Nora Gomringer ist der Umgang mit Sprache und Worten förmlich in die Wege gelegt worden. Ihr Vater, der Schriftsteller Eugen Gomringer, ist der Erfinder der Konkreten Poesie“, einem Gegenstück zur „Konkreten Kunst“, wie sie im Museum im Kulturspeicher gezeigt wird.
Nora Gomringer weiß aus frühester Jugend um die Bedeutung von Sprache und Texten, kein Wunder also, dass auch sie die Autoren-Laufbahn einschlug. Dazu kommt, dass sie es nahezu perfekt versteht, geschriebene in gesprochene Worte umzusetzen. Wenn man ihr zuhört, zieht sie einen in den vorgetragenen Text hinein, sie liest nicht nur, sie inszeniert, sowohl den Text als auch sich selbst, sie unterlegt Worte und Sätze mit größeren und kleineren Gesten, sie beherrscht das ganze Artikulationsspektrum von Flüstern bis zum Schreien.
Auch bei ihrer Inszenierung des „Junker Ernst“ wird deutlich, dass sie einmal eine Poetry-Slam-Phase hatte. Sie rhythmisiert den Text, schlägt den Sprechtakt oft mit der Hand mit wie eine Dirigentin, steigert das Tempo, um es kurz darauf wieder herauszunehmen. Und dazu zeichnet Drummer Philipp Scholz minimalistische Klangbilder und -figuren, die wie eine Filmmusik das gesprochene Wort unterlegen oder die Handlung weiterbefördern.