Die Personalquerelen bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) haben den ehrenamtlichen Vorstand erreicht: Journalist Franz Barthel – bekannt als langjähriger Moderator beim Bayerischen Rundfunk – ist vor wenigen Tagen als Vizepräsident zurückgetreten. Gegenüber unserer Zeitung kritisiert der 69-Jährige vor allem den Umgang mit Mitarbeitern in der Würzburger Zentrale des Hilfswerks, das aktuell in 13 Ländern weltweit tätig ist.
Seit 2011 haben insgesamt 14 der knapp 50 Angestellten im „Hauptquartier“ das DAHW verlassen, manche sogar in die Arbeitslosigkeit. Die 1957 in Würzburg gegründete Organisation befindet sich in einer Phase des Umbaus. Aufgaben werden neu definiert und verteilt, Strukturen und Arbeitsabläufe verändert. Man wolle sich als Hilfswerk professioneller aufstellen, sagt Geschäftsführer Burkard Kömm. Ihm sei klar, dass sich Mitarbeiter beim DAHW „emotional engagieren und so handeln“. Manches Verhalten sei dann „schwer nachzuvollziehen“.
Auch Franz Barthel hat seit 25 Jahren als Mitglied, seit neun Jahren im Vorstand und seit 2009 als Vizepräsident des DAHW viel Herzblut für den Kampf gegen Armutskrankheiten gezeigt. Nun geht er frustriert. Hauptvorwurf an die Geschäftsführung: Verdiente Mitarbeiter würden teils respektlos und ohne gebotene Wertschätzung behandelt: „Wir ziehen als Helfer in alle Welt und lassen im Headquarter daheim Leute vor die Hunde gehen.“ „Wo ist der gute Geist“, fragt Barthel kritisch, aus dem das Werk einst gegründet worden sei? Trotz seiner Vorwürfe will er normales DAHW-Mitglied bleiben, denn die Arbeit in den Projekten sei gut und wichtig. Er bleibe jedoch „in kritischer Distanz und ohne Mandat“.
In einer kurzen Presseerklärung hat das DAHW am Donnerstag den Rückzug seines Vize bestätigt. Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg dankt ihm darin für viele Jahre ehrenamtlicher Mitarbeit. Dass – wie von Barthel moniert – Kritik im Vorstand nicht erwünscht sei („Kuschelkurs“), weist sie zurück. Auf Anfrage sagte Wiedersperg: „Wir haben im Vorstand immer offen und kontrovers diskutiert. Auf Fakten beruhend, nicht auf Gerüchten.“ Im Übrigen habe sich die Stimmung unter den Mitarbeitern zuletzt gebessert. Dies habe sich auch beim DAHW-Kinderfest in Würzburg gezeigt.
Am organisatorischen Umbau des Hilfswerks führt aus Sicht der Präsidentin kein Weg vorbei. „Wir haben mittlerweile ganz andere Anforderungen und Auflagen.“ Die kommen vor allem vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), dem sogenannten „Spenden-TÜV“. Er vergibt das für Hilfsorganisationen so wichtige Spendensiegel. Um es zu behalten, muss das DAHW ein Kontrollgremium installieren. Ein fünfköpfiger Aufsichtsrat mit Experten soll das in Zukunft sein.
Den ehrenamtlichen Vorstand will man von acht auf ebenfalls fünf Mitglieder verkleinern. All dies soll am 22. Juni bei einer Mitgliederversammlung geschehen. Dazu muss eine neue Satzung beschlossen werden. Und: Bis dahin muss der alte Vorstand komplett zurückgetreten sein. Dass Franz Barthel nun im Alleingang vorgeprescht ist, wundert die Präsidentin und auch Geschäftsführer Burkard Kömm. Der 47-Jährige, seit 2009 im Amt, gegenüber dieser Zeitung: „Schade um Franz Barthel. Aber der Zeitpunkt seines Rücktritts gibt ein falsches Signal. Er hätte seine Kritik besser frühzeitig geübt.“
Franz Barthel war 1985 eher zufällig zum DAHW gekommen: Während der dramatischen Dürre war er fürs Radio in Äthiopien. DAHW-Mitbegründer und Volksblatt-Chefredakteur Hermann Kober begeisterte den Journalisten-Kollegen für die Arbeit des Hilfswerks. Dabei blieb Barthels besondere Zuwendung für Äthiopien.
DAHW-Präsidentin Wiedersperg, im Hauptberuf Lehrerin an einer Förderschule in Würzburg, will nach eigener Aussage am 22. Juni für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren kandidieren – „das ist aber definitiv die letzte“. Gerade jetzt, in der Zeit des Umbaus, wolle sie ein Zeichen der Kontinuität im DAHW setzen.