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Frankfurt/Main
Messe Eurobike: Es geht um mehr als Freizeit
In wenigen Tagen eröffnet in Frankfurt die Fahrrad-Leitmesse Eurobike. Fahrräder werden als wesentlicher Baustein zur nachhaltigen Mobilitätswende gesehen. Und es gibt viel neue und smarte Technik.
Frankfurt am Main       -  BMX-Profi Sergio Layos aus Spanien zeigt beim freien Training für den Eurobike Skyline BMX Contest auf dem Frankfurter Messegelände sein Können.
Foto: Arne Dedert/dpa | BMX-Profi Sergio Layos aus Spanien zeigt beim freien Training für den Eurobike Skyline BMX Contest auf dem Frankfurter Messegelände sein Können.
Christian Ebner, dpa
 |  aktualisiert: 02.07.2024 02:42 Uhr

Wenn am kommenden Mittwoch die Fahrrad-Leitmesse Eurobike in Frankfurt ihre Tore öffnet, geht es um mehr als um Freizeitspaß. Das Fahrrad, da sind sich die zum Begleitkongress versammelten Experten sicher, kann auch einen großen Teil der Verkehrsprobleme in den Städten lösen und die CO2-Probleme des Verkehrssektors in Luft auflösen. 

Eine Vielzahl von technischen Neuerungen werden vom 3. bis zum 7. Juli zunächst den Fachleuten und dann am Wochenende auch dem breiten Publikum präsentiert. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten gibt es unter anderem verfeinerte Elektro-Antriebe zu sehen und auf den verlängerten Probeparcours zu erfahren, ebenso wie wendige Neukonstruktionen bei Lastenfahrrädern oder digitale Lösungen für die kleinen Probleme des Radlerlebens.

Die Frankfurter Messe kommt zu einer für die Branche schwierigen Zeit. Nach dem ausgelaufenen Corona-Boom war der deutsche Markt schon 2023 von einem deutlichen Überangebot an Rädern geprägt, das bei schwacher Konjunktur nicht auf eine ausreichende Nachfrage getroffen ist. Mit mehr als 1800 Ausstellern hat die Eurobike im Vergleich zum Vorjahr knapp 100 Kunden verloren, aber gleichzeitig neue und große Marken wie Giant oder Kalkhoff gewonnen, sagt Sprecher Frank Gauß. Mit 150.000 Quadratmetern wird erneut das gesamte westliche Messegelände bespielt. 

Bio-Bikes bringen wenig Umsatz

4 Millionen Fahrräder und damit 600.000 weniger als im Vorjahr wurden 2023 in Deutschland verkauft, von denen erstmals die Mehrheit (2,1 Millionen Stück) einen elektrischen Antrieb hatte. Mit einem erneut gestiegenen Durchschnittspreis von knapp 3000 Euro sind die E-Bikes für Hersteller und Handel das weit lukrativere Geschäft als die herkömmlichen, mit Muskelkraft getriebenen „Bio-Bikes”, die über alle Vertriebskanäle im Schnitt nur 470 Euro brutto erlösten, wie der Industrieverband ZIV berichtet. Einzige Ausnahme sind hochwertige Rennräder, die einer bestimmten Klientel durchaus auch als Prestige-Objekt taugen. 

Auf der Eurobike richten sich daher die meisten Blicke auf die weiteren Entwicklungen bei den E-Bikes. Technisch verfeinern große Autozulieferer wie Bosch, Mahle oder ZF die wesentlichen Komponenten wie Motoren, Batterien und Steuerung unter anderem mit Anwendungen künstlicher Intelligenz. Ein Leckerbissen für Technik-Freaks ist beispielsweise die kompakte Motor-Getriebe-Einheit von Pinion, die in diesem Jahr auch als Automatik vorgestellt wird. Der Experte Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad hat zudem das Dauer-Thema Gewicht als Mega-Trend ausgemacht. Kaum jemand benötige im Alltag oder auf der Feierabendrunde immer stärkere Motoren und größere Akkus. Stattdessen müssten Pendler-Bikes wie auch Lastenräder leicht und damit handhabbar sein. 

Frühe Rabattschlacht

Doch auch im laufenden Jahr hatte die wetterfühlige Branche Pech mit der Witterung im durchwachsenen Frühjahr. Die Rabattschlacht hat noch früher begonnen als üblich. Schon im Frühsommer sind renommierte Marken wie Koga oder Specialized mit offen beworbenen Preisnachlässen im Markt. Auch manche Fachhändler werben bereits mit Preisnachlässen. „Auch 2024 wird noch einmal ein sehr schwieriges Jahr”, sagt Wasilis von Rauch von der Initiative Zukunft Fahrrad, der erst für 2025 ein neues Normal-Level erwartet. 

Diensträder stützen Geschäft 

Eine Stütze bleibt das populäre Dienstrad-Leasing, das von den Beschäftigten vor allem zur Anschaffung sehr hochwertiger und entsprechend teurer Bikes genutzt wird. Nachdem 2023 noch einmal rund 790.000 Diensträder an die Kundschaft gebracht wurden, sind inzwischen rund 2 Millionen auf den Straßen unterwegs. „Wir wären viel schlimmer in der Krise, wenn es kein Leasing gäbe”, sagt der Branchenexperte und Jobrad-Aufsichtsrat Ralf Kindermann. 

Zunehmendes Kopfzerbrechen bereitet aber die steigende Zahl von Leasing-Rückläufern, die nach drei Jahren nicht von ihren Mietern übernommen werden. Sie brächten derzeit nicht die erhofften Wiederverkaufswerte, räumt Kindermann ein. Bei spezialisierten Gebrauchthändlern steige daher das Angebot an kostengünstigen und generalüberholten E-Bikes, neue Schnäppchen-Märkte für nicht mehr ganz taufrische E-Bikes entstehen. 

Schirmherren sollen unterstützen

Der Fahrradboom der Corona-Jahre ist erst einmal vorbei, so viel ist bereits vor der Eurobike sicher. Ein Bündnis aus mehreren Verkehrsverbänden hat eine stärkere Förderung nachhaltiger Mobilität durch den Bund gefordert. „Es braucht gleichwertige Voraussetzungen auf den Straßen für alle Verkehrsmittel”, heißt es in einem Forderungspapier, das die Verbände Allianz pro Schiene, Bundesverband Carsharing, Zukunft Fahrrad und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen am Montag in Berlin vorstellten. „Dafür braucht es unter anderem eine Milliarde Euro pro Jahr für attraktive und sichere Fahrradinfrastruktur.” Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist gemeinsam mit dem hessischen Amtskollegen Kaweh Mansoori und Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (beide SPD) Schirmherr der Eurobike. 

 
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