
Gegen 13 Uhr brannte die Sonne unermüdlich vom Himmel. Gut 28 Grad zeigte das Thermometer an. Dass am späteren Abend die angekündigten Unwetter über Rottershausen (Lkr. Bad Kissingen) niedergehen sollten, konnte zu diesem Zeitpunkt nur erahnt werden.
Bei den Besuchern des Ab geht die Lutzi-Festivals, die aus einer grünen Wiese am Ortsrand des 900-Seelendorfs einen belebten Campingplatz machten, minderte weder die Hitze noch die vorausgesagte Unwetterfront die Vorfreude. Bis Samstagabend wartet auf das Publikum von lokalen Bands bis hin zu Headlinern wie Madsen und den 257ers einiges an Bands, aber auch ein vielfältiges Rahmenprogramm.
Kurz nach 22.30 Uhr kam dann am Donnerstag die offizielle Ansage auf dem Festivalgelände: die Veranstaltung musste aufgrund des Unwetters unterbrochen werden. Bereits zuvor war auf der LED-Leinwand von einer Unwetterwarnung wegen Gewitter und Starkregen zwischen 22.30 und 23.30 Uhr zu lesen.

Auf der Hauptbühne sollten eigentlich um 23.05 Uhr die 257ers auftreten. und mit kurzer wetterbedingter Verzögerung war es dann soweit: eine halbe Stunde vor Mitternacht betrat die Band die rot erleuchtete Bühne und startete mit ihrer Show. Obwohl viele Festivalbesucher sowie der Boden vor der Hauptbühne durch den Regen ordentlich nass geworden waren, war die Stimmung dennoch bestens.
Hochsommerliche Temperaturen vor dem Unwetter beim Ab geht die Lutzi-Festival
Weit vor dem Unwetter, am frühen Nachmittag, fällt kurz vor dem Ziel auf dem Weg zum Ab geht die Lutzi-Festival 2023 einem direkt Till ins Auge. Er sitzt mit Badelatschen auf einem Klapprad, trägt einen riesengroßen Sombrero und hält ein weißes Pappschild mit der Aufschrift "Suche Ticket" in der Hand. "Ich dachte, dass ich einen Tag zu spät dran bin", erzählt der junge Mann, der aus Osterfeld kommt. Die Angst, zu spät dran zu sein, kann ihm schnell genommen werden. Bevor er zum Ab geht die Lutzi gekommen ist, war er in den vergangenen Wochen bereits auf einigen anderen Festivals und ganze viermal bei Rammstein in München – mit seinem Sombrero.

Zwei andere junge Männer, Ludwig Müller und Florian Bader, stehen ganz hinten in der Schlange – gut 200 Meter haben sie noch bis zum Campingplatzeingang vor sich. "Wir mussten so lange fahren, locker 20 Minuten", erzählen sie lachend. Die beiden kommen aus Klein- beziehungsweise Großwenkheim. Insgesamt soll ihr Camp aus sieben Leuten bestehen, die sind aber noch verstreut.
Im Vergleich zu Rafael Feye hatten die beiden eine kurze Anreise. Feye sei mit einem Kumpel – der gerade Nachschub organisiert – 350 Kilometer angereist. Um sechs Uhr ging es für die Festivalfans los. "Wir waren ungefähr um elf Uhr da", sagt er. "Wir haben einen Puffer eingeplant, um im örtlichen Supermarkt einzukaufen." Die beiden seien zum ersten Mal beim Ab geht die Lutzi. Angesprochen hätte sie das Line-up. Besonders freut sich Feye auf Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys Band. Für Regen seien die beiden gerüstet, sei es doch nicht das erste Unwetter, das Feye auf einem Festival erlebt.
Und auch Lisa Przybyla vom Camp gegenüber hat mit ihren Freunden einen weiteren Weg nach Rottershausen zurückgelegt. Przybyla kommt aus Bochum. Ein Kumpel habe das Ab geht die Lutzi vorgeschlagen. "Es ist ein schönes, kleines und günstiges Festival", sagt die gelegentliche Festivalbesucherin. Sie freut sich auf die Band Großstadtgeflüster.

Die Band sorgt auch bei Isabelle Holler und Sophia Leopold für Vorfreude. Die beiden Freundinnen kommen ursprünglich aus Berlin, wohnen aber mittlerweile in Poppenhausen (Lkr. Schweinfurt) und der Schweiz. Beim Festival kommen sie wieder zusammen. Die beiden sind gemeinsam mit ihrem Camp seit 9.30 Uhr vor Ort. Die beiden fallen vor allem durch ihre regenbogenfarbenen Kappen auf, die mit Propeller ausgestattet sind. Auf die Frage, ob ihr Camp ein Motto habe, antworten sie nur: "Neee". Neben der Musik würden sie sich auf die gute Stimmung und neue Bekanntschaften freuen.
Lutzi-Veranstalter sind auf Unwetter vorbereitet
Gegen 15.50 Uhr setzte leichter Regen ein, doch der war recht schnell wieder vorbei. Von den vorhergesagten Unwettern war bis zum ersten Auftritt noch nichts zu sehen. "Wir schauen natürlich nach dem Wetterbericht und haben Maßnahmen für alle Fälle", zeigt sich Veranstalter Christian Stahl vorbereitet.
Der Campingplatz füllte sich bis zum Abend weiter. "Es war verdammt viel los", berichtet Stahl. Viele seien schon früher gekommen. Die Stimmung unter den Camperinnen und Campern war auch noch vor dem ersten Auftritt gut.

Das Camp von Luisa, Linus und Simon ist bereits um 12.45 Uhr angereist. Die Gruppe an Festivalfreunden kommt aus Oberelsfeld und war am Nachmittag damit beschäftigt, sich in Bierpong in Festivalstimmung zu bringen und sich gegenseitig die Treffsicherheit mit dem kleinen, weißen Tischtennisball zu beweisen. Mitcamperin Luisa freut sich an dem Festivalwochenende vor allem auf ihre "Kumpels". "Zeltplatz ist meistens geiler als Bühne", schiebt sie nach.
"Oberkörperfrei hält jeder Regen aus"
Während das Camp aus Oberelsfeld Bierpongspielen ausgelastet ist und Nachschub in ihrer selbstgebauten Riesenkühlbox auf Halte hat, lassen sich Patrick – genannt Klausi – und Laura nur ein paar Zelte weiter zu einem spontanen Tanz hinreißen. Die Tauberbischofsheimer sind auch schon am Vormittag angereist. "Oberkörperfrei hält jeder Regen aus", zeigt sich Patrick unbeeindruckt von möglichem schlechten Wetter. Die Beiden freuen sich auf Madsen und die 257ers.

Im Camp von Max, Michi, Hendrik und Fabi, die noch auf weitere Mitbewohner warten, ist die Begeisterung fürs Bieryoga und das Biertasting besonders groß. "Bei Sauna sage ich aber auch nicht nein", meint Camper Michi. Seine Kollegen machen das hingegen davon abhängig, wer in der Sauna ist. Die Schnitzeljagd ist ihnen aber allen wohl zu anstrengend.
Wir bleiben für euch das ganze Wochenende dran und berichten vom Ab geht die Lutzi-Festival 2023. Lest in den nächsten Tagen auch von den Ehrenamtlichen hinter der Veranstaltung, den skurrilsten Festivalbegegnungen und vielem mehr.