Es hat Indizien gegeben, Hinweise, Spuren. Stephan B., der Attentäter von Halle? Ein Antisemit, der sich im Internet radikalisiert und seine Tat dort auch angekündigt hat. Anis Amri, der zwölffache Mörder von Berlin? Ein Islamist, der in Gegenwart eines V-Mannes über seine Anschlagspläne plauderte. Stefan E., der mutmaßliche Todesschütze im Fall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke? Ein Neonazi mit einschlägiger Vergangenheit. Keiner der drei ist über Nacht zum Attentäter geworden – keinen der drei aber hatten die deutschen Sicherheitsbehörden vor ihren Anschlägen noch auf dem Schirm.
Dafür gibt es Erklärungen, Entschuldigungen, Argumente. Kein Staat der Welt, auch der repressivste nicht, kann seine Bürger rund um die Uhr vor allem und jedem schützen. Trotzdem zeigt jeder der drei Fälle auf seine Weise die Schwachstellen der deutschen Sicherheitsarchitektur auf. Mal fehlt es wie im Fall Stephan B. an Personal und technischer Expertise, um im Internet die potenziellen Gewalttäter aus einem fanatischen Mob herauszufiltern. Mal scheitern Ermittlungen wie im Fall Amri an Versäumnissen und Fehleinschätzungen der beteiligten Behörden. Mal erlahmt das Interesse der Dienste an einem möglichen Täter wie im Fall Stefan E. zu schnell. Nur weil er nach außen eine bürgerliche Existenz aufgebaut hat, muss er ja nicht zwangsläufig bürgerlich geworden sein.