Du erlaubst, dass ich Dich hier so nenne, obwohl ich Dich im Alltag als „meine Mutter“ vorstelle. Es würde für Verwirrung sorgen.
Meine Mutter Betty starb, als ich zwei Monate alt war. Nicht ganz zwei Jahre später heiratete mein Vater Dich, eine junge Frau vom Lande, die damals zweiundzwanzig Jahre alt war, aber aussah, als sei sie gerade siebzehn geworden. Die Nachbarn sagten: „Der Maar hat ein Schulmädchen geheiratet!“ Dieses Schulmädchen musste sich nicht nur an die neue, städtische Wohnung gewöhnen und an einen Mann, der manchmal noch seiner Betty nachweinte, sondern auch an mich, das neue Kind. Du hast mich aber nie spüren lassen, dass Du nicht meine leibliche Mutter bist, und mich von Anfang an liebevoll angenommen. Das blieb auch später so, als Du mir einen Bruder und eine Schwester geschenkt hattest.