Nguyen Xuan Huys ultrarealistische Gemälde sind freilich keine anatomischen Studien. Sie erheben keinen Anspruch auf Authentizität, vor allem aber sind sie kein Kuriositäten-Kabinett.
Diese nackten Frauen mit den berückend schönen Gesichtern, den prallen Brüsten, der rosigen Haut und eben auch den verformten, verkürzten oder ganz fehlenden Extremitäten sind Grenzgängerinnen an der sehr scharfen Kante zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Traum und Alptraum.
Nguyen Xuan Huy inszeniert sie nicht als Opfer, sondern lächelnd, nicht selten strahlend, souverän, anziehend. Dennoch ist das Unbehagen mit Händen zu greifen. „Am Schicksal der Betroffenen“, so der Künstler in einem Katalog, „zeigt sich das bedrückende Gefühl des Ausgeliefertseins der Menschen. Das will ich darstellen.“ Die virtuose Verquickung von Werbe- und Pin-Up-Ästhetik, kommunistischen Propagandasymbolen und Anspielungen auf die Kunstgeschichte von Hieronymus Bosch über Dürer, Michelangelo, Goya, Vermeer bis hin zu – natürlich – Francis Bacon, schafft hochkomplexe Bilderwelten, deren Faszination sich der Betrachter nur schwer entziehen kann.
Die Eröffnung der Ausstellung unter dem Titel „Make it Rain“ fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt, eine Besprechung lesen Sie in der März-Nummer der StadtKulturThemen.