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SCHWEINFURT/WÜRZBURG/KITZINGEN
Warnstreik-Welle rollt in dieser Woche weiter
Warnstreiks in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie       -  Vor einer Woche gingen in Schweinfurt etwa 4000 Metallarbeiter auf die Straße. An diesem Dienstag sollen es mindestens genauso viele sein.
Foto: Timm Schamberger, dpa | Vor einer Woche gingen in Schweinfurt etwa 4000 Metallarbeiter auf die Straße. An diesem Dienstag sollen es mindestens genauso viele sein.
Jürgen Haug-Peichl
,  Joachim Spies
 und  dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:55 Uhr

Die Welle der Warnstreiks in der Metallbranche hält in Mainfranken an – und wird stellenweise größer. So ist an diesem Dienstag in Schweinfurt erneut eine Demonstration geplant, zu der die IG Metall noch mehr Teilnehmer erwartet als jene 4000 vor einer Woche.

Auch in Würzburg, Kitzingen, Thüngen (Lkr. Main-Spessart) und Trennfurt (Lkr. Miltenberg) sowie in Schwaben, Mittelfranken, Oberbayern und der Oberpfalz wollen Metaller in dieser Woche auf die Straße gehen. Die Tarifverhandlungen für Bayern blieben am Montag indes ohne Ergebnis.

Am Montag schon Proteste in Altfeld

In Altfeld bei Marktheidenfeld legten am Montag insgesamt 150 Mitarbeiter des Automobilzulieferers Hilite und des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble am frühen Nachmittag ihre Arbeit nieder. In der Oberpfalz und in Schwaben waren nach Angaben der IG Metall insgesamt 1900 Arbeiter zu Protestaktionen erschienen.

Die Redner der Kundgebung vor den Toren der Procter & Gamble Manufactoring GmbH in Altfeld (Lkr. Main-Spessart) hatten es mit der Adressatin ihrer Forderungen leicht, ist die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber der bayerischen Metall- und Elektroindustrie doch nebenan in Marktheidenfeld zuhause.

Renckhoff-Mücke erntet Kritik

„Gerade Ihr Betrieb Warema, liebe Angelique Renkhoff-Mücke, wirbt damit, so familienfreundlich zu sein", rief beispielsweise der Betriebsratsvorsitzende der Hilite Germany GmbH, Karl Rüppel, unter dem Jubel der Streikenden. „Dann setzen Sie das jetzt auch um und werden Sie zum Vorbild für die Arbeitgeber."

Nachdruck verleihen wollen die Beschäftigten ihren Forderungen nach mehr Lohn und zeitlich befristeter Vollzeit auch vor der Warema-Haustüre selbst. Am kommenden Montag um 13 Uhr soll es in Marktheidenfeld eine gemeinsame Kundgebung von Procter & Gamble und Warema geben.

Was die Demonstranten sagen

Dass die Gewerkschaftsmitglieder hinter den Forderungen stehen, zeigte eine stichprobenartige Nachfrage unter den Demonstranten in Altfeld. „Mehr Geld braucht es auf jeden Fall, wenn wir uns unsere Abrechnungen ansehen", meint Beate Rosenberger – und Sandra Kempf nickt zustimmend. Sie ergänzt: „Die 28 Stunden wären gut, gerade für die von uns mit Kindern und Familie." Für Werner Väth ergibt nur beides zusammen Sinn: „Das Paket, das geschnürt wurde, war längst mal nötig."

Fronten bleiben verhärtet

Unterdessen scheiterten am Montag in Nürnberg die Verhandlungen zwischen IG Metall und Arbeitgeberverband für Bayern. Die Gewerkschaft fordert in dieser dritten Verhandlungsrunde nach wie vor sechs Prozent mehr Lohn für die 835 000 Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie.

Die Arbeitgeber hatten eine Einmalzahlung (200 Euro) für drei Monate, danach zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Knackpunkt der Auseinandersetzung ist die Forderung der Gewerkschaft, jeder Beschäftigte müsse seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche verkürzen dürfen, mit teilweisem Lohnausgleich. Hier sind die Fronten verhärtet. Nun wollen beide Seiten am 25. Januar wieder zusammenkommen.

Renkhoff-Mücke hofft auf „Lösungskorridor“

Die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke, lehnte die 28-Stunden-Forderung der Gewerkschaft kategorisch ab. Eine solche Regelung sei rechtswidrig und daher unverhandelbar, betonte sie. Die Chefin des Sonnenschutz-Unternehmens Warema in Marktheidenfeld hofft dennoch, dass beide Seiten in den nächsten Tagen „den Weg in einen Lösungskorridor gehen“.

Was am Dienstag in Schweinfurt passiert

Wenn an diesem Dienstag wieder die Metaller der großen Schweinfurter Unternehmen wie zum Beispiel ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth zur Kundgebung an die Hahnenhügelbrücke ziehen, dann werden es nach Schätzung von Peter Kippes „noch ein bisschen mehr“ Teilnehmer sein als vor einer Woche. Nach den Worten des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall in Schweinfurt werden diesmal auch Arbeiter aus Eltmann, Haßfurt und Bad Neustadt mit Bussen nach Schweinfurt kommen.

Der Protestmarsch geht um 9 Uhr los, die Kundgebung um 10 Uhr. Neben Kippes spricht Barbara Resch, die in Bayerns IG-Metall-Zentrale für Tarifpolitik zuständig ist und bei den aktuellen Tarifverhandlungen für die Gewerkschaft am Tisch sitzt.

Gewerkschafter spricht von 24-Stunden-Warnstreik

Unterdessen verschärft Kippes den Ton gegenüber den Arbeitgebern. Wenn die Verhandlungen scheitern, erwäge die IG Metall in Kürze einen Warnstreik über 24 Stunden hinweg. Ein Novum: „Das haben wir noch nie ausprobiert.“ Auch eine Urabstimmung schließt Kippes nicht aus, also jene Befragung der Gewerkschaftsmitglieder, ob es zum Streik kommen soll.

Bis zu 400 Teilnehmer jeweils erwartet die IG Metall bei den weiteren Warnstreik-Demos in dieser Woche in Mainfranken. So kommen am Mittwoch um 13.30 Uhr Protestler vor dem Werkstor der Schmitter Group in Thüngen (Lkr. Main-Spessart). Schon um 9 Uhr versammeln sich Warnstreikende mehrerer Firmen vor der Frankenguss in Kitzingen.

Was in Würzburg geschieht

Wie die IG Metall weiter mitteilte, gehen die Demos am Donnerstag weiter. Dann werden 400 Beschäftigte unter anderem von Koenig & Bauer, Brose, Bilfinger Noell und Düker (Karlstadt) um 9.30 Uhr in Würzburg auf dem Viehmarktplatz (nahe Talavera) erwartet. Von dort geht es gemeinsam zu einer Kundgebung am Vierröhrenbrunnen, auf der ab 10 Uhr Vertreter von IG Metall und des Deutschen Gewerkschaftsbundes sprechen werden.

(Mit Informationen von dpa.)

Rund 150 Beschäftigte von Hilite und des Distributionszentrums von Procter & Gamble versammelten sich am Montag (15.01.18) in Marktheidenfeld zum Warnstreik.
Foto: Joachim Spies | Rund 150 Beschäftigte von Hilite und des Distributionszentrums von Procter & Gamble versammelten sich am Montag (15.01.18) in Marktheidenfeld zum Warnstreik.
 
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  • P. G.
    Die am lautesten gegen die "gierigen" Gewerkschaften schreien, freuen sich am meisten über jede Lohn- und Gehaltserhöhung - und das ohne auch nur einen Cent an Gewerkschaftsbeiträgen zu zahlen. Das sollen ruhig die anderen machen - hauptsache schön die Vorteile mit abgreifen. Von sozial verträglichen Arbeitszeiten, Urlaub, Kündigungsschutz für Azubis usw. ganz zu schweigen. Aber Geiz ist ja geil in dieser Schmarotzerzeit.
    Und wie jemand schon geschrieben hat - für die Zeit in der gestreikt wird, zahlt der Arbeitgeber selbstverständlich keinen Lohn oder kein Gehalt. Das zahlen die Gewerkschaften an die bösen Streiker. Das Streikgeld ist übrigens auch niedriger als der normale Lohn.
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  • H. E.
    Der Streik, die Forderungen sind unangemessen!
    Das ist sozialer Missbrauch! Warum sollen für diese Erpressungen auch noch die Arbeitgeber bezahlen?
    Ich hoffe sie halten diesmal durch!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Gewinne der Deutschen Industrie liegt im Durchnitt bei guten 8%. Warum sind dann Vorderungen von 6% unangemessen? Managergehälter liegen nicht wie in den 60ern oder 70ern beim 10fachen der Angestellten, sondern wandern so langsam ins 300 fache. Also warum sind 8% Lohnerhöhung unangemessen? Man könnte sich über die prozentuale Lösung aufregen, da dadurch die Lohnschere weiter auseinander geht. Aber mit Sicherheit nicht über die Höhe der Forderung. Auch ich, als selbsständiger Handwerker, drücke den Leuten in der Industrei die Daumen. Den gerade im Raum Schweinfurt sind wir ALLE abhängig von der Industrie. Den auch ich als Handwerker bin von zahlungsfähigen Kunden abhängig. Somit....immer schön weiter streiken...
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  • L. W.
    @ roberterhard

    Sozialer Missbrauch ist es meiner Meinung nach, wenn Spartengewerkschaften eine Mangelsituation in bestimmten Berufen ausnutzen und die anderen Arbeitnehmer in ihrer Existenz gefährden , wenn sie den Bogen überspannen.
    Beispiele sind dafür Piloten mit der Spartengewerkschaft Cockpit oder die Lokführer mit der GDL.
    Aber so umfassende Gewerkschaften wie die Metaller streiken ja für alle Arbeitnehmer ihrer Branche und holen jetzt nicht für eine spezielle Berufsgruppe gegen den Rest der Arbeitnehmerschaft die Rosinen.
    Wenn es die Branche verträgt und dies zeigt sich am besten in den exorbitanten Managergehältern (die schon lange jede Bodenhaftung verloren haben), dann wünsche ich der Gewerkschaft viel Erfolg für alle Kolleginnen und Kollegen der Metallindustrie.
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  • K. K.
    es steht jedem frei in eine Gewerkschaft einzutreten. Man muss nicht.
    Seit dann aber so ehrlich und sagt dann nach den Verhandlungen, dass ihr nichts davon haben wollt.
    Zahlt die knappe 50% zur KV, die 50% zur Rente und AV jedem Monat aus der eigenen Tasche. Die wurden euch nämlich nicht einfach mal so von den AG geschenkt.
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  • B. L.
    Gewerkschaften sind so unnötig, wie ein Kropf. Alles nur warme heiße Luft.
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  • L. W.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • U. S.
    Die Gewerkschaften treiben seit Jahrzehnten die Lohn-Preis-Spirale in die Höhe und die Funktionäre stopfen sich genüsslich selbst die Taschen voll.

    Gewerkschaften sind ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten und Streik ist nichts anderes als legale Erpressung. Beides gehört abgeschafft, weg damit!
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  • K. K.
    Genau, geht wieder zurück nach 1800. Da sind die AN noch so richtig schön ausgenommen worden.
    Keine Versicherungen, wenig bis gar keine Geld, kein Kündigungsschutz usw. usw.

    Sie hätten mal in der Schule etwas mehr aufpassen sollen, dann wüssten sie auch was für was die Gewerkschaften da sind.

    Ich glaube nicht das sie freiwillig auf das bisschen mehr Geld verzichten wenn die Gewerkschaften es heraus gehandelt haben. Das nehmen sie als selbstverständlich hin. traurig
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  • H. E.
    Sie geben sich die Antwort selber!
    Sie sollten sich schämen!
    Das ist Gier! Genau das was ihre Gewerkschaftsbosse den Arbetgebern vorwerfen!
    Und auch da haben sie recht! Es ist ein Relikt!
    Da war auch die Tarifautonomie noch Wichtig, richtig und im Rshmen der Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil. Jetzt verdient sie den Namen nicht mehr. Sie sorgt für soziales Ungleichgewicht in der Gesellschaft und für eine Spaltung!
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  • K. K.
    Wenn es also Gier ist, vernünftige Arbeitszeiten, die entsprechenden Absicherungen (ich habe weiter oben einige aufgezählt) und ein vernünftiges Gehalt zu haben, ok dann bin ich gierig.
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  • H. E.
    Ja!
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  • C. M.
    Vielen Dank, der mit Abstand beste Kommentar zu diesem Thema! Daseinberechtigung für Gewerkschaftsfunktionäre und nichts anderes! Jede Streikminute sofort vom Lohn anziehen.
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  • K. K.
    Seit wann wird Streik bezahlt? Bitte vorher schlau machen.
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  • P. M.
    @1958kosb: Der kommende 24-Std. Streik im Februar wird den IG Metall Mitgliedern bezahlt. Warnstreiks nicht.
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  • K. K.
    @famous, Warnstreik wird über habt nicht vergütet, d. h. auch nicht vom AG
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  • H. E.
    Die Forderungen sind maßlos!
    Die Tarifautonomie wird hier einseitig missbraucht! Durch diese Haltung wird das Handwerk an den Rand des Abgrundes getrieben. Die Grundversorgung und Grundordnung ist in Gefahr! Dazu wird die Kluft zwischen den sozialen Berufen, dem Handwerk und Dienstleistungen sowie den Beamten immer größer. Das Land wird gespalten!
    Vordergründig mehr Lohn, aber wenn man dahinter schaut ist es eine Mogelpackung. Eine sehr einseitige Entwicklung, die gesellschaftlich und sozial gefährlich ist!
    Was soll der Quatsch mit den 28 Stunden? DAS braucht NIEMAND!
    Die Leute sollen einfach ihren Job machen! Wo sollen die Arbeitnehmer dann herkommen? Keine Konzepte! Nur EGOISMUS!
    Die IG Metaller haben schon die niedrigsten Arbeitszeiten und die höchsten Löhne! Da wird jetzt auf hohem Niveau geheuchelt! Und die Gewerkschaftsfunktionäre stopfen sich selbst dabei die Taschen voll!
    Hoffentlich bleiben die Arbeitgeber hart und stehen das durch! Kämpft das durchfür die Gesellschaft!
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  • K. K.
    Ich gehe davon aus sie sind eine AG?
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  • H. E.
    Nein, nur ein normal denkender, arbeitender und zufriedener Mensch, der sich über die Maßlosigkeit und Unangemessenheit der Gewerkschaften beklagt! Das ist Jammern auf einem Niveau das nichts mehr mit Realität zu tun hat!
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  • K. K.
    Zufrieden also.
    - gutes Gehalt
    - 40 Std. Woche
    - Altersvorsorge
    - KV
    - Arbeitslosenvers.
    - genügend Urlaub
    - vernünftiger Arbeitsplatz

    und alles das glauben Sie hätte es ohne Gewerkschaften freiwillig von Ihrem AG gegeben.

    PS: Die Liste ließe sich noch locker erweitern.
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