Lemmerich strebt weniger ein Porträt Goethes durch die Augen seiner verschmähten Verehrerin an. Er stellt die Frau in den Mittelpunkt. So beginnt bei ihm das Stück mit der Schlusspointe: dem Brief aus Italien, von dem Charlotte hofft, er sei endlich ein Heiratsantrag, der sich aber als belanglose Meldung herausstellt, das Wetter in Italien sei schön.
Es geht um eine Frau, die ihr Leben eingebunden in gesellschaftliche Zwänge ohne eigene Entfaltungsmöglichkeiten verbracht hat. Die sich durch die Zuwendung Goethes aufgewertet, bestätigt, verjüngt fühlt. Die bereit war, gegen jede Konvention zu verstoßen, und nun bitter zurückgestoßen wird. Da wird aus der enttäuschten Liebe die – allgemeinere – Frage, was eine Frau denn überhaupt vom Leben erwarten kann. „Sie fragt sich: Das soll's jetzt also gewesen sein“, sagt Christine Hadulla, Jahrgang 1962, die kein Hehl daraus macht, dass die Thematik auch für sie persönlich interessant ist – als Frau und als Schauspielerin. So viele Rollen für Frauen in ihrem Alter gibt es nicht – „da muss man lange suchen“.