Du hattest es nicht einfach mit deinen beiden Schwiegermüttern, mit Oma Lina, der Mutter meiner Mutter Betty, und mit Oma Margarethe, genannt „Rethl“, der Mutter meines Vaters. Oma Lina ließ Dich nur zu deutlich spüren, dass sie Dich nicht als meine neue Mutter akzeptierte. Sie nannte mich nur das „Kind von meiner Betty“, riss Dir den kleinen Jungen fast aus der Hand und wandte Dir den Rücken zu.
Mein Vater, der vorher noch nie das Meer gesehen hatte, wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Marinesoldat eingezogen und verschwand für lange Zeit aus unserem Leben. Du bliebst mit Oma Rethl und mir allein zurück. Es ist bewundernswert, wie Du uns durch die Gefahren des Krieges brachtest. In meine Erinnerung eingebrannt sind die Bombennächte, in denen Du versuchtest, mit mir zusammen die starrköpfige, widerstrebende Oma Rethl aus dem Haus und durch die verdunkelten Straßen mehr zu zerren als zu begleiten. Oft fielen schon die ersten Bomben und wir waren immer noch nicht im sicheren Luftschutzkeller angelangt, weil Oma Rethl trotz aller Gefahren partout nicht schnell gehen wollte.