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Tauberbischofsheim
Magro kämpft nicht weiter um Job
Cancun, 16 Oktober 2016. Auf dem Bild zu sehen: EBERT Leonie, HAMPEL Eva , KNAUER Tamina, SAUER Anne, MAGRO Andrea.
Foto: Augusto Bizzi | Cancun, 16 Oktober 2016. Auf dem Bild zu sehen: EBERT Leonie, HAMPEL Eva , KNAUER Tamina, SAUER Anne, MAGRO Andrea.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.12.2020 17:35 Uhr

Der im Frühjahr gekündigte Damen-Florett-Trainer Andrea Magro will nicht länger um die Rückkehr auf seinen Posten in Tauberbischofsheim fechten. Mit einer Abfindung in ungenannter Höhe beendet er den  Rechtsstreit gegen den Deutschen Fechterbund und den Fechtclub Tauberbischofsheim um seine Wiedereinstellung . Mit ihnen hatte Magro noch im Juli juristisch die Klingen gekreuzt – aber in erster Instanz vor dem Arbeitsgericht Heilbronn verloren.

Das Gericht sah die Kündigung als wirksam an. Nach Informationen dieser Redaktion gab es danach hinter den Kulissen Gespräche, um den Streit friedlich zu beenden. Ende vergangener Woche hatten diese Erfolg. „Wir haben uns geeinigt“, bestätigte jetzt Magros Würzburger Anwältin Dörthe Leopold auf Anfrage. „Mein Mandant hat sich entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden.“ Auch Lothar Derr, Vorstand beim Fechtclub, bestätigte die Einigung: „Das war vernünftig.“

Kündigung des Trainers - trotz heftigen Protests der Athletinnen

In Magros Umfeld heißt es, er prüfe ein Angebot, künftig in Kuwait zu arbeiten. Dies sei aber noch nicht entschieden. Seine Anwältin wollte den Fall in zweiter Instanz vor Gericht ausfechten. „Die Argumente in der Entscheidung des Gerichts haben mich nicht überzeugt“, sagte Leopold auf Anfrage. Doch ihr Mandant musste zur Kenntnis nehmen, dass ihn Verband und Verein selbst für weniger Gehalt nicht wieder einstellen wollten.

Magro, der Valentina Vezzali 2008 in Peking zum Olympiasieg für Italien mit dem Florett geführt hatte, besaß in Tauberbischofsheim einen Vertrag bis August 2020. Er wurde zu 75 Prozent durch den Verband und zu 25 Prozent durch den FC Tauberbischofsheim finanziert. Der italienische Erfolgscoach sollte die Florett-Damen an der Tauber wieder auf die Erfolgsspur bringen.

Doch zu Jahresbeginn gingen Verband und Fechtclub als gemeinsamem Arbeitgeber das Geld aus. Dem Trainer wurde gekündigt – trotz heftigen Protests der Athletinnen, die gegen seine Ablösung beim Verband heftig protestierten.

Sie hatten einen offenen Brief an Alfons Hörmann, den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) geschrieben. Darin heißt es, die Sportlerinnen fühlten sich „vom eigenen Verband hingehalten und vom eigenen Verein verkauft“. Mit Mühe hatten die Funktionäre ihre Sportlerinnen beruhigt.

Noch mehr Negativschlagzeilen für den Stützpunkt

Magros Entlassung und der Prozess vor dem Arbeitsgericht brachten der einstigen „Goldschmiede“ an der Tauber noch mehr Negativ-Schlagzeilen. Dabei kämpfte man da schon um das Überleben als Olympiastützpunkt – ein Gefecht, das verloren wurde. Und den Standort erschütterten (bis heute nicht bewiesene) Gerüchte um die sexuelle Belästigung junger Sportlerinnen durch einen anderen Trainer. Die Staatsanwaltschaft sah keinen Anlass zu Ermittlungen, der Bericht einer internen Untersuchungsgruppe im Fechtclub steht noch aus.

Der Verein, mit dem der Kontrakt offiziell lief, hatte dem Coach im Februar 2017 betriebsbedingt gekündigt. Magro hatte zuletzt nur noch um eine Abfindung gekämpft, deren Höhe umstritten war. Das Gericht hatte 40 000 Euro brutto vorgeschlagen. Diese Summe war dem Italiener, der während seiner Tätigkeit in Tauberbischofsheim monatlich 12 700 Euro brutto verdient hatte und eine Wohnung gestellt bekam, jedoch zu gering. Magro forderte 100 000 Euro netto als Abfindung. Die soll er auch jetzt nicht annähernd bekommen haben.

Der Blick in die Zukunft

Für die Fechterinnen gilt es nun, mit Magros Nachfolger Giovanni Bortolaso, ebenfalls ein Italiener, in die Zukunft zu schauen. Unter ihm gewannen die Florettdamen EM-Bronze. Er wurde zwar zunächst als Interimslösung vorgestellt. Bei der Fecht-WM im Juli in Leipzig hatte der Deutsche Fechter-Bund aber schon die Absicht erkennen lassen, mit ihm als Trainer gerne weitermachen zu wollen.

 
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