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WÜRZBURG
Häuser, Tiere und Saat für Pakistan
Aufbauhilfe: Seit 2010 unterstützt die DAHW die Flutopfer in Pakistan. DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg und MALC-Geschäftsführer Mervyn Lobo besuchten das Land Ende 2012.
Foto: Ernst Hirsch | Aufbauhilfe: Seit 2010 unterstützt die DAHW die Flutopfer in Pakistan. DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg und MALC-Geschäftsführer Mervyn Lobo besuchten das Land Ende 2012.
Von unserem Redaktionsmitglied Verena Hilbert

 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:54 Uhr

In Pakistan setzte 2010 eine große Flut ein Fünftel des Landes unter Wasser. Fast 2000 Menschen starben. Das Wasser zerstörte knapp zwei Millionen Häuser, die Ernte der Bauern und damit viele Existenzen. Da sich die Flutopfer in Pakistan nicht auf die Hilfe ihrer Regierung verlassen konnten, begannen Hilfsorganisationen Spenden zu sammeln, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen. Darunter auch die DAHW, die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe mit Sitz in Würzburg. Drei Jahre nach der Flut zog die in Würzburg ansässige Organisation jetzt zusammen mit ihren Partnern eine Zwischenbilanz.

Über drei Millionen Euro Spenden wurden oder werden bis 2015 noch den Wiederaufbau in Pakistan unterstützen. Burkhard Kömm, Geschäftsführer der DAHW, ist zufrieden mit den bisherigen Fortschritten und bedankt sich vor allem bei den Partnerorganisationen vor Ort.

Denn die DAHW entschied sich für die Fluthilfe, weil sie schon vor der Flut in Pakistan zwei langjährige Partner hatte. Zum einen das MALC (Marie Adelaide Leprosy Centre). Gründerin und Gesicht der Organisation ist Ruth Pfau, eine deutsche Ärztin und Ordensschwester. Und zum anderen ALP (Aid to Leprosy Patients), einer Organisation der Christusträger-Schwestern. Sie wird koordiniert von der Ärztin Christine Schmotzer. Die DAHW schickte also keine eigenen Helfer nach Pakistan, sondern unterstützte die Organisationen vor Ort.

Vor allem das MALC hat in über 50 Jahren Arbeit viele Verbindungen und 157 lokale Zentren in ganz Pakistan und vor allem in den ärmeren Regionen des Landes aufgebaut. Das machte schnelle Hilfe möglich. „Innerhalb von 24 Stunden konnten sie schon helfen“, sagt Ernst Hirsch, Projektreferent der DAHW.

Die über achthundert Mitarbeiter des MALC sind fast alle Einheimische. Ausgebildet wurden sie eigentlich in der Behandlung von Lepra, Tuberkulose und Augenkrankheiten. „Sie kennen das Land und verstehen die Menschen“, sagt Ernst Hirsch. Und vor allem kommen sie in Gebiete, die man als Ausländer kaum betreten kann.

Denn die politische Situation in Pakistan macht die Hilfe schwierig. Vor allem an der Grenze zu Afghanistan hat die pakistanische Regierung in manchen Gebieten kaum oder gar keinen Einfluss mehr. Diese Gegenden werden von Stämmen oder Taliban kontrolliert.

Aber auch in der Nähe großer Städte wie Karachi werden die Zentren der MALC angegriffen. So kam es am 1. Mai zu einer Attacke auf eine Station in Manghopir. Junge Männer erschossen dabei zwei Wachleute. Auf dem Gelände werden unter anderem Mädchen unterrichtet. Wenige Tage später kam es zu einem weiteren Angriff auf eine andere Station.

Die Angreifer konnten fliehen und es sei nicht klar, wer hinter den Attacken steckte, erzählt Lobo. Immer wieder würden die Helfer unter Drohungen aufgefordert, Geld zu bezahlen oder die Hilfslieferungen bei den Großgrundbesitzern abzuliefern.

Trotz der Gefahren für die Helfer geht der Wiederaufbau weiter. Ernst Hirsch, der immer wieder nach Pakistan reist, um die Projekte zu überprüfen, ist zufrieden.

„Der Wiederaufbau ist ziemlich im Plan“, sagt er. Auch Mervyn Lobo, Geschäftsführer bei MALC, ist zufrieden. Er ist für die Konferenz mit der DAHW aus Pakistan angereist. Die Situation der Menschen dort habe sich auch im Vergleich zu der Zeit vor der Flut verbessert. Bei der Hilfe hat die DAHW auch mit der österreichischen Caritas zusammengearbeitet. Das Projekt haben sie in drei Phasen eingeteilt (siehe Infobox).

Mittlerweile seien viele der Bauern, die am Anfang unterstützt wurden, nicht mehr auf Hilfe angewiesen, erzählt Ernst Hirsch. Und das sei das Ziel der Hilfe. „Die Menschen sollen nicht abhängig von uns werden“, sagt Lobo.

Bis 2015 läuft das Hilfsprogramm noch. Es gehe darum, das Gemeinwesen zu stärken, damit sich die Dorfgemeinschaft untereinander hilft, so Hirsch.

„Wir lernen natürlich immer noch aus solchen Einsätzen“, erzählt Lobo. „An manchen Orten wissen wir schon, dass wir weiter nach den Menschen schauen müssen.“ Das seien vor allem die Gebiete, die öfter von Hochwasser betroffen sind. Eigentlich sollten die Menschen dort wegziehen, sagt Lobo, aber die Regierung gebe ihnen kein Land. Und viele wollten auch ihre Heimat nicht verlassen.

DAHW jetzt mit Aufsichtsrat

Gudrun Freifrau von Wiedersperg wird weiterhin die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe leiten. Die Mitglieder haben sie am Wochenende in ihrem Amt bestätigt, teilte der in Würzburg ansässige Verein mit. Die Organisation war wegen Personalquerelen in Schwierigkeiten geraten.

Die Mitglieder haben außerdem einen Aufsichtsrat eingesetzt. Damit entspreche man den neuen Vorgaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) sowie des Verbands Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO), hieß es. Aufsichtsratsvorsitzender ist Jürgen Jakobs aus Grünstadt.

208 Hilfsprojekte in 21 Ländern koordiniert die DAHW nach eigenen Angaben von Würzburg aus. 2014 will die Hilfsorganisation von gemieteten Räumen in Würzburg umziehen in einen drei Millionen Euro teuren Neubau, der aus Eigenmitteln finanziert wird. TEXT: epd

ONLINE-TIPP

Welche Personalquerelen es gab, können Sie hier nachlesen...

Die Fluthilfe der DAHW

In drei Phasen teilt die DAHW die Fluthilfe für Pakistan: 1. Phase von Juli bis Ende 2010: 575 000 Euro für Zelte, sauberes Wasser, Lebensmittel und medizinische Hilfe in Flüchtlingscamps. 2. Phase von Ende 2010 bis Ende August 2012: 1 955 000 Euro Hilfe (davon 1 073 000 vom DAHW). Davon wurden 817 Häuser neu gebaut oder repariert, 401 Familien bekamen Nutztiere und finanzielle Hilfe für die Zucht, 335 Familien bekamen Saatgut und finanzielle Hilfe für ihren Ackerbau, 229 Familien Starthilfen für eine Existenzgründung, 2650 Familien bekamen eine neue Trinkwasserversorgung mit 75 Handpumpen, Wasserleitungen und Zisternen in fünf Dörfern und Wasserleitungen in zwei Dörfern. 3. Phase von September 2012 bis August 2015: 2 450 000 Euro Hilfe (1 650 000 Euro vom DAHW). 2250 Häuser sollen gebaut werden, 1100 Familien bekommen Nutztiere, 150 Existenzgründungshilfe, 100 Handpumpen, 17 Dörfer bekommen Wasserleitungen. 30 Gesundheitsstationen sollen gegründet werden und sechs CBR-Projekte (community based rehabilitation) mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. TEXT: vh

 
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