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WÜRZBURG
Heiße Spur zu Würzburger Entführern
Tatort in Heidingsfeld: An dieser Wiese am Katzenberg in Würzburg hatten die Entführer ihr weißes Fluchtfahrzeug geparkt.
Foto: Theresa Müller | Tatort in Heidingsfeld: An dieser Wiese am Katzenberg in Würzburg hatten die Entführer ihr weißes Fluchtfahrzeug geparkt.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:02 Uhr

Fast zwei Jahre nach der versuchten Entführung einer 62-jährigen Würzburgerin beim Gassigehen mit ihrem Hund am Katzenberg (unterhalb der Autobahn-Raststätte) könnte der Fall bald aufgeklärt sein. Nach Informationen dieser Zeitung sind Kripo-Beamte im Saarland bei Ermittlungen gegen eine Bande, die mit großer Brutalität Verbrechen begangen haben soll, auf Hinweise zu dem Fall aus Würzburg gestoßen. Es hat mehrere Festnahmen gegeben.

„Es sind Ermittlungen in alle möglichen Richtungen im Gang“, ist alles, was Walter Schömig, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, derzeit bestätigt. Dass man eine heiße Spur verfolge, dementiert er aber ebenso wenig wie Ermittler im Saarland. Das ist weit mehr, als in den letzten 18 Monaten in dem Fall zu hören war. Die Ermittler sind optimistisch, das Verbrechen klären zu können: Die Strafverfolgung ist bereits von Würzburg an die Staatsanwaltschaft Saarbrücken abgegeben.

Gerüchte schossen ins Kraut

Die Entführung der 62-Jährigen hatte im Januar 2013 für viel Wirbel gesorgt. Und je länger die zeitweise 18 Mann starke Soko „Schildweg“ vergeblich nach den Entführern suchte, um so deftiger schossen Gerüchte darüber ins Kraut, was hinter dem Kidnapping stecken könnte.

Die Unternehmersgattin hatte am Morgen des 9. Januar ihr mit Kameras gesichertes Haus am oberen Rand des Katzenberges verlassen, um mit Golden Retriever Lee Gassi zu gehen. Auf freiem Feld oberhalb der Bebauung wurde sie von zwei Maskierten in einen weißen Kastenwagen gezerrt, gefesselt, geknebelt und brutal geschlagen.

Momente später kam ein Nachbar mit seinem Hund auf dem Feldweg daher – er bemerkte zunächst nichts von der Entführung. Irritiert bedrohte ihn einer der Entführer mit einer Schusswaffe und forderte ihn auf, zu verschwinden. Der Zeuge lief bergab, dabei kam er am Haus der Nachbarin vorbei. Davor saß Golden Retriever Lee ohne Halsband, das sich später abgerissen am Wegrand fand. Alarmiert informierte der Nachbar den Hausherrn.

Mitglieder der Russenmafia

Kurz darauf entdeckte oberhalb des Entführungsortes ein Schlepperfahrer die Frau, die von den Entführern offenbar in Panik samt Fessel und Knebel auf ein Feld geworfen worden war. Er rief die Polizei.

„Es spricht einiges dafür, dass die Frau gezielt abgepasst wurde“, sagte Polizeisprecher Karl-Heinz Schmitt. Sie ging dort häufiger mit dem Hund bergauf. Die Täter schlugen an einer abgelegenen Stelle zu, die von den Häusern kaum einzusehen ist. Der Fluchtweg führt schnell via Raststätte auf die Autobahn 3.

„Meine Mandantin hat an den Folgen der brutalen Behandlung monatelang gelitten,“ sagt Anwalt Jan Paulsen, der die 62-Jährige vertritt. „Sie hofft, dass die Täter überführt und angemessen bestraft werden.“

Nach Informationen dieser Zeitung deuten die Ermittlungen darauf hin, dass die zwei Maskierten zu einer Bande wechselnder Täter gehören, von denen drei bereits in Saarbrücken vor Gericht stehen. Sie sollen sich bei einem Einbruch im Herbst 2013 als Mitglieder der Russenmafia bezeichnet und ihr Opfer mit dem heißen Bügeleisen gefoltert haben, um an 330 000 Euro zu kommen. Die Bande wird mit Einbrüchen in anderen Städten in Verbindung gebracht, hieß es vor Gericht.

 
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