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Kingston
Wichtige Meeresbodenbehörde bekommt neue Chefin
Der erste Tiefseebergbau-Antrag könnte jederzeit eingehen. Immer mehr Mitgliedstaaten der zuständigen internationalen Behörde sprechen sich dagegen aus. An einer verbindlichen Regelung hakt es aber.
Tiefseebergbau       -  Um Manganknollen geht es beim Streit über den Tiefseebergbau. (Archiv)
Foto: Ingo Wagner/dpa | Um Manganknollen geht es beim Streit über den Tiefseebergbau. (Archiv)
dpa
 |  aktualisiert: 10.08.2024 02:37 Uhr

Umweltschützer hoffen mit neuer Spitze auf besseren Schutz der Ozeane: Vor dem erwarteten ersten Antrag auf eine Tiefseebergbau-Lizenz hat der umstrittene Generalsekretär der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), Michael Lodge, seine Wiederwahl verpasst. Seine Herausforderin, die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho, gewann am Ende der fünftägigen Generalversammlung im karibischen Inselstaat Jamaika die Wahl und übernimmt damit das Amt im kommenden Jahr. 

Dem britischen Anwalt Lodge, der sich um eine dritte vierjährige Amtszeit bewarb, war unter anderem unangemessene Nähe zu einem Unternehmen vorgeworfen worden, das Tiefseebergbau betreiben will. 

Wegen großer Umweltbedenken haben sich inzwischen 32 der 168 ISA-Mitgliedstaaten für ein Moratorium, also eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Tiefseebergbaus ausgesprochen - darunter Deutschland. Fünf davon, unter anderem Österreich, kamen während der Generalversammlung hinzu. Die von diesen Staaten vorgeschlagene Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt kam am Freitag jedoch nicht auf den nötigen Konsens.

Experten warnen vor Gefahren für Ökosysteme

Beim Tiefseebergbau geht es vor allem um den Abbau sogenannter Manganknollen auf dem Boden der Hohen See. Diese entstehen über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die zur Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos verwendet werden könnten. Studien zeigen Gefahren für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Außerdem stellen einige Experten die Notwendigkeit des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage. 

Der kanadische Konzern The Metals Company kündigte dennoch an, einen ersten Antrag für ein kommerzielles Tiefseebergbau-Projekt in diesem Jahr zu stellen. 2026 will er im Pazifik beginnen. Da der ISA-Rat bisher kein Regelwerk für den Tiefseebergbau verabschiedet hat und keine Grundsatzregelung zustande kam, bleibt unklar, wie mit einem Antrag der Metals Company umgegangen werden könnte.

„Die ISA hat sich durch ihre vorige Leitung zu lange von der Industrie treiben lassen, die auf einen schnellen Beginn des Tiefseebergbaus drängt”, sagte Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann. „Es ist jetzt an Carvalho zu beweisen, dass sie die Verpflichtung der ISA versteht, den einzigen noch unberührten Lebensraum der Erde zu erhalten.”

Tiefseebergbau       -  Der Tiefseebergbau könnte schwerwiegende Umweltfolgen haben. (Archiv)
Foto: Nick Kaiser/dpa | Der Tiefseebergbau könnte schwerwiegende Umweltfolgen haben. (Archiv)
Tiefseebergbau       -  Bei der ISA in Jamaika wird über den Tiefseebergbau diskutiert. (Archiv)
Foto: Nick Kaiser/dpa | Bei der ISA in Jamaika wird über den Tiefseebergbau diskutiert. (Archiv)
 
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