zurück
Würzburg
Würzburger Firma bringt Schutzkappen gegen fliegende Golfbälle raus
Wie kann man seinen Kopf auf einem Golfplatz vor fehlgeschlagenen Bällen schützen? Das Würzburger Start-up Safetee will diese Frage beantworten - mit speziellen Schildmützen.
'Wir wollen mit unserer Lösung den Golfsport noch sicherer machen', sagt Philipp Schneider, Gründer von safetee technologies. Sein Start-Up hat schützende Kappen entwickelt.
Foto: safetee technologies | "Wir wollen mit unserer Lösung den Golfsport noch sicherer machen", sagt Philipp Schneider, Gründer von safetee technologies. Sein Start-Up hat schützende Kappen entwickelt.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:39 Uhr

Philipp Schneider sprüht dieser Tage nur so vor Tatendrang. Seitdem seine Frau im vergangenen Jahr auf dem Golfplatz beinahe einen Ball an den Kopf bekommen hat, ist der 37-Jährige von dem Vorhaben infiziert, einen passenden Schutz für Golfer zu entwickeln und weltweit auf den Markt zu bringen. Mittlerweile vertreibt sein Würzburger Start-up safetee technologies eine spezielle Cap mit einem laut Schneider unkaputtbaren Innenleben.

Knapp 46 Gramm ist ein Golfball schwer, bei Profis erreicht er in der Spitze über 300 Stundenkilometer. Das Innenleben der Mützen soll "bis zu 87 Prozent der Kräfte eines Golfballs" abfange, wirbt der Gründer, während er in seinem Büro im Würzburger Skyline Hill Center die Flugkurve eines Balls auf ein Blatt Papier zeichnet. "Beim Aufprall ist er immer noch 60 bis 80 km/h schnell." Ein Querschläger könne zu schweren Kopfverletzungen führen, einen Helm wolle laut Schneider allerdings kein Golfer tragen.

Unkaputtbar und atmungsaktiv sollen die schützenden Mützen nach Angaben des Würzburger Start-Ups sein. So sieht das Innenleben der Caps aus.
Foto: safetee technologies | Unkaputtbar und atmungsaktiv sollen die schützenden Mützen nach Angaben des Würzburger Start-Ups sein. So sieht das Innenleben der Caps aus.

Bisher: Lautes Schreien als Warnruf

Die verbreitetste Methode aktuell, um einen Unfall beim Golfspielen zu verhindern, ist, dass derjenige, dem der Abschlag missraten ist, laut schreit. Diesen Warnruf nennt man Fore, doch er hat seine Tücken. Denn nicht immer wird er abgesetzt, teilweise schlecht gehört – oder kommt zu spät. "Dass ein Spieler oder auch ein Zuschauer von einem Golfball getroffen wird, geschieht häufiger als man denkt", sagt Schneider und erzählt von einem großen Ryder-Cup-Turnier, bei dem im Herbst 2018 eine französische Zuschauerin durch einen Kopftreffer ihr Augenlicht verlor.

Der Gründer hat sich intensiv mit der Thematik befasst und herausgefunden, dass in den USA jährlich 40 000 Unfälle auf Golfplätzen auftreten, weltweit sogar über 100 000. Vorkehrungen wie Stoppnetze oder Warnrufe könnten diese nicht immer verhindern. "Wir wollen mit unserer Lösung den Golfsport noch sicherer machen", sagt der gebürtige Schwabe.

Kappen aus China, Innenleben aus Baden-Württemberg

Mehrmals war der gelernte Bürokaufmann, der zuvor bereits im E-Commerce-Bereich gegründet hat, noch vor dem Lockdown in China, um die Kappen-Produktion anzuleiern. Die eigentliche Innovation sei allerdings das Innenleben. In ganz Europa habe man sich umgesehen, sagt Schneider. Letztlich lag das Gute so nahe: "Durch Zufall bin ich auf einen kleinen, spezialisierten Betrieb nahe meiner Heimatstadt Ludwigsburg gestoßen, der Sicherheitstools für BMW produziert." Zusammen entwickelte man ein herausnehmbares, atmungsaktives Insert.

Safetee technologies hat die deutschen Golfprofi-Geschwister Karolin und Moritz Lampert als Werbepartner gewinnen können.
Foto: safetee technologies | Safetee technologies hat die deutschen Golfprofi-Geschwister Karolin und Moritz Lampert als Werbepartner gewinnen können.

Die Schildmützen sollen den Kopfbereich auch vor schwingenden Schlägern schützen. Das sei vor allem im Jugendbereich ein großes Thema. "Dort golfen häufig viele Kinder unterschiedlichen Alters nebeneinander", erklärt Schneider, "Dadurch kann es schnell passieren, dass der Schläger bei den Ausholbewegungen ein Kind trifft." Die Cap könne zumindest den oberen Kopfbereich davor schützen. Sein Start-Up sei mit vielen Jugendabteilungen der Golfvereine in Kontakt. "Im nächsten Jahr starten wir auch eine bundesweite Jugendgolf-Schutzkampagne."

USA als größter Markt

Die USA stellt indes alles andere in den Schatten, was diesen Sport angeht. "Mit 17 000 Golfanlagen, etwa 5 Millionen Kinder, ist das der Fokusmarkt, in welchen wir 2022 einsteigen", sagt der Wahl-Würzburger. Ebenso fänden dort die am hochkarätig besetzten Turniere mit bis zu 600 000 Zuschauern an vier Turniertagen statt. Genau dorthin will es das Start-up als Ausstatter schaffen. "Das wäre für uns ein großer Image-Gewinn", bekräftigt Schneider. Und ein lukrativer noch dazu: "Für die großen Sponsoren wäre es ein leichtes, alle Helfer und Zuschauer mit einer solchen White-Label-Cap auszustatten."

Belastungstest im Labor: Das Innenleben der Cap fängt nach Unternehmensangaben bis zu 87 Prozent der Kräfte eines Golfballs ab.
Foto: safetee technologies | Belastungstest im Labor: Das Innenleben der Cap fängt nach Unternehmensangaben bis zu 87 Prozent der Kräfte eines Golfballs ab.

In Orlando am Lake Nona schlägt safetee technologies demnächst auch eine eigene Niederlassung auf – nahe seiner amerikanischen Investoren, die eine Verbindung zur Adidas-Familie haben, und wichtiger Akteuren der Golfszene.

Neue Idee: "Anstoßkappen" für den Arbeitsbereich

Und Schneider hat noch mehr Ideen: safetee will mit "Anstoßkappen" auch den Arbeitsbereich erobern. Sie sollen demnach dort zum Einsatz kommen, wo kein Helm verpflichtend vorgeschrieben ist, aber trotzdem die Gefahr von Kopfverletzungen besteht - beispielsweise an Flughäfen oder in der Kfz-Herstellung.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Jörg Rieger
Debakel
Gefahren
Golfbälle
Golfclubs und Golfvereine
Golfplätze
Golfspieler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen