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FRANKFURT
Zalando an der Frankfurter Börse
Kurssuche: Zalando-Chefs David Schneider, Robert Gentz und Rubin Ritter am Mittwoch in der Frankfurter Börse.Arne Dedert, dpa
Foto: Foto: | Kurssuche: Zalando-Chefs David Schneider, Robert Gentz und Rubin Ritter am Mittwoch in der Frankfurter Börse.Arne Dedert, dpa
reda
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:16 Uhr

Die Show zum Börsenstart des Modehändlers Zalando war schick. Auf dem Vorplatz nebst Bulle und Bär empfingen Schaufensterpuppen die Gäste zum Börsenspektakel. Models in Zalando-Mode säumten den Treppenaufgang, die typischen Pakete mit dem Schriftzug des Unternehmens stapelten sich vor und im Parkettsaal. Selbst die Glocke zum traditionellen Einläuten des Börsenhandels packten die Firmenchefs aus einem Zalando-Karton aus. Doch das eigentliche Börsendebüt der Zalando-Aktie fiel weniger glanzvoll aus.

Der erste Kurs, begleitet von Konfetti-Regen und Jubelrufen, lag noch bei ansehnlichen 24,10 Euro – immerhin ein Aufschlag von rund zwölf Prozent auf den Ausgabepreis. Doch damit war die Party erst einmal vorbei. Binnen weniger Minuten fiel der Kurs steil fast bis an den Ausgabepreis von 21,50 Euro. Zum Nachmittag konnte sich das Papier gerade einmal knapp darüber bei 21,70 Euro halten. Kein rechter Grund für Anleger, um vor Glück zu schreien, wie es das Zalando-Werbemotto will. Dabei hatte das Unternehmen bereits Anfang der Woche für eine Überraschung gesorgt, als es die Preisspanne von 18 bis 22,50 Euro nicht voll ausschöpfte. Die drei Zalando-Vorstände Rubin Ritter (32), David Schneider (32) und Robert Gentz (31) waren am Mittwoch trotzdem in Feierlaune. Die Börsenglocke zu läuten, das sei ein „einmaliger Moment“ gewesen, sagte David Schneider, der den Online-Modehändler vor sechs Jahren mitgegründet hatte. Damals hatten er und sein heutiger Vorstandskollege Gentz aus einem Keller in Berlin-Mitte heraus angefangen, Flip-Flops über das Internet zu verkaufen. „Dass wir heute hier stehen würden, haben wir uns damals sicher nicht ausgemalt“, sagt er. Der Börsengang bringt Zalando gut 600 Millionen Euro ein, die in den Ausbau des Geschäfts fließen sollen.

Die drei Chefs hielten die Glocke über ihren Köpfen wie Sieger eines Fußballspiels einen Pokal. Auch so wirkten sie, locker mit Jeans, Hemd und Sneakers bekleidet, eher wie Sportler als wie die Chefs eines Unternehmens, das an der Börse mehr als fünf Milliarden Euro wert ist. Nach dem Spektakel an der Börse wollten sich die Vorstände bald wieder auf den Heimweg machen – um mit den Mitarbeitern in Büros und Logistikzentren zu feiern. So viel „Lametta“ auf dem Börsenparkett hat es nach Aussage von Marktanalyst Robert Halver lange nicht mehr gegeben. Von einer Euphorie für Börsengänge will er nicht sprechen. „Wenn wir den Neuen Markt im Hinterkopf haben, dann wissen wir, das war damals eine völlig überzogene Euphorie. Was wir im Augenblick an Börsengängen sehen ist eher ein langsamer Weg zurück zur Normalität.“ Zalando könne als Trendsetter für weitere Internet-Börsengänge dienen.

Am heutigen Donnerstag steht mit dem Debüt der Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet schon der nächste Tech-Börsengang in Frankfurt an.

Rockets Mitgründer und Chef Oliver Samwer verkündet groß, man wolle die größte Online-Plattform außerhalb der USA und Chinas werden. Die Samwer-Brüder, die bisher die Mehrheit an Rocket hielten, sind auch Großaktionäre bei Zalando, unter ihrem Dach war der Modehändler großgeworden.

Und weil sie die Rocket-Aktien deutlich teurer als Zalando verkaufen, soll der Erlös mit 1,6 Milliarden Euro auch merklich höher ausfallen. Erst vor wenigen Tagen hatte die chinesische Handelsplattform Alibaba in New York vorgemacht, wie ein fulminanter Börsengang mit Kurszuwächsen von fast 40 Prozent aussieht. Dabei war es schon zum Ausgabepreis die bisher größte Aktienplatzierung mit einem Volumen von 25 Milliarden Dollar.

Zalandos Börsendebüt

Der Modehändler Zalando ist zum Start an der Börse in etwa so viel Wert wie die Lufthansa. Der Unternehmenswert von 5,8 Milliarden Euro ergibt auf die Nutzerzahl heruntergebrochen etwa 420 Euro pro Kunde. Zuletzt steigerte Zalando den Umsatz im zweiten Quartal um rund ein Viertel auf 546 Millionen Euro.

Der Modeversand gilt als lukratives Geschäft, dadurch kann Zalando auch mit der hohen Retourenquote von rund 50 Prozent über die Runden kommen. Im zweiten Quartal gab es mit 10,4 Millionen Bestellungen einen Gewinn von 29 Millionen Euro. Dabei betrug die durchschnittliche Warenkorb-Größe nach Abzug von Stornierungen 65,70 Euro. Text: dpa

 
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