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MANNHEIM
Dramatik bei Heidi Klums Modelsuche
Bombendrohung Der Besuch beim Finale von „Germany's next Topmodel“ sollte etwas Besonderes für Susanna Kempf und ihre Tochter Chiara aus Erlabrunn bei Würzburg werden. Am Ende war es das – wenn auch anders als gedacht.
Wie geht es weiter? Nach der Bombendrohung bei „Germany's next Topmodel“ entschloss sich der Veranstalter, die SAP-Arena zu evakuieren.
Foto: Babirad | Wie geht es weiter? Nach der Bombendrohung bei „Germany's next Topmodel“ entschloss sich der Veranstalter, die SAP-Arena zu evakuieren.
Sarah-Sophie Schmitt
Sara Sophie Fessner
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:06 Uhr

Buntes Konfetti wirbelt durch die SAP-Arena in Mannheim. Ein Feuerwerk nach dem anderen erleuchtet den Laufsteg. Um Punkt 20.15 Uhr beginnt am Donnerstag das pompös inszenierte Finale der Castingsendung „Germany's next Topmodel“ auf ProSieben. Die vier Finalistinnen betreten zum ersten Mal die Bühne. Ajsa (18) aus Tübingen (Baden-Württemberg), Anuthida (17) aus Lübeck (Schleswig-Holstein), Vanessa (18) aus Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) und Katharina (19) aus Winsen an der Luhe (Niedersachsen) stöckeln Arm in Arm über den Laufsteg. Sie begrüßen Musiker Jason Derulo, zu dessen Songs sie auf der Bühne posieren und tänzeln. Das Publikum ist aus dem Häuschen.

Gut gelaunt und perfekt gestylt moderiert Heidi Klum mit ihren Co-Juroren, Designer Wolfgang Joop und Thomas Hajo, die Livesendung. Knapp 10 000 Menschen verfolgen das Spektakel in der Halle. 2,24 Millionen Zuschauer warten vor den Bildschirmen auf die Wahl der Siegerin.

Die Glitzerwelt ist perfekt inszeniert. Die Sendung lebt von Überraschungen, von außergewöhnlichen Herausforderungen und von einer gewissen Dramatik. Doch mit einer solchen Dramatik rechnet am Donnerstagabend keiner. Um kurz nach 21.30 Uhr wird die Übertragung gestoppt. Heidi Klum unterbricht Wolfgang Joop abrupt während eines Gesprächs. Erneut wird Werbung eingespielt. Wegen eines technischen Defekts – heißt es zunächst.

Susanna Kempf hat sofort ihre Zweifel. Die 50-Jährige aus Erlabrunn (Lkr. Würzburg) ist mit ihrer Familie nach Mannheim gereist. Die Karte für das Finale hat sie ihrer 14-jährigen Tochter Chiara zu Weihnachten geschenkt. „Sie ist ein großer Heidi-Klum-Fan“, erzählt Kempf. Die 50-Jährige ist beeindruckt von der imposanten Kulisse. „Es war eine superschöne Show. Einfach bombastisch.“ Nur eine Sekunde schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf. „Mein Gott, so viele Menschen. Wenn da was passiert . . .“, erzählt sie am Freitag am Telefon.

Kempf wundert sich, weshalb die Pause so lange dauert. Sie geht in einen Vorraum, will sich etwas zu trinken kaufen. Als sie an den Getränkeständen ankommt, sieht sie, dass Menschen herausgeführt werden. Dass alle wegen eines technischen Defekts die Halle verlassen sollen, kommt ihr seltsam vor. Ihr erster Gedanke: „Eine Bombe!“ Sie fragt eine Mitarbeiterin, was los sei. Die Antwort: Sie solle die Halle verlassen. Sofort.

Auch die anderen Zuschauer werden Gruppe für Gruppe in Sicherheit gebracht. Heidi Klum sowie ihre Co-Juroren hatten ebenso wie die zahlreichen anderen prominenten Gäste der Sendung zu diesem Zeitpunkt die Halle schon längst verlassen. Ein Punkt, der später bei vielen für Unmut sorgen wird.

Die Zuschauer gehen ruhig aus der Halle. Gruppe für Gruppe werden sie zu verschiedenen Ausgängen geleitet. Noch immer ist von einem technischen Defekt die Rede – offiziell. In den sozialen Netzwerken ist allerdings längst die Nachricht von einer Bombendrohung durchgesickert und verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Erst einige Zeit später bestätigt die Polizei Kempfs Verdacht. Gegen 21.07 Uhr sei eine Bombendrohung bei der SAP-Arena eingegangen. Man habe zudem einen verdächtigen Koffer an einer Garderobe entdeckt. Deswegen habe der Veranstalter beschlossen, die Halle zu evakuieren. „Sicherheit geht vor. Es waren über 10 000 Menschen in dieser Halle. Man weiß nie, ob es Ernst war oder nicht Ernst war“, wird Heidi Klum am nächsten Morgen auf Sat.1 sagen.

Vor der SAP-Arena versammeln sich die Zuschauer auf dem Parkplatz. Die Stimmung bleibt in manchen Bereichen ruhig, in anderen entsteht Panik. Mädchen stehen in ihren Pumps und dünnen Kleidchen mit ihren Müttern ratlos herum. Auch Susanna Kempf ist unter ihnen. Ihre Tochter hat mit ihrer besten Freundin in einem anderen Bereich der Halle gesessen. Bei der Evakuierung haben sich Mutter und Tochter aus den Augen verloren. Immer wieder versucht Kempf, ihr Kind anzurufen. Ohne Erfolg. „Das Netz war total überlastet.“ Susanna Kempf wird panisch, weiß nicht, was sie machen soll. Immer wieder wählt sie die Nummer ihrer Tochter. Bis endlich das Freizeichen ertönt und Chiara sich meldet. Sie wurde durch einen anderen Ausgang herausgeführt. Es geht ihr gut.

Nach einiger Zeit ertönt eine Stimme über Lautsprecher. Ein Ordner übersetzt die unverständliche Ansage. „Die Veranstaltung kann nicht fortgesetzt werden. Wir bitten Sie, das Gelände zu verlassen.“ Zu diesem Zeitpunkt ist allen klar, dass die Show zu Ende ist. Die Zuschauer begeben sich zu ihren Autos, fahren nach Hause.

Für die Polizei geht die Arbeit weiter. Am frühen Freitagmorgen schließen die Beamten die Durchsuchung der SAP-Arena ab. Es sei keine Bombe oder irgendetwas anderes Auffälliges in der Halle gewesen, sagt ein Polizeisprecher. Die Frau, die die Bombendrohung ausgesprochen hat, ist bis Freitagabend nicht ermittelt. Heidi Klum und ProSieben kündigten an, dass es am 28. Mai eine neue Finalsendung geben wird. „Es wird eine Gewinnerin 2015 geben“, sagt Heidi Klum. Das Finale werde zur Hauptsendezeit ausgestrahlt, die Sendung werde aufgezeichnet, erklärt ProSieben.

Susanna Kempf und ihre Tochter werden sich die Show auf jeden Fall anschauen.

„Germany's next Topmodel“

Die Sendung „Germany's next Topmodel“ mit Moderatorin Heidi Klum wurde erstmals 2006 ausgestrahlt. Vorbild ist die seit 2003 in den USA ausgestrahlte Castingshow „America's Next Top Model“ mit US-Supermodel Tyra Banks als Produzentin. Inzwischen gibt es von dem Format weltweit rund 20 Ableger. Die erste Siegerin der deutschen Reihe, Lena Gercke, ist heute mit Fußball-Nationalspieler Sami Khedira zusammen. Das erste Finale 2006 sahen noch insgesamt 5,97 Millionen Zuschauer. Die abgebrochene zehnte Ausgabe war das schwächste Finale der Show seit dem Start. Zum Beginn der Sendung am Donnerstag hatten 2,24 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 7,6 Prozent) eingeschaltet. 2014 waren es noch 3,10 Millionen (10,9 Prozent). Allerdings sind die Zahlen wegen des vorzeitigen Abbruchs nicht exakt vergleichbar. Text: dpa

 
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