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SCHWEINFURT
ZF: Wie man aus Abfall viel Geld macht
Das nennt man Upcycling: Verpackungsfolien werden bei ZF in Schweinfurt farblich sortiert zu Ballen gepresst und als Rohstoff für Kunststoffgranulat gewinnbringend an Warenbörsen gehandelt.
Foto: Anand Anders | Das nennt man Upcycling: Verpackungsfolien werden bei ZF in Schweinfurt farblich sortiert zu Ballen gepresst und als Rohstoff für Kunststoffgranulat gewinnbringend an Warenbörsen gehandelt.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:44 Uhr

„Eigentlich ist es ein Segen, dass China den Import von Plastikmüll gestoppt hat“: Für Matthias Greb, Leiter des Produktionsservice bei ZF in Schweinfurt, eröffnen sich jetzt nämlich neue Märkte. Früher landeten die im Werk anfallenden Verpackungsfolien allesamt in Containern und wurden ins Ausland exportiert.

Heute werden die Folien farblich sortiert zu großen Kunststoffballen gepresst und gewinnbringend an Recyclingfirmen verkauft, die daraus Kunststoffgranulat machen. „Idealerweise kaufen wir dann Produkte, die aus diesem Granulat gefertigt sind“, erklärt Greb die Wertschöpfungskette.

Schon mit Metallschrott beim Recycling angefangen

Die Wiederverwertung von Abfällen ist nicht neu bei ZF. Bislang allerdings konzentrierte sich das sogenannte Upcycling hauptsächlich auf den Metallschrott, der naturgemäß in dem metallverarbeitenden Betrieb 95 Prozent des Abfalls ausmacht. ZF stellt in Schweinfurt Kfz-Bauteile her und ist dort mit knapp 10 000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region.

„Abfallentsorgung ist somit nicht unsere Kernkompetenz“, erläutert Greb die Tatsache, dass sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren wenig Gedanken über den Wert der Abfälle gemacht hat. Verpackungsmaterialien wie Papier und Kunststoffe wurden zwar gesammelt und als Sonderabfälle entsorgt, landeten aber mehr oder weniger unsortiert in den Containern.

Mehrere hundert Abfallstellen wurden unter die Lupe genommen

Greb verhehlt nicht, dass die Idee zu dem neuen Wertstoffmanagement kaufmännisch getrieben war. „Beim Einkauf schaut man ja auch auf den Preis, warum also nicht bei der Entsorgung.“ Mit dem jungen Start-Up Global Flow hat das Team von Matthias Greb deshalb vor zwei Jahren begonnen, Strategien zu entwickeln, wie man das Abfallmanagement am Schweinfurter ZF-Standort optimieren kann.

„Wir haben mehrere hundert Abfallstellen unter die Lupe genommen, vom Papierkorb im Büro bis hin zum Metallschrott-Förderband“, so Greb, „und dabei eine völlig neue Sichtweise bekommen.“

Statt von Abfällen spricht man bei ZF nun von Sekundärrohstoffen, die durch ihre Wiederverwertung Ressourcen sparen und mit denen sich sogar bares Geld verdienen lässt. Laut Greb werden dank des neuen Abfallkonzeptes bei ZF in Schweinfurt nun pro Jahr eine halbe Million Euro eingespart.

Dafür musste allerdings erst einmal investiert werden in verschiedene Maschinen, die das Altpapier und die Kunststofffolien zu Blöcken und Ballen pressen, damit diese dann an Warenbörsen wie ein Wertstoff gehandelt werden können. Die Sortierung vorab erfolgt von Hand.

Trennung soll noch verfeinert werden

Mittelfristig will man bei ZF allerdings automatisierte Sortieranlagen einführen. So wie das schon beim Metallschrott der Fall ist. Doch auch hier sieht Greb noch Verbesserungsmöglichkeiten. Denn aktuell wird bei den Metallabfällen nur zwischen hoch- und niedriglegierten Materialien unterschieden.

Künftig soll die Trennung stärker verfeinert werden, um die einzelnen Rohstoffe besser am Markt handeln zu können „Das ist unsere große Aufgabe für die nächsten Jahre.“

Mit dem neuen Wertstoffmanagement leistet das Unternehmen laut Greb auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Denn das zu Ballen gepresste Altpapier kann jetzt ohne Zwischenhändler direkt an die Papierfabrik geliefert werden. „Das sind weniger Fahrten und somit weniger Schadstoffe für die Umwelt.“

Ziel ist es, jedes eingehende Material eins zu eins in die Wiederverwertung zu bringen

Auch bei den Holzabfällen greift das neue Entsorgungskonzept. Paletten und dergleichen landen nicht mehr wie früher in der Verbrennung, sondern werden zu Spanplatten verarbeitet. „Unser Ziel ist es, jedes eingehende Material eins zu eins in die Wiederverwertbarkeit zu bringen“, sagt Greb. Da sei man bei ZF schon nah dran. 98 Prozent des Abfalls würden bereits recycelt.

Die Umsetzung des neuen Entsorgungskonzeptes erforderte auch eine Bewusstseinsschärfung bei den Mitarbeitern. Dahingehend, dass Abfälle kein Müll, sondern Wertstoffe sind, die nach dem Gebrauch erneut genutzt, umgewandelt oder zu einem neuen Produkt verarbeitet werden. „Unsere Belegschaft macht super mit und bringt sich mit Ideen aktiv ein“, freut sich Greb.

Schweinfurt war das Pilotprojekt. Mittlerweile optimiert ZF das Wertstoffmanagement auch am Standort Saarbrücken und macht sich bereits Gedanken, wie man die Werke bei dieser Kreislaufwirtschaft vernetzen kann.

Kreislaufwirtschaft: Die Metallabfälle aus der ZF-Produktion werden zu neuen Metallbändern gepresst und gelangen so wieder als Rohstoff in die Produktion. Im Bild Matthias Greb, Leiter des Produktionsservice bei ZF in Schweinfurt, vor einem 16 Tonnen schweren „Coil“.
Foto: Anand Anders | Kreislaufwirtschaft: Die Metallabfälle aus der ZF-Produktion werden zu neuen Metallbändern gepresst und gelangen so wieder als Rohstoff in die Produktion.
Kein Abfall, sondern ein Produkt: Das Altpapier wird bei ZF zu 400 Kilo schweren Blöcken gepresst und direkt an die Papierindustrie verkauft.
Foto: Anand Anders | Kein Abfall, sondern ein Produkt: Das Altpapier wird bei ZF zu 400 Kilo schweren Blöcken gepresst und direkt an die Papierindustrie verkauft.
 
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