„Eine Frau mit Verstand und Rückgrat.“ Ein am Rednerpult festgepinnter Zettel ließ keinen Zweifel daran: Die Veranstalter von der Kreisgruppe Würzburg des Bundes der Vertriebenen (BdV) stellten sich demonstrativ hinter die von ihnen als Gastrednerin eingeladene BdV-Ehrenpräsidentin Erika Steinbach, „die wichtigste und vernehmbarste Stimme der deutschen Heimatvertriebenen“, wie sie BdV-Bezirksvorsitzender Albert Krohn vorstellte. Im Vorfeld des Tags der Heimat hatte ihr Auftritt als Festrednerin für einigen Wirbel gesorgt. Besonders das demonstrative Fernbleiben von SPD-Stadtrat Heinrich Jüstel hatte zu Diskussionen geführt.
Die Festredner versuchten, den Tag der Heimat in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen. Als vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion stand Volkmar Halbleibs Beitrag besonders im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Abordnungen der einzelnen Landsmannschaften. Halbleib begründete seine Entscheidung, dennoch teilzunehmen: Von seiner Mutter, einer Sudetendeutschen, wisse er, dass es kaum einen „tiefer gehenden Einschnitt in die Identität eines Menschen“ gebe als den Verlust der Heimat. Um die Versöhnung Europas wirklich voranzubringen, sei, so Halbleib, ein „wahrhaftiges Geschichtsbild“ unumgänglich.