber irgendwann hat jeder sein Exemplar, im Wert steigen die bestimmt nicht", bleibt Somaruga gelassen.
Am Ende sind die Glasverluste ja schon einkalkuliert und man kann sie gegenrechnen mit dem einen oder anderen Krug Klosterbier mehr, der über die Theke geht, weil die Gäste nicht mehr lange anstehen müssen und Zeit für ein weiteres Klosterbier haben. Dieses Argument könnte sogar die eingefleischten unter den Tonkrug-Freunden überzeugen.
Seitdem es kein Pfand mehr auf den Krügen gibt, sieht es spätestens am frühen Nachmittag auf den Tischen in den verschiedenen Gasträumen des Klosters aus, wie im Saustall (einer der Räume heißt auch bei Einheimischen wegen der Kappendecken tatsächlich so), weil nur noch die wenigsten ihre geleerten Krüge zurückbringen.
In den Münchner Biergärten z.Bsp. gibt es regelmäßig Krugabräumer, die erforderlichenfalls auch in sehr kurzen Abständen die Tische wieder halbwegs benutzbar machen. Im Kloster geht das wegen der engen Durchgänge / Tischabstände, und auch wegen des Andrangs nicht so ohne weiteres: es wird so gut wie gar nicht abgeräumt.
Vielleicht sollte sich das zuständige Personal im Gastraum wenigstens ab und zu mal blicken lassen, um zu sehen was auf den Tischen los ist.