
„Eine Anzeige in diesem Umfeld ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Marannano. In kleinen Dörfern wie Corleone, Palazzo Adriano oder Chiusa Sclafani sei beinahe jeder mit jedem bekannt. „Es kann also gut sein, dass ein Geschäftsmann die Angehörigen des von ihm angezeigten Erpressers auf der Straße, in der Schule, beim Einkaufen trifft.“
Mutige Unternehmer
Die Sicherheit der mutigen Unternehmer sei vor allem dadurch gegeben, dass sie nicht alleine seien. „In Palermo und Umgebung haben bis heute Hunderte Geschäftsleute die Schutzgelderpressung angezeigt, keinem ist je etwas zugestoßen“, sagt Marannano.
Unter den Festgenommenen war auch der 47-jährige Carmelo Gariffo, der Lieblingsneffe von Bernardo Provenzano und sein ehemaliger Sekretär. Bei Provenzanos Beerdigung im Juli stand Gariffo noch in der ersten Reihe. Zusammen mit einem unbescholten wirkenden Gemeindeangestellten von Corleone hatte der Neffe laut Staatsanwaltschaft versucht, den Mafiadistrikt Corleone wieder in seine Gewalt zu bekommen. Gariffo saß jahrelang selbst im Gefängnis, weil er an der Flucht seines Onkels beteiligt war. Der Neffe koordinierte die auf kleinen, codierten Zettelchen („pizzini“) verfasste Kommunikation mit der Außenwelt für seinen Onkel.