Wie Barbie und Ronaldo
Mit elf Jahren ist Anna fast 1,70 Meter groß, sportlich, braun gebrannt. Das Kleid aus weißer Spitze, das sie sich im Urlaub ausgesucht hat, steht ihr. „Ich wollte ihr verbieten, es zu kaufen“, sagt die Mama. „Ich meine, ein Spitzenkleid für eine Elfjährige? Aber irgendwann habe ich nachgegeben.“ Sie seufzt. „Es sieht ja wirklich gut aus.“ Dieses Dilemma kennen viele Eltern. Sie haben Töchter zu Hause, die vom Alter her noch Barbie spielen könnten, aber plötzlich selbst aussehen wollen wie Barbie. Und Söhne, die mehrmals am Tag zum Haargel greifen, damit die Cristiano-Ronaldo-Frisur nicht verrutscht.
Psychologen, Mediziner, ja jeder, der an der Bushaltestelle vorbeigeht, an der Grundschülerinnen in Hotpants warten – alle sind sich einig: Kinder werden sich immer früher darüber bewusst, wie sie auf ihre Umgebung wirken. Für die Industrie und für Dienstleister ist das vor allem ein gutes Geschäft. Kinderkosmetik-Salons sind vor allem in Südamerika verbreitet, auch in den großen deutschen Städten eröffnen die ersten. Eine Berliner Kosmetikschule bietet Fortbildungen an. Gesichtsmassage zur Vorbeugung von Akne, Maniküre gegen Fingernägel-Knabbern, solche Sachen.