
Liebe macht hungrig. Zumindest laut Bernd Lemmerich, der vor seinen Rezitationen von „Lyrik und Prosa zur Liebe aus einem Jahrtausend“ ermunterte, ordentlich von den kulinarischen Köstlichkeiten des Büchereiteams zu essen. Denn seine Gedichte, teils voller Schmerz, teils ergreifend, brauchten Ruhe. Die kulinarische Lesung in der Gemeindebücherei sollte für die 40 Besucher daher keine parallele Veranstaltung von Essen und gleichzeitigem Zuhören sein.
Literatur braucht Aufmerksamkeit. Die war Bernd Lemmerich, leidenschaftlicher Vorleser, Literaturkenner und Theatermann, gewiss, als er Gedichte sowie Ausschnitte aus Novellen und Romanen vortrug. „Der Sprache wegen“ hatte er Texte von Walther von der Vogelweide bis Berthold Brecht ausgewählt, und in allen spielte die Liebe eine Rolle.
Die heimelige Atmosphäre der Unteren Mühle mit knisterndem Kaminfeuer erschwerte zwar eingangs die Vorstellung von frischem Frühling, von Aufbruch hinaus in die Welt, wie sie etwa Joseph von Eichendorff in seiner Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ beschrieb. Aber Lemmerich wollte mit dem Protagonisten, einem Müllerssohn, an den Ort des Leseabends anknüpfen.