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Vielleicht ist der Ur-Ur-Opa online
Familienforschung Für Hobby-Genealogen kann das Internet eine große Hilfe sein. Wie und wo kann man die Suche nach seinen Vorfahren am besten beginnen?
Vintage photos and computer keyboard       -  _
Foto: KariHoglund (iStockphoto)
Von Christoph WEymann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:49 Uhr

Den eigenen Vorfahren nachzuspüren, ist für viele nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Suche nach den Wurzeln, Halt und Identität. Verglichen mit der mühseligen Arbeit früherer Jahre bietet das Internet dabei viele Erleichterungen. Kein Wunder, dass es schon seit Jahrzehnten unzählige Webseiten rund um das Thema Ahnenforschung gibt. Zehntausende genealogische Seiten werden zum Beispiel auf der US-amerikanischen Seite „Cyndi's Liste“ (www.cyndislist.com) aufgelistet.

Wer sucht, sollte sich auch im Netz erst einmal auf eine bestimmte Linie der Familie oder einen Ort konzentrieren. Als Einstieg bietet sich eine Metasuche (http://meta.genealogy.net) an – eines der vielen Rechercheangebote des Vereins für Computergenealogie (http://compgen.de). Abgefragt werden dort zum Beispiel die Informationen vieler Ahnenforschungsvereine, online verfügbare Ortsfamilienbücher, Adressbücher und Auswanderer-Passagierlisten.

Das Mormonen-Archiv erfasst Daten weltweit

Eine ergiebige Quelle ist auch das riesige Archiv der Mormonen (www.familysearch.org). Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ erfasst weltweit Unterlagen zur Ahnenforschung und stellt sie kostenlos zur Verfügung – aus religiösen Gründen: um es ihren Gläubigen zu ermöglichen, auch unbekannte Vorfahren durch eine posthume Taufe noch zu „retten“. Für die im Netz zugänglichen Abschriften gilt das Gleiche wie für alle Informationen aus zweiter Hand: Um sicherzugehen, dass keine Übertragungsfehler vorliegen, sollten die Angaben später möglichst an den Kopien der Originaldokumente überprüft werden, die ebenfalls zunehmend online zur Verfügung gestellt werden.

Die bekanntesten genealogischen Webseiten dürften die kommerziellen Familienforschungsangebote sein. Wer dort eine Suchanfrage startet, erfährt zwar, dass es anscheinend Informationen zum gesuchten Namen gibt und welcher Art diese sind, bekommt sie aber bestenfalls nach einer kostenlosen Testanmeldung zu Gesicht. Die eigentlichen Angaben oder auch Faksimiles von Dokumenten sieht nur, wer sich kostenpflichtig angemeldet hat.

Im GenWiki finden sich auch Angaben aus der Region

So exklusiv, wie sie präsentiert werden, sind aber beileibe nicht alle Informationen solcher Portale. „Viele Daten, die Sie dort finden, finden Sie bei uns kostenlos“, sagt Helga Scabell, zweite Vorsitzende des Vereins für Computergenealogie. So gibt es etwa im „GenWiki“ (www.genwiki.de), ein Online-Lexikon für familiengeschichtlich Interessierte, Artikel über Würzburg, Bamberg, oder Bad Kissingen mit historischen Informationen und Hinweisen auf Quellen und Archive. Von dort gelangt man auch leicht zu online verfügbaren historischen Adressbüchern, die als Digitalisate, also eingescannte Dokumente, etwa über die Seiten der Bayerischen Staatsbibliothek zugänglich sind. Darunter finden sich etwa Adressbücher aus Würzburg (ab 1810), Bamberg (ab 1841), Kissingen (1838 und 1865) oder Nürnberg (ab 1795). Zum „Genwiki“ gehören auch Lexika zu alten Berufsbezeichnungen oder historischen Begriffen und eine Einführung in das „Basiswissen“ der Familienforschung. Darunter finden sich auch Informationen über „Problemfälle“ – unseriöse Angebote im Bereich Ahnenforschung und Namenskunde.

Auch historische Kirchenbücher stehen inzwischen teils online zur Verfügung, wobei die Konfessionen unterschiedliche Wege gehen. Die evangelischen Kirchen stellen die historischen Aufzeichnungen über Geburten, Heiraten und Sterbefälle aus vielen Gemeinden online über das Portal „Archion“ (www.archion.de) bereit. Welche Jahrgänge und Orte vorhanden sind, lässt sich kostenlos recherchieren, für das Lesen und Herunterladen von Dokumenten werden dann Gebühren fällig. Bei den überwiegend aus katholischen Gemeinden stammenden Kirchenbüchern im Portal „Matricula“ (www.matricula-online.eu) geht man einen anderen Weg und bietet die Dokumente, die vor allem aus Österreich, Deutschland und Luxemburg stammen, gebührenfrei an.

Online durchsuchen lassen sich auch die deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkriegs (wiki-de.genealogy.net. Außerdem kann man sich bei spezialisierten Mailinglisten anmelden, in denen über einzelne Aspekte und Regionen der Familienforschung diskutiert wird (list.genealogy.net – zum Beispiel bei der Liste „Franken-L“, die Ober-, Unter- und Mittelfranken gewidmet ist. Eine regionale Mailingliste und viele weitere Recherche- und Austauschmöglichkeiten bietet gegen einen geringen Mitgliedsbeitrag auch die Gesellschaft für Familienforschung in Franken (www.gf-franken.de). Außerdem gibt es monatliche Genealogen-Stammtische etwa in Randersacker (Lkr. Würzburg), Marktschorgast (Lkr. Kulmbach) und Nürnberg, die – wie andere Veranstaltungen des Vereins – auch Gästen offenstehen.

In Nürnberg können Familienforscher immer wieder persönlich stöbern

Alle interessierten Familienforscher können auch das Archiv und die Bibliothek des Vereins in Nürnberg nutzen, die jeden Mittwochnachmittag und gelegentlich samstags geöffnet sind. Mitglieder des Vereins arbeiten unter anderem an der Digitalisierung von Kirchenbuchverkartungen. Dabei werden Karteikarten, auf denen vor allem in den 1930er Jahren die Informationen aus älteren Kirchenbüchern „verzettelt“ wurden, eingescannt und im internen Bereich des Vereins online zugänglich gemacht. Bis heute sind so schon die Personendaten aus 26, meist evangelischen, Pfarreien verfügbar geworden, etwa 250 weitere sollen noch folgen.

Möglich ist das nur mit Ehrenamtlichen und einem automatischen Einzugsscanner. „An einem guten Tag schaffen wir 50 000 bis 60 000 Karteikarten“, sagt Edgar Hubrich, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Das nächste größere Vorhaben – die 1,2 Millionen Karteikarten der Nürnberger Pfarreien – werde deshalb noch etwas Zeit brauchen.

Mit der passenden Software Informationen ordnen

Viele Quellen zur fränkischen Geschichte stehen unter „Franconica online“ (franconica.uni-wuerzburg.de ein Infoportal der Uni Würzburg, zur Verfügung. Dazu zählt eine Sammlung von 5000 Würzburger „Totenzetteln“ aus den Jahren 1672 bis 1914. Mit solchen gedruckten Blättern wurde in vielen katholischen Gebieten bei Beerdigungen an die wichtigsten biografischen Daten der Verstorbenen erinnert. Über 600 000 neuere Erinnerungskarten wurden schon beim „Bayerischen Sterbebilderprojekt“ des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (www.blf-online.de) in Kooperation mit den Vereinen in Franken und der Oberpfalz http://gfo.genealogy.net) erfasst (www.blf-sterbebilderprojekt.de) und können auch über eine Metasuche (http://meta.genealogy.net) ausgewertet werden.

Hat man so schließlich einiges über die eigene Familiengeschichte zusammengetragen, findet sich im Internet auch die passende Software, um die Informationen zu ordnen und zu präsentieren. Stammbäume lassen sich zum Beispiel mit den kostenlos erhältlichen Programmen Ahnenblatt (www.ahnenblatt.de, für Windows) und Gramps erstellen (www.gramps-project.org, für alle Betriebssysteme, Setup in englischer Sprache / Erklärung „How to install“ auch auf Deutsch). Das Netz hat also viel zu bieten für einen detektivischen Blick in die Familiengeschichte – vielleicht sogar eine erste heiße Spur.

A pile of old black and white photographs       -  _
Foto: vgabusi (iStockphoto)
 
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