Wie hat sich die Zahl der Zusteller beim Main-ZustellService in den letzten Jahren verändert?
Wir haben weniger als noch vor einigen Jahren: Heute sind bei uns insgesamt 1550 Zusteller angestellt, 2003 waren es noch rund 1900. Leider finden wir nicht mehr genug Menschen, die diesen Job machen wollen und in den Morgenstunden unsere Zeitungen austragen.
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Zu welchen konkreten Problemen führt das?
Die Zusteller müssen weitere Strecken fahren und in mehr Bezirken austragen. Außerdem kommt es in den letzten Jahren immer häufiger vor, dass sich Zusteller kurzfristig krankmelden und wir schnell Ersatz suchen müssen. Das alles kann dazu führen, dass die Zeitung manchmal zu spät ausgeliefert wird. Mit durchschnittlich 150 Reklamationen pro Tag bei 100 000 ausgetragenen Zeitungen bewegen wir uns da aber immer noch im Promillebereich.
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Wie versuchen Sie, diese Probleme zu lösen?
Wir setzen zum Beispiel Springer ein, also Zusteller, die kurzfristig aushelfen können. Außerdem bieten wir seit 2016 Voll- und Teilzeit-Arbeitsmodelle an, um die Beschäftigung attraktiver zu machen, außerdem haben wir ein Bewerbermanagement mit zwei Mitarbeitern eingerichtet, die nach möglichen neuen Zustellern suchen.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) schreibt in einer Mitteilung, dass die Zustellung die Verlage im vergangenen Jahr insgesamt 1,3 Milliarden Euro gekostet hat. Das sind 300 Millionen Euro mehr als 2014. Warum hat sich die Zustellung so sehr verteuert?
2015 sind wir vom Stücklohn auf den Stundenlohn umgestiegen (siehe Infobox): Vorher haben wir pro ausgetragene Zeitung bezahlt. Durch die Einführung des Mindestlohns haben die Zusteller, die auf dem Land ausgetragen haben, mehr Geld als vorher pro Stunde bekommen. In der Stadt hätten sie einen geringeren Stundenlohn, deshalb bekommen die Zusteller dort zusätzlich einen finanziellen Ausgleich.
Der BDZV fordert, dass die Kosten für die Zustellung gesenkt werden: Zum Beispiel sollen Verlage weniger Sozialabgaben für Minijobber zahlen müssen (zehn statt momentan 28 Prozent des Gehalts). Außerdem soll der Staat die Infrastruktur fördern, damit die Zustellung auch im ländlichen Raum gesichert ist. Wie finden Sie den Vorschlag?
Ich finde die Idee sinnvoll. Die Kosten für die Zustellung steigen und die Verlage nehmen seit Jahren weniger Geld ein, weil die Abonnentenzahlen und die Anzeigenerlöse sinken. Wenn die Zustellung so teuer wird, dass die Verlage sie sich nicht mehr leisten können, ist die Pressevielfalt in Gefahr. Für den Minijobber würde sich nichts ändern, wenn der Arbeitgeber weniger Sozialabgaben zahlen muss – die finanzielle Lücke müsste vom Staat übernommen werden.
Ist die Zusteller-Knappheit nur in Unterfranken ein Problem?
Nein, das ist deutschlandweit so. Ich glaube, dass die Zustellerbranche insgesamt ein Imageproblem hat. Die Tätigkeit hat nämlich auch sehr schöne Seiten: Die Zusteller können sich ihre Zeit selbst einteilen, sind draußen unterwegs und haben früh Feierabend.