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WÜRZBURG
Mozartfest: Zirkusnummern von Kopatchinskaja
Patricia Kopatchinskaja
Foto: MF | Patricia Kopatchinskaja
Von unserem Mitarbeiter Frank Kupke
 |  aktualisiert: 04.07.2013 13:09 Uhr

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja hat mal gesagt, dass sie lange mit Mozart nichts anfangen konnte. Mittlerweile spielt sie ihn. Allerdings spielt sie ihn modisch umgestylt – als eine Mischung aus poppigem Donnerblitzbub und Klamauk.

Was die Moldawierin mit dem D-Dur-Konzert KV 218 bei ihrem Auftritt im Würzburger Kaisersaal anstellte, hatte mit Mozart nicht viel zu tun. Sie hatte zwar einen Notenständer samt Noten darauf vor sich stehen, was eher ungewöhnlich ist, weil ein Solist in der Regel auswendig und ohne Noten spielt. Offenbar wollte die Geigerin optisch unterstreichen, dass sie sich mit dem Notentext beschäftigt hatte. Denn natürlich hätte sie das Mozart-Konzert auswendig spielen können, schließlich gehört es zum Standard-Repertoire.

Aber die Geigerin (Jahrgang 1977), die als Spätgirlie-haftes Energiebündel wie bei ihren Konzerten üblich barfuß auftrat, wollte das Stück offensichtlich einmal anders präsentieren. Und das tat sie dann auch. Mit Wonne setze sie in den Ecksätzen ihren geräuschhaften Bogenstrich ein.

Ihre Kadenz im ersten Satz war ein billiger Gag, der dem Wesen von Mozarts heiterer, aber niemals billiger Musik diametral widersprach, obwohl die Violinistin sogar mal ein Zitat aus der Arie der Königin der Nacht einfließen ließ. Fatal war Kopatchinskajas antiklassische Musizierhaltung im Andante. Die hohen Melodiebögen spielte sie gezielt unexpressiv und ohne jedes Vibrato. Das hatte nichts mit der historischen Aufführungspraxis des Orchesters – der keck musizierenden Amsterdam Sinfonietta – zu tun. Denn Kopatchinskaja setzte auf den beiden unteren Saiten sehr wohl das Vibrato ein.

Sie spielte technisch versiert und wusste offenbar genau, was sie tat. Aber sie kann wohl immer noch nichts mit Mozart anfangen. Zwei weitere musikalische Zirkusnummern als Zugaben rundeten Kopatchinskajas gesucht originellen Auftritt ab, für den die weiteren Programmpunkte der Amsterdam Sinfonietta unter Konzertmeisterin Candida Thomson entschädigten.

Frisch und unverbraucht interpretierten die Musiker Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 in der Fassung ohne Klarinetten und Mendelssohns frühe Streichersinfonie Nr. 10. Beeindruckend war die emotionale Kraft, mit der das Orchester das postromantische „Lento religioso“ aus der Symphonischen Serenade Opus 39 von Erich Wolfgang Korngold vortrug.

 
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