Seit gut 100 Tagen ist Bürgermeister Johannes Krumm im Amt. Der eine oder andere Anrufer wird in dieser Zeit überrascht gewesen sein. "Ich gehe gerne selbst mal ans Telefon", sagt der 45-Jährige. Damit entlaste er seine Verwaltung und habe das Ohr direkt an der Bevölkerung. Sein aufgeschlossenes Telefonverhalten begründet er mit dem Spaß am Kontakt zu den Menschen. Schon als Ortssprecher von Engenthal freute er sich über Begegnungen. Seine Kandidatur hat er nicht bereut. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", freut er sich über seinen Wahlerfolg und den gelungenen Wechsel aus der Industrie in den Rathaussessel. Inzwischen habe er Menschen anders kennengelernt: "Interessant, wie manche reagieren, wenn es um die eigenen Interessen geht."
Jubiläum war schon vorbereitet
Schade findet Krumm, dass er wegen Corona keinen angemessenen Einstand feiern konnte. Auch schmerzt ihn der Ausfall der 1200-Jahr-Feier. "Das hat weh getan", sagt er zur Absage angesichts der dafür bereits fortgeschrittenen Vorbereitungen. Für eine lebendige Dorfgemeinschaft vermisst der Bürgermeister auch andere Feste.
Selbst die Trimburg kann ihrer Rolle als Begegnungsstätte für Menschen aus nah und fern aktuell nicht gerecht werden. Die Bemühungen, dort eine Not-Bewirtung zu etablieren, werde Monat um Monat verschoben. "Ich fürchte, das wird dieses Jahr nichts mehr", bedauert Krumm.
Mehrere Projekte angestoßen
Doch das zurückgefahrene öffentliche Leben bietet auch Chancen. Im Rathaus sei in der Zwischenzeit intensiv gearbeitet worden. "Wir haben mehrere Projekte angestoßen", berichtet Krumm. So sei es gelungen, einen IT-Betrieb zur Ansiedlung im Mischgebiet zu gewinnen. "Das schafft bis zu zehn emissionsfreie Arbeitsplätze", freut sich der Bürgermeister.
Fortschritte machen offenbar auch die Bemühungen, eine Nachnutzung für den Schaeffler-Komplex zu erreichen. Offenbar sei man in Herzogenaurach jetzt bereit, das stillgelegte Werksgelände in einzelnen Unterabschnitten zu vermieten. Weiter komme man auch mit der Ausweisung von sieben Bauplätzen in Machtilshausen und den Straßensanierungen in Langendorf.
Auch unbequemen Themen habe man sich gestellt. So etwa der Regelung des Busverkehrs durch Machtilshausen. Maximale Offenheit verspricht Krumm im Zusammenhang mit der Ausweisung eines Lagerplatzes für die Firma Koch in der Gemarkung Bohnleite. Ihm ist bewusst, dass es dazu auch Kritik gibt. Durch eine nachvollziehbare Abwägung von Pro und Contra hofft Krumm letztlich auf Akzeptanz. Der Entwurf für den Bebauungsplan kann auf der Homepage eingesehen werden.
Finanzieller Spielraum schrumpft
Nicht rosig sieht Krumm coronabedingt den finanziellen Spielraum für die kommenden Jahre. Die Erneuerung von Feuerwehrgerätehaus und Kindergarten seien die größten Herausforderungen. Eher hinten anstehen müsse wohl das Sturzflutmanagement mit Gestaltung der Gräben oberhalb von Elfershausen . Ein Wolkenbruch hatte 2018 für verheerende Überschwemmungen im Dorf gesorgt. Drei Millionen Euro Kosten stehen für Schutzbauten im Raum. Trotz erwarteter Zuschüsse von 65 Prozent werde das Projekt so schnell nicht zu stemmen sein, prophezeit der Bürgermeister.
Um alle Vorhaben für die kommenden Jahre in die Haushaltsplanung ein zu takten, plant Krumm mit dem Gemeinderat eine Klausur auf der Trimburg. Nach seinen bisherigen Erfahrungen ist er guter Dinge, dass das Gremium konstruktiv zusammenarbeitet. "Ich bin bisher positiv überrascht", lässt er wissen. Das führt er auch auf seinen offenen Umgang mit Informationen zurück.
Eines möchte er jedenfalls nicht noch einmal erleben: Wie er bei der Wahl als Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft gescheitert ist. Und dies, obwohl die Elfershäuser Gemeinderäte die Mehrheit in der Gemeinschaftsversammlung stellen. Einige von ihnen stimmten für den Fuchsstädter René Gerner. Das wertet Krumm als "Wahlkampf-Nachgeplänkel", welches er inzwischen überwunden sieht.
Qualitätsmanagement etabliert
Damit bei der Lösung von Aufgaben nichts dem Zufall überlassen bleibt, hat Krumm im Rathaus ein Qualitätsmanagement etabliert. Akribisch dokumentiert er in der Verwaltung den Zwischenstand von Themen. Was im Verzug ist, bekommt einen roten Punkt und damit besonderes Augenmerk. Diese Systematik hat der gebürtige Untererthaler als Leiter der Qualitätssicherung bei seinem vorherigen Arbeitgeber mitgebracht.
Oft seien es die kleinen Dinge, die entscheidend seien, sagt Krumm. Ganz groß will er jedenfalls die Förderung des Ehrenamtes schreiben. Fatal wäre es, wenn dies durch die Corona-Einschränkungen komplett abreiße. Festhalten wolle er an seinem Motto: "Jeden Tag eine Kuh vom Eis bringen." Dann ist ihm um Elfershausen nicht bange.Wolfgang Dünnebier