
Viele Besucherinnen und Besucher lockt die Burgruine Botenlauben in Bad Kissingen jährlich an. Die Aussicht auf die Kurstadt macht die Sehenswürdigkeit einzigartig. Auch die alljährigen Burgfestspiele sind bei Klein und Groß beliebt.
Doch die Ruine ist mehr als ein Ausflugsziel. Viele Geschichten handeln von der früheren Burg. Der Botenlauben-Experte Werner Vogel aus Reiterswiesen berichtet von Sagen, Geheimgängen und anderen spannenden Besonderheiten.
1. Werner Vogel ist "Botenlauben- Experte": Seit seiner Kindheit begeistert er sich für die Burgruine

Wenn man sich mit Werner Vogel über die Botenlauben unterhält, kann er nahezu jede Frage beantworten. Er begeistert sich seit seiner Kindheit für die Botenlauben. "Als Kinder haben wir die Burgruine als Abenteuerspielplatz genutzt. Oft haben wir wild darüber spekuliert, ob es Geheimgänge unter der Burgruine gibt", erklärt der Reiterswiesener.
Außerdem habe ein Gemälde des Minnesängers Otto von Botenlauben in der Wohnung seines Lehrers Vogels Interesse geweckt. "Seitdem wollte ich mehr über die Burgbewohner lernen", erzählt der Burg-Liebhaber. Der engagierte Reiterswiesener ist Initiator und ehemaliger Vorsitzender des Heimatvereins der Botenlauben. Außerdem ist er an der Planung der Festspiele beteiligt.
2. Geheimgang unter der Burgruine Botenlauben: Gab es ihn wirklich?

"Hast du schon gehört, dass von einem alten Haus in unserem Dorf ein Geheimgang zur Burgruine Botenlauben führen soll?" Nicht selten haben solche fantasievollen Geschichten in Bad Kissingen, vor allem unter Kindern, die Runde gemacht. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter solchen Vermutungen? Tatsächlich soll es einen unterirdischen Geheimgang zwischen der Burg Botenlauben und der benachbarten Burg Trimburg bei Elfershausen gegeben haben, erzählt Werner Vogel.
"Beweise gibt es für den Geheimgang jedoch nicht, da noch keine großen Ausgrabungen bei der Burganlage stattfanden. Dafür ist das allgemeine Interesse zu gering", berichtet der Experte weiter. Trotzdem habe es in der Vergangenheit kleinere Ausgrabungen gegeben, die von einem ehemaligen Geschichtslehrer durchgeführt wurden. Dieser habe unter anderem Dolchreste, Rittersporen und Kugeln gefunden, welche jetzt beim Heimatverein Botenlauben in Reiterswiesen ausgestellt sind.
3. Die Zerstörung der Burg: ein Koch als Verräter

Heute kennen wir die Botenlauben nur noch als Burgruine. Doch wie kam es zu der Zerstörung der einst so prachtvollen Burg? Eine Sage erzählt die Geschichte der Zerstörung: "In der Zeit der Bauernkriege um 1525 wehrte sich das einfache Volk gegen die Obrigkeiten. Der sogenannte Aurer-Bauernhaufen hatte es auf die Burg Botenlauben, die inzwischen im Besitz des Hochstiftes Würzburg war, abgesehen. Die Aufständischen bemerkten jedoch schnell, dass sie mit Gewalt nicht in die Burg eindringen konnten. Die Festung war gut geschützt", erzählt Vogel.
"Also suchten sie einen Burgbewohner, der zum Verrat bereit war. Tatsächlich verbündete sich der Koch der Burg mit dem Aurer-Haufen. Wenn er um Mitternacht dreimal auf sein Küchenbrett klopft, hat er eine Hintertür der Burg geöffnet. Der Plan ging auf. Die Aufständischen stürmten die Burg und setzten sie in Flammen. Anschließend stachen sie dem Koch die Augen aus und warfen ihn in den Brunnen. Die Menschen lieben den Verrat, aber nicht den Verräter", so Vogel. Noch heute soll man das Klopfen vom Geist des Koches in mondklaren Nächten hören.
4. Was das Kloster Frauenroth mit der Burg Botenlauben zu tun hat

"Otto von Botenlauben und seine Frau Beatrix gingen auf der Burganalage spazieren, als plötzlich ein Windstoß den Schleier der Gräfin davon wehte. Da dieser Schleier ein wertvolles Familienerbstück war, schickte Otto von Botenlauben seine Boten auf die Suche. Die Suchaktion verlief zunächst erfolglos. Erst am dritten Tag brachte eine Bauersfrau den Schleier zurück auf die Burg. Sie hatte ihn in einem Dornenbusch in Frauenroth gefunden. Für das fromme gräfliche Paar war das ein Zeichen des Himmels. An der Fundstelle des Schleiers wurde ein Kloster gegründet. So entstand das Frauenkloster Frauenroda", erzählt Werner Vogel die Schleier-Sage.
Heute sei nur noch die Kirche des früheren Klosters zu betrachten. Dort kann man auch die Gräber von Otto und seiner Beatrix und den originalen Schleier ansehen, so Vogel. In manchen Nächten könne man lodernde Flammen auf dem Kirchhof erblicken, so eine Erzählung. Dann würden die Geister der Nonnen eine Mette abhalten, um anschließend wieder im Nebel zu verschwinden.
5. Endlich wieder Botenlauben Festspiele: Nach Corona-Pause wird wieder gefeiert

Am dritten Wochenende im September finden jährlich die Botenlauben Festspiele statt- eigentlich. Aufgrund der Pandemie konnten sie in den letzten zwei Jahren nicht durchgeführt werden. Dieses Jahr ist es wieder soweit: Vom 16. bis 18. September 2022 wird man an der Burgruine wieder ins Mittelalter zurückversetzt.
Über 300 Darstellerinnen und Darsteller in mittelalterlichen Kostümen werden Teil der Festspiele sein. Besucherinnen und Besucher können Otto von Botenlauben und Gräfin Beatrix kennenlernen, bei Ritterkämpfen mitfiebern und Minnekonzerte verfolgen. "Die Festspiele sind ein Spektakel für Klein und Groß", äußert Werner Vogel seine Vorfreude auf die Veranstaltung.