Branchenriesen wie Google und Facebook sind schon da. Nun hat auch Zalando einen Technologie-Standort in Irland, seinen ersten außerhalb Deutschlands. In der Hauptstadt Dublin eröffnete der deutsche Online-Modehändler am Mittwoch ein „Fashion Insights Center“, in dem in den nächsten drei Jahren 200 Arbeitsplätze für Datenanalysten und Software-Entwickler entstehen sollen. Das Unternehmen sucht kluge Köpfe, die dazu beitragen sollen, die Internetplattform weiterzuentwickeln. Ums Steuernsparen geht es dem Konzern nach eigenen Angaben dabei nicht.
Einen besseren Empfang in Irland hätte sich Zalando nicht wünschen können: Premierminister Enda Kenny und seine Sozialministerin Joan Burton hießen den deutschen Onlinehändler in Dublin höchstpersönlich willkommen. Und auch der deutsche Botschafter Matthias Höpfner beglückwünschte das Unternehmen zur Eröffnung seines neuen Standorts in den Silicon Docks, in denen sich schon so manch anderes Internetunternehmen Geschäftsräume gesucht hat.
Dass sich Zalando für Dublin entschieden habe, sei „kein Zufall“, betonte Kenny, dessen Ansprache das Unternehmen für einige Mitarbeiter und Journalisten nach Berlin auf eine Leinwand übertragen ließ. Seine Regierung sei „unternehmerfreundlich“ und höre denjenigen zu, die in Irland investieren wollten. Zudem seien gerade für IT-Unternehmen in Dublin die passenden Arbeitskräfte zu finden, warb Kenny. Dublin sei dabei, sich einen Namen als Internethauptstadt Europas zu machen – und dies werde durch die Ansiedlung von Zalando nun untermauert.
Irland ist bei Unternehmen auch wegen Steuervorteilen und weniger hohen Datenschutzstandards beliebt. Doch Zalando zieht es einzig wegen der Talente und der Nähe zu anderen Technologieunternehmen nach Dublin, wie Sprecher René Gribnitz betonte. „Wir gehen nicht nach Irland, um Steuern zu sparen“, versicherte er. Die Stammdaten der deutschen Kunden sollen in Deutschland bleiben. „Als deutsches Unternehmen unterliegen wir den deutschen Datenschutzbestimmungen. Wir werden nichts tun, was in Deutschland nicht erlaubt ist“, bekräftigte er.
Die Entscheidung für Dublin fiel schnell: Erst Ende Januar gab es dort die ersten Gespräche, wie Zalando-Mitbegründer Robert Gentz auf der Eröffnungsfeier verriet. Nun ist der Standort eröffnet. „Schnelligkeit ist ein entscheidender Faktor auf unserer Reise“, betonte Gentz. „Denke groß und handle schnell“ sei ein Credo des gerade einmal sieben Jahre alten Unternehmens.
Zalando mit seinen 15 Millionen aktiven Kunden und einem Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro im vergangenen Jahr ist ohne Zweifel auf Wachstumskurs: Europaweit will das Unternehmen in diesem Jahr 2000 neue Mitarbeiter einstellen, davon mehrere Hundert im Bereich Technologie.
Bislang beschäftigt Zalando an den beiden Entwicklungsstandorten Berlin und Dortmund rund 700 Mitarbeiter. Am neuen Standort in Dublin sind bisher fünf neue Kollegen unter Vertrag. Mindestens 200 sollen es in den nächsten drei Jahren werden.
„Wir suchen die besten Ingenieure und Datenanalysten in Dublin, Europa und der Welt“, erläuterte Zalando-Manager Eric Bowman in der irischen Hauptstadt. „Unabhängige Denker“, die Herausforderungen lieben und sich tief in Sachgebiete einarbeiten können. Denn ganz einfach ist die Aufgabe für den neuen Standort in Dublin nicht: „Technologische Grundlagenforschung“ müsse dort erst betrieben werden, erklärte Technologie-Manager Philipp Erler. Trends sollen viel schneller erkannt werden, Kundenwünsche und Modeartikel viel genauer in Einklang gebracht werden. Ziel: ein schnellerer „Schrei vor Glück“.