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NIKOSIA
Zypern lässt die Krise hinter sich
Branches of Cypriot banks remain closed in Cyprus amid EU bailout       -  Rettung in Sicht: Ein Passant vor einem Graffiti in Zyperns Hauptstadt Nikosia. Nach nur dreieinhalb Reformjahren kommt das Land finanziell wieder auf die Beine.
Foto: Filip Singer, dpa | Rettung in Sicht: Ein Passant vor einem Graffiti in Zyperns Hauptstadt Nikosia. Nach nur dreieinhalb Reformjahren kommt das Land finanziell wieder auf die Beine.
Gerd Höhler
Gerd Höhler
 |  aktualisiert: 13.01.2016 11:06 Uhr

Für das krisengeschüttelte Griechenland haben die internationalen Geldgeber gerade das dritte Rettungspaket geschnürt, da kommen gute Nachrichten von der benachbarten Insel Zypern: Nach nur dreieinhalb Jahren Anpassungsprogramm kommt das Land finanziell wieder auf die Beine. Noch vor Ende des Jahres plant Zypern eine Rückkehr an die Finanzmärkte, bestätigte Regierungssprecher Nikos Christodoulides in Nikosia. Nach inoffiziellen Berichten plant Zypern, mit einer zehnjährigen Staatsanleihe 1,5 Milliarden Euro aufzunehmen. Die Emission werde unterstreichen, „dass die Glaubwürdigkeit unserer Wirtschaft wieder internationales Niveau erreicht hat“, sagte Regierungssprecher Christodoulides.

Noch im März 2013 stand Zypern am Abgrund des Staatsbankrotts. Die Wirtschaft der Inselrepublik war eng mit der Griechenlands verzahnt, vor allem im Finanzsektor.

Als Athen im Februar 2012 mit den privaten Gläubigern einen Schuldenschnitt vereinbarte, verloren die zyprischen Banken, die in großem Rahmen mit griechischen Staatsanleihen spekuliert hatten, ihr gesamtes Eigenkapital. Um die Insel vor dem wirtschaftlichen Untergang zu retten, stellten die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) Ende März 2013 Hilfskredite von zehn Milliarden Euro zur Verfügung. Die damit verbundenen Auflagen hat Zypern zügig umgesetzt. Nachdem jetzt die siebte Überprüfung durch die Troika erfolgreich abgeschlossen wurde, gab der Euro-Rettungsfonds ESM am Montag eine weitere Kreditrate für Zypern von 500 Millionen Euro frei. „Zypern hat einen weiteren Schritt zum erfolgreichen Abschluss des Programms im ersten Quartal 2016 gemacht“, lobte ESM-Chef Klaus Regling.

„Die Regierung hat das Reformprogramm umgesetzt, und die Ergebnisse zeigen sich in einer Korrektur der Ungleichgewichte in der Wirtschaft, einer Stabilisierung des Finanzsektors, der Rückkehr zu Wachstum und sinkender Arbeitslosigkeit“, stellt Regling fest.

Dass die Zyperngriechen im Gegensatz zu Griechenland das Reform- und Sparprogramm diszipliniert umsetzen, führen Beobachter nicht zuletzt auf die Inselteilung zurück: „Im Nordteil stehen 40 000 türkische Besatzungssoldaten“, sagt der Wirtschaftsprofessor Sofronis Clerides von der Universität Nikosia. „Wir können uns daher keine politischen Abenteuer leisten.“

Anders als Griechenland, das gerade die fünfte Parlamentswahl seit Krisenbeginn absolvierte, ist Zypern auch politisch stabil. Der 2013 gewählte Staatspräsident Nikos Anastasiades kann noch bis 2018 regieren.

Während Griechenland immer neue Hilfskredite benötigt, könnte Zypern das Anpassungsprogramm sogar vorzeitig abschließen. Möglicherweise werde man die bereitgestellten Kredite gar nicht in vollem Umfang abrufen müssen, heißt es im Finanzministerium in Nikosia. Bereits im April ging Zypern mit einem siebenjährigen Bond an den Finanzmarkt. Das Emissionsvolumen betrug eine Milliarde Euro, der Zinssatz vier Prozent.

Jetzt werde man versuchen, den geplanten zehnjährigen Bond zu einem Zins von 3,5 Prozent zu platzieren, heißt es in Finanzkreisen in Nikosia.

„Die Regierung hat das Reformprogramm umgesetzt.“
ESM-Chef Klaus Regling
 
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