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Berlin
Ladensterben durch hohe Mieten
Die Immobilienpreis-Explosion trifft auch immer mehr Händler. Nicht nur in Toplagen sind die Mieten gestiegen. Veröden die Innenstädte?
Nach den Toplagen der Fußgängerzonen drohen nun auch sogenannte „1b-Lagen“ der Innenstädte durch Ladensterben und austauschbare Filialen von Handelsketten zu veröden.
Foto: Roland Weihrauch, dpa | Nach den Toplagen der Fußgängerzonen drohen nun auch sogenannte „1b-Lagen“ der Innenstädte durch Ladensterben und austauschbare Filialen von Handelsketten zu veröden.
Michael Pohl
 |  aktualisiert: 02.10.2020 02:11 Uhr

Mietpreisbremse, Kostendeckel, Staatseingriffe: Viel wird in der Politik darüber gestritten, dass private Mieter insbesondere bei Neuverträgen hart unter der Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt leiden. Doch auch für viele kleine Einzelhändler und Traditionsgeschäfte wird der Boom zur Bedrohung. Nach den Toplagen der Fußgängerzonen drohen nun auch sogenannte „1b-Lagen“ der Innenstädte durch Ladensterben und austauschbare Filialen von Handelsketten zu veröden. Denn die Mieten werden immer öfter für alteingesessene Geschäfte bei gleichzeitig wachsender Internet-Konkurrenz unerschwinglich, wie neue Zahlen der Bundesregierung belegen.

Je besser die Geschäftslage, desto ein größerer Kostenpunkt ist die Ladenmiete in der Kalkulation der Händler. Laut einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Linken stiegen die Ladenmieten allein in den Jahren 2014 bis 2018 für Geschäfte von über 150 Quadratmetern im Bundesdurchschnitt um 27 Prozent. In den Metropolen München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und Köln sogar um 53 Prozent.

Bedrohung von Arbeitsplätzen

Bei kleineren Geschäften kletterte die Miete binnen vier Jahren im Bundesdurchschnitt um 20 Prozent auf 41 Euro pro Quadratmeter, in den Metropolen um 39 Prozent auf 79,70 Euro. In den „1a-Lagen“ – zum Beispiel in den von überregionalen Handelsketten dominierten Fußgängerzonen – gelten die Miethöhen mit Quadratmeterpreisen von durchschnittlich 133 Euro (in den Metropolen sogar 250 Euro) dagegen weitgehend als aufgereizt, hier lag der Anstieg zwischen sechs und acht Prozent.

Der Linken-Wirtschaftspolitiker Pascal Meiser ist von den Ergebnissen seiner parlamentarischen Anfrage alarmiert: „Steigende Ladenmieten führen zu einer weiteren Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen des stationären Einzelhandels gegenüber dem Online-Handel und können so auf mittlere Frist auch zu einer Bedrohung der Arbeitsplätze im stationären Einzelhandel führen“, warnt er.

Die Entwicklung sei zwar regional sehr verschieden. „Hauptleidtragende explodierender Gewerbemieten sind aber häufig alteingesessene inhabergeführte Läden mit vergleichsweise preisgünstigen Angeboten der Nahversorgung und Sozialeinrichtungen wie Kindertagesstätten“, warnt der Linken-Abgeordnete. Er fordert als Gegenmaßnahme Mietspiegel ähnlich wie im Wohnungsmarkt: „Ein Gewerbemietspiegel könnte in Verbindung mit einem Anspruch auf langfristige Mietverträge klare Regeln für zulässige Mieterhöhungen für die jeweilige Kommune definieren, die extreme Mietsteigerungen verhindern.“

Problematische Mietkonditionen

Auch der Deutsche Handelsverband HDE verweist darauf, dass viele Einzelhändler zudem unter hohen langfristigen Mietabschlüssen der Vergangenheit litten. „Das Verbraucherverhalten hat sich in diesen letzten zehn Jahren enorm verändert, so dass die Mietkonditionen nicht mehr zur heutigen Zeit passen“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Insbesondere der Textilhandel als „Leitbranche der Innenstadt“ leide darunter, dass bereits über ein Viertel aller Umsätze im Bekleidungsbereich online generiert würden. „Hier muss es zu einer neuen Mietpartnerschaft zwischen dem Handel und den Immobilieneigentümern kommen, beispielsweise durch umsatzbezogene Mieten, die sich aus einer geringen Sockelmiete und einem vereinbarten Anteil am monatlichen Umsatz zusammensetzen“, fordert der Verbandsvertreter.

 
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Kommentare
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  • pbxydo@freenet.de
    Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.
    Stirbt die Innenstadt aus dann war`s das mit den Mieteinnahmen. Klingt etwas nach Schadenfreude
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