Eigentlich wollte er am Mittwochabend zeitig abreisen. Nicht so wie im vergangenen Jahr. Da hatte er sich beim Staatsempfang zum Mozartfest in der Würzburger Residenz so prächtig unterhalten, dass er zu spät nach Ingolstadt aufbrach. Doch auch an diesem Mittwoch ging es schon auf Mitternacht zu, als Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner Gattin Karin in den schwarzen Dienstwagen stieg und davonbrauste.
Da hatte er ein rebellisches Konzert (www.mainpost.de/7545576) hinter sich, und hatte entspannt und geduldig allen zugehört, die mit ihm plaudern wollten.
Tagsüber noch in der Bundesratssitzung in Berlin, genoss Seehofer am späten Abend das lockere Gespräch im Gartensaal. Es war sein vierter Empfang beim Mozartfest in Würzburg und er sparte einmal mehr nicht mit Lob: „Am Kulturhimmel Bayerns gibt es viele Sterne, die leuchten. Und das Würzburger Mozartfest strahlt besonders hell.“ Dem scheidenden künstlerischen Leiter Christian Kabitz dankte er für die Arbeit der letzten fünf Jahre.
Am Donnerstag wartete dann in München ein anstrengender normaler Arbeitstag auf den Ministerpräsidenten – und am Abend die Eröffnung der Opernfestspiele. Er werde München nicht stärker loben als Würzburg, versprach Seehofer – wie er überhaupt der Region schmeichelte. Ungemein „pulsierend“ sei der Bezirk Unterfranken, meinte er zu Regierungspräsident Paul Beinhofer. Und spielte ihm auch gleich einen Ball zu, den unter anderem eine Grundschulrektorin bei ihm am Abend abgelegt hatte: Es sei ein Skandal, dass man in Unterfranken keine Lehrer einstellen könne, weil zu viele in den Großraum München beordert werden. Ähnliches wurde Seehofer von der Polizei berichtet.
In der Konzertpause hatten sich die Seehofers mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm und ihrem Gatten zurückgezogen. Im vergangenen Jahr hatte der Ministerpräsident die Millionen-Förderung für das Würzburger Congress Centrum als „Geschenk“ dabei. Und diesmal? Er wolle vor der Wahl keine unredlichen Versprechungen machen, meinte er im Gespräch mit der Redaktion. Immerhin sei der Ausbau der Festung Marienberg als fränkisches Landesmuseum – als Kompensation zum neuen Landesmuseum in Regensburg – auf dem Weg. Aktuell sei für Unterfranken das Kurhotel in Bad Kissingen wichtig.
Statt Geschenke hatte Seehofer für Würzburg gute Ratschläge einstecken. Mit Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD) räsonierte er über das Älterwerden und die Gelassenheit in der Politik. Und dem frisch gekürten CSU-OB-Kandidaten Christian Schuchardt empfahl er vor allem, „echt und authentisch“ zu bleiben. Dass der Stadtkämmerer als CDU-Mitglied ins Rennen geht, ließ Seehofer kalt: „Schauen Sie, wie viele CSU-Leute wir in anderen Bundesländern haben.“ Immerhin schrieb er dem OB-Kandidaten zwei Prinzipien ins Stammbuch: „Wir sind oberste Diener. Und wir befehlen nicht, sondern entscheiden im Dialog.“
Auch SPD-/Grünen-OB-Kandidat Muchtar Al Ghusain suchte wie Schuchardt den Kontakt zum Ministerpräsidenten und pflichtete ihm in einer Forderung bei, aus der Seehofer noch am Abend eine Anweisung an seinen Stab machte: „Das ist ein herausragendes Festival, hier gehört das Fernsehen hin!“ Er wolle sich persönlich mit einem Brief an Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, wenden. Er bedauere, dass das Bayerische Fernsehen noch nie vom Staatsempfang beim Mozartfest gesendet habe. Kulturreferent Al Ghusain baut auf eine feierliche Eröffnung inklusive Empfang wie bei den Festspielen in Bayreuth.
Bei Empfängen wie in Würzburg gibt Seehofer den gütigen Landesvater, der für alle ein offenes Ohr hat. „Ja, das ist mir extrem wichtig“, meinte er im Gespräch mit der Redaktion. „Nur hier spüren Sie als Politiker, was die Leute wirklich bewegt.“ Auf Kulturveranstaltungen „mit großartigen Künstlern auf ganz hohem Niveau“ wie beim Mozartfest. Oder auf Volksfesten wie dem „Kiliansfest“ (Kiliani), wozu er demnächst erneut nach Würzburg kommt. Seehofer jagt von einem Termin zum nächsten. Wahlkampf? „Nein, der fängt erst Anfang August so richtig an.“ Aber ja, es sehe im Moment gut aus für die CSU. Und gleichzeitig warnt er im kleinen Kreis die CSU-Wahlkämpfer in Würzburg: „Entschieden werden Wahlen erst in den letzten zwei bis drei Wochen vor dem Wahltermin.“
Neben der Politik waren beim Staatsempfang illustre Gäste aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Kirchen und selbst der Märchenwelt vertreten: Das Lohrer Schneewittchen Maria Breitenbach (18) schenkte Seehofer zusammen mit dem früheren Minister Eberhard Sinner einen „Lohrer Fabulologenwein“. Drei selbst ernannte Märchenwissenschaftler aus Lohr hatten 1985 die These aufgestellt, dass Schneewittchen aus dem Spessart stammen müsse.
Sehen und gesehen werden: Wer war beim Staatsempfang?
Etliche Bekannte aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gaben sich beim Staatsempfang zum Mozartfest ein Stelldichein in der Residenz. Gesehen wurden u. a.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm,
Bischof Friedhelm Hofmann,
Weihbischof em. Helmut Bauer,
der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm,
die ev. Dekanin Edda Weise,
Josef Schuster (Vize-Präsident des Zentralrats der Juden),
Oberbürgermeister Georg Rosenthal,
Regierungspräsident Paul Beinhofer,
die Landtagsabgeordneten Oliver Jörg, Manfred Ländner, Eberhard Sinner (alle CSU),
Volkmar Halbleib (SPD) und Günther Felbinger (Freie Wähler),
Domkapitular und Caritas-Chef Clemens Bieber,
Weinkönigin Marion Wunderlich,
Artur Steinmann (Präsident Weinbau-Verband),
Clemens Lückemann, Präsident am Oberlandesgericht Bamberg,
Albrecht Fürst zu Castell-Castell,
Christian Kabitz (Künstlerischer Leiter des Mozartfestes)
und seine Nachfolgerin Evelyn Meining,
SPD-Bundestagskandidatin Homaira Mansury,
Stefan Rühling (Geschäftsführung Vogel Business Media),
Christoph Unckell (Hotel Rebstock),
Hans Stolz (Vorstand iWelt AG),
Klaus D. Mapara (Krick Verlag),
Prof. Franz-Ludwig Knemeyer,
Bernhard Schlereth (Vorsitzender Fastnacht-Verband Franken),
Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (Gerbrunn),
Bürgermeisterin Marion-Schäfer Blake,
Bürgermeister Adolf Bauer,
Alt-OB Jürgen Weber,
Claudia Berkmann (Hotel- und Gaststättenverband),
Ex-Postminister Wolfgang Bötsch,
Åsa Petersson (Region Mainfranken GmbH).
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)