„Man hat gemerkt, dass den Besuchern ihr Celtis nicht wurscht ist“, vermerkte der Geisteswissenschaftler Thomas Schauerte, der zum Literaturhaus kam, um ein schwergewichtiges historisches Thema zu vermitteln, das auch für heute aufschlussreiche Parallelen aufzeigen kann. Wegen der zahlreichen Gäste zog man zum Vortrag ins benachbarte Rathaus um.
Conrad Celtis, der Winzersohn aus Wipfeld, war ein berühmter Denker des deutschen Humanismus, der wohl wirkungsmächtiger war, als wir uns heute vorstellen können. Celtis stand an einer Epochenschwelle, die unter anderem durch den Buchdruck ausgelöst wurde. So wie heute die Computertechnik die Welt verändert, so brachte Gutenbergs Erfindung nicht nur Bücher unter die Menschen, sondern auch ein gewandeltes Menschenbild hervor, das sich einerseits auf die Ideale der klassischen Antike bezog und andererseits sich von der hierarchischen Autorität der Kirche emanzipierte.