
Der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning würdigte am Mittwoch - dem Tag des Frankenpatrons Martin - Landrat Michael Busch für seine klaren Positionen. Das Amt eines Landrates bringe es mit sich, dass "man gelegentlich auch die Ecken und Kanten" des Frankenwürfels zeigen müsse. Wenn sich Busch "unfair behandelt fühlt, schießt er schon einmal scharf zurück", sagte Wenning und brachte Buschs Lebensmotto auf den Punkt: "Lieber ein deutliches Wort zur rechten Zeit als ein fauler Kompromiss." Manchmal seien es aber auch Taten. Unvergessen sei der "braune Erdhaufen" auf einer Straßenbaustelle des Landkreises, der die Zufahrt zu einer Veranstaltung der rechtsextremen NPD blockierte.
Der überregional wohl prominenteste Träger des Frankenwürfels 2015 kommt aus Mittelfranken: Günther Beckstein. Regierungspräsident Thomas Bauer sagte, der ehemalige Ministerpräsident sei ein fränkischer Politiker zum Anfassen und "durch Geburt, Leben, Beruf und Berufung, seine fränkische Aussprache, die 'hardes D und weiches D' verwendet", durch seinen Schalk, seinen Witz sowie seinen protestantischen Glauben "zutiefst mit Franken verbunden". Günther Beckstein sei ein "demütiger und bewundernswert gelassener Mensch, auch in Niederlagen". Er sei "besonnen und wandlungsfähig", aber auch mit Ecken und Kanten, wie ein Würfel eben, begründete Bauer die Verleihung an den Politiker.
Johann Böhm aus Unsleben geehrt
Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer erinnerte in seiner Laudatio an eine der vornehmsten Eigenschaften von Preisträger Böhm: Er verstehe es, "Menschen für sich und seine Anliegen zu gewinnen". Er habe eine feste Meinung, sei kein Fähnchen im Wind und rede auch mal Menschen ernsthaft ins Gewissen, wenn er es für nötig halte.
Allerdings ist Böhm gebürtiger Egerländer und nur Wahl-Franke, räumte Beinhofer ein. Man verleihe Böhm den Würfel als Zeichen "echter Einbürgerung ins Frankenland". Er vereinige Wendiges, Witziges und Widersprüchliches in unnachahmlicher Weise, so Beinhofer und zitierte als Beleg Böhm über sich selbst: "Ich bin ein Rhönschaf - weiße Weste, schwarzer Kopf."
Johann Böhm war lange Zeit Landtagsabgeordneter und bis zu seinem Ruhestand auch Präsident des Bayerischen Landtags. Eine politische Bilderbuchkarriere hat Böhm hingelegt, dabei war seine Kindheit von der Flucht aus der Heimat überschattet gewesen.
Böhm: "Franken ist ein offenes Land"
Wenn er jetzt den Frankenwürfel in Händen hält, dann darf er das, auch als nicht gebürtiger Franke, gerne genießen. „Franken ist ein offenes Land“, sagt er, was in der derzeitigen politischen Diskussion hochaktuell erscheint.
Am 18. Oktober 1937 kam Johann Böhm in Daßnitz (heute in Tschechien) zur Welt. Er besuchte die Volksschule in Daßnitz und, nach der Flucht aus der Heimat, in Wülfershausen bei Arnstein. In Würzburg ging er auf das Wirsberg-Gymnasium und studierte Johann Böhm schließlich von 1959 bis 1963 Rechts- und Staatswissenschaften an der dortigen Universität. Anschließend absolvierte er von 1963 bis 1967 eine praktische Ausbildung als Referendar in Würzburg und München.
Von 1969 bis 1973 war er als juristischer Staatsbeamter am Landratsamt in Bad Neustadt tätig. Im August 1973 wechselte er wieder zur Regierung von Unterfranken. Johann Böhm engagierte sich in der Jugendarbeit und war Vorsitzender des Kreisjugendrings Rhön-Grabfeld. Ab 1974 war Johann Böhm Landtagsabgeordneter der CSU. Von 1994 bis zu seinem Ausscheiden aus dem bayerischen Landtag im Jahre 2003 war er Präsident des Bayerischen Landtages.
Ehrenamtlich war Johann Böhm bis 2008 Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe und ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung. Weiterhin erhebt er als Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege immer wieder seine Stimme, wenn allzu heftige Änderungen das Bild der Landschaft in Bayern und natürlich auch seiner Rhöner Heimat beeinträchtigen. Und so kann ihn auch die gegenwärtige Flüchtlingssituation nicht kalt lassen. Schon gar nicht mit der eigenen Geschichte im Hintergrund.
Im April 1946 musste die Familie Böhm aus Daßnitz fliehen. „Meine erste Nacht in Bayern habe ich in der Malzfabrik in Mellrichstadt verbracht.“ Seine zweite Heimat fand Böhm schließlich in Unsleben (Lkr. Rhön-Grabfeld).