
Die staatliche Ansiedelungsagentur „Invest in Bavaria“ hat auch im Jahr 2017 ausländische Investoren vor allem nach Oberbayern gelockt. Dies geht aus der schriftlichen Antwort von Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU) auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervor.
Demnach waren unter den 126 im vergangenen Jahr betreuten ausländischen Neuansiedelungen, Erweiterungen oder Standortsicherungen von Industriebetrieben 91 in Oberbayern. Auf Unterfranken und Oberfranken entfielen dagegen jeweils nur acht Projekte. Auch der Standort Mittelfranken mit dem Großraum Nürnberg kam gerade einmal auf elf Projekte.
Minister: Am Ende entscheidet der Investor
Die staatliche Ansiedelungsagentur habe die Aufgabe, im Ausland „ganz Bayern als Spitzenstandort optimal zu positionieren“, rechtfertigt sich Pschierer in seiner Antwort. „Wo immer es das Anforderungsprofil des Investors erlaubt“, setze die Agentur deshalb „alles daran, den Investor durch das Aufzeigen regionaler Vorzüge von Standorten im ländlichen Raum zu überzeugen“. Die Standortentscheidung liege allerdings in letzter Konsequenz immer beim Investor selbst.
Nach Ansicht des Wirtschaftsministers ist „Invest in Bavaria“ unter dem Strich sehr erfolgreich: Seit 2008 seien 964 Projekte betreut und damit mindestens 24 000 Arbeitsplätze neu nach Bayern geholt worden. In Unterfranken gab es laut Ministerium in dieser Zeit allerdings nur exakt 39 Projekte, mit denen immerhin 934 neue Jobs in der Region geschaffen werden konnten.
Söder verlangt fränkischen Fokus
Bereits seit Jahren gibt es aus der Landtags-Opposition, aber auch in der CSU immer wieder Kritik an der München-Lastigkeit der staatlich unterstützten Förderung von ausländischen Wirtschaftsinvestitionen in Bayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte deshalb bereits im März in seiner Regierungserklärung eine komplette Reform der staatlichen Ansiedelungs- und Außenwirtschaftsstrategie angekündigt.
So soll sich etwa „Invest in Bavaria“ künftig „mehr auf strukturschwache Räume konzentrieren“, forderte Söder. Dafür soll das bereits bestehende Büro in Nürnberg personell aufgestockt und ein zusätzlicher Standort in Hof eröffnet werden: „Invest in Bavaria muss mehr sein als nur Invest in Munich“, verlangte der Regierungschef.
Zudem sollen mit einem neuen Programm „Invest daheim“ bayerische Firmen mit finanziellen und organisatorischen Hilfen dazu bewegt werden, etwa bei einer Expansion nicht mehr nur den ohnehin schon überkochenden Großraum München, sondern auch ländliche Standorte in Nord- und Ostbayern in Betracht zu ziehen. „Dazu werden wir einen Investitionsfonds mit einem Startkapital von fünfzig Millionen Euro auflegen“, versprach der Regierungschef.
Grüne: Förderstopp für München
„Invest in Bavaria war jahrelang völlig fehlgesteuert“, schimpft Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Das nun von Söder angekündigte Umsteuern sei deshalb überfällig: „Wichtig beim Kurswechsel ist aber, nicht nur eine nette Filiale im Fränkischen zu eröffnen und jeden dort verstreuten Brosamen medienwirksam zu vermarkten“, verlangt der Wirtschaftsexperte. Nötig sei vielmehr eine „konsequente Ansiedelungspolitik für die stark vom demografischen Wandel betroffenen Regionen“. Zur Finanzierung kann sich Oberbayer Hartmann sogar einen kompletten Förderstopp für den Großraum München vorstellen: „Unternehmen, die nur hier herwollen, kommen auch ohne die Geldspritze der CSU-Regierung.“