In Stuttgart erwartete die mittlerweile 42-Jährige der nächste Kulturschock. Während Dresden sich im Lauf der Jahre zur schicken Stadt gemausert hatte, empfand die Schauspielerin Stuttgart als verbaut und hässlich, ja als „kontrollierend“. Dass der damalige Schauspielintendant viel Wert auf Ostliteratur legte und eher das Kollektiv als den Solisten suchte, kam Brünglinghaus nicht gerade entgegen. Stückauswahl und unbefriedigende Besetzungen setzten sie unter Stress: „Ich als Parteisekretärin? Furchtbar! Ich bin kein Kollektiv, das sieht man mir auch an.“ Nach sieben Jahren brach sie 2012 mit Stuttgart und nahm auch kein Folge-Engagement mehr an.
Sie nutzte die Zeit, um sich „vom Schock zu erholen“, zu reisen und spanisch zu lernen. Die Überlegung, zum Fernsehen zu wechseln, war schnell vom Tisch, denn als geborene Bühnenschauspielerin wolle sie einfach am Stück durchspielen. Außerdem sei sie eine Sprachfetischistin, die besonders die Dramatiker Heiner Müller, Thomas Bernhard und Werner Schwab sowie die klassische Sprache liebe. Dann erfuhr ihr Mann, der in der Region als Chirurg arbeitet, vom Intendantenwechsel in Würzburg. Brünglinghaus schrieb eine Initiativbewerbung und bekam nach einem Vorstellungsgespräch bei Intendant Markus Trabusch wieder „richtig Bock“ auf ein neues Engagement.
Seit dieser Spielzeit ist Anja Brünglinghaus festes Mitglied im Würzburger Schauspielensemble.