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LIEBLINGSSTÜCK
Als mein Bruder starb
Julia Back
 |  aktualisiert: 15.12.2020 17:33 Uhr

Hast du Geschwister? Ich hasse diese Frage. Ich habe keine Antwort darauf. Meistens genügt ein schnelles "Nein", denn wenn ich diese Frage ehrlich beantworte, begegnen mir betretenes Schweigen, mitleidige Blicke. Ich hatte einen Bruder. Ich war elf Jahre alt, als er starb. Das war vor 17 Jahren. Ich habe länger ohne, als mit ihm gelebt. Und doch vermisse ich ihn jeden Tag.

13 690 Menschen sind 2012 in Unterfranken nach Angaben des Statistischen Landesamtes gestorben: Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, Großeltern. Sie hinterlassen Familien, die mit der Trauer um sie weiterleben müssen. Die Christian-Presl-Stiftung, eine Beratungsstelle für Menschen in Trauer in Bad Kissingen, unterstützt sie dabei. "Die Menschen, die hier Hilfe suchen, haben Angehörige durch Krankheit oder unvorhersehbare Ereignisse, wie Unfälle, Suizid, plötzlichen Tod oder Mord verloren", sagt Maritta Düring-Haas, Sozialpädagogin bei der Stiftung.

Über Nacht wurde er krank

Mein Bruder starb damals unerwartet innerhalb von zwei Tagen an einer explosionsartigen Streptokokken-Infektion, die alle Organe angegriffen hat. Wahrscheinlich wurde sie durch eine verschleppte Grippe oder Angina verursacht. Die Ärzte konnten es uns nicht sagen. Er hatte noch einen Tag vorher an einem Fußballturnier teilgenommen und war gut gelaunt. Über Nacht wurde er krank. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Morgens ging ich zur Schule, er blieb daheim im Bett. Nachmittags lag er schon in Würzburg auf der Intensivstation. Plötzlich war er nicht mehr da. Die Welt bricht zusammen und dennoch muss es weitergehen.

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