Immer wieder werden am Sonntag Bötschs Verdienste um seine Heimat betont. Er war ein „toller Minister“, der „viel für Würzburg und die Region erreicht“ hat, meint etwa Paul Lehrieder. Der Würzburger CSU-Abgeordnete trauert laut eigenen Worten um seinen „politischen Ziehvater“. Lehrieder holte bei der Bundestagswahl 2005 erstmals das Direktmandat in Würzburg, nachdem Bötsch nicht mehr kandidiert hatte. „Er hat mir damals im Wahlkampf geholfen und mir danach den Anfang in Berlin erleichtert“, sagt Lehrieder über seinen Vorgänger. So habe er von Bötsch etwa dessen Berliner Wohnung übernehmen können.
Er konnte mit den Leuten reden
Als Bötsch 22 Jahre früher, im Januar 1993, Postminister wurde, hob er selbstironisch zwei Dinge hervor: Er könne Briefmarken kleben und telefonieren. Der Unterfranke mit seiner urigen und bodenständigen Art entsprach nicht gerade dem Bild eines Politmanagers, der eine der größten Privatisierungsaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik über die Bühne brachte. Kanzler Helmut Kohl (CDU) habe ihm damals gesagt: „Sie können mit den Leuten reden.“ Mit Verhandlungsgeschick und gegen die Postgewerkschaft brachte Bötsch die Liberalisierung Schritt für Schritt bis zur vollständigen Öffnung des Telekommunikationsmarktes voran. Seine fünf Jahre als Minister seien anstrengend und kompliziert gewesen, sagte Bötsch zu seiner Verabschiedung aus dem Amt. Aber er habe Weichen gestellt und seinen Reformauftrag erfüllt.
Am Tag nach Bötschs Tod herrscht auch beim politischen Gegner Betroffenheit. „Ich bin sehr traurig“, sagt der Würzburger SPD-Politiker Walter Kolbow. „Wir waren immer per Sie, aber eigentlich per Du“, beschreibt der 73-Jährige sein besonderes Verhältnis zu seinem Weggefährten. „Wir haben uns sehr gemocht, aber gewusst, dass wir unterschiedlichen Parteien angehören.“ Kolbow war bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär. Im selben Jahr kehrte Bötsch der Politik den Rücken. „Es gibt ein Leben nach dem Mandat“, sagte der zweifache Vater damals.
"Ich habe einen echten Freund verloren"
1976 war Bötsch erstmals in den Bundestag eingezogen. Mit ihm ein anderer Unterfranke: Michael Glos. „Ich habe nicht nur einen Parteifreund, sondern einen echten Freund verloren“, sagt der 72-jährige Ex-Bundeswirtschaftsminister im Gespräch mit der Redaktion hörbar bewegt. Immer wieder habe er den schwer erkrankten Bötsch im Krankenhaus besucht, bis zuletzt habe er ihn regelmäßig angerufen. „Am Ende waren es nur noch sehr kurze Gespräche“, so Glos. „Ich glaube aber, es hat ihn gefreut, dass er nicht vergessen wurde.“