zurück
Harthausen
Wittenstein: Künstliche Intelligenz schafft Jobs
Bei Wittenstein spielt Künstliche Intelligenz für mechatronische Antriebssysteme eine Schlüsselrolle. Der tauberfränkische Konzern hat große Pläne.
Daten von Maschinen sammeln und analysieren, um damit rechtzeitig auf eine Reparatur vorbereitet zu sein: Diese 'Predictive Maintenance' hat in der Industrie einen hohen Stellenwert und hat Schnittmengen mit Künstlicher Intelligenz.
Foto: Getty Images | Daten von Maschinen sammeln und analysieren, um damit rechtzeitig auf eine Reparatur vorbereitet zu sein: Diese "Predictive Maintenance" hat in der Industrie einen hohen Stellenwert und hat Schnittmengen mit ...
Julia Baier
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:31 Uhr

Auf dem Markt ist der weltweit agierende Wittenstein-Konzern im beschaulichen Harthausen (Main-Tauber-Kreis) bekannt für seine digitalen Lösungen sowie seit neuestem für sein smartes, also "intelligentes" Getriebe mit "cynapse"-Funktion. Darunter versteht Wittenstein mechatronische Antriebssysteme, die Informationen eigenständig erfassen und kommunizieren können.

Sie sieht das Unternehmen als eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung von Industrie 4.0 an. Künstliche Intelligenz (KI) sei der Schlüssel dafür. Und sie schafft bei Wittenstein neue Jobs.

Wittenstein: Künstliche Intelligenz schafft Jobs

Mit der Digitalisierung und KI beschäftigt sich das Unternehmen bereits seit vielen Jahren. So wurde 2016 eine neue organisatorische Einheit gegründet: das Digitalization Center. Hier spielt auch KI eine große Rolle.

So sammelt die Firma direkt an Maschinen riesige Mengen an Daten, die sie auf einem zentralen Server speichert. „Die Herausforderung besteht darin, bei diesen großen Datenmengen das eine kleine interessante Muster zu finden“, so Datenanalyst Alexander Wunderle. Mit der Sammlung und Analyse dieser Daten erhofft sich Wittenstein, die Produktion effizienter und smarter machen zu können. Kunden sollen so individuelle Lösungen erhalten.

Beim tauberfränkischen Technikkonzern Wittenstein hat Künstliche Intelligenz eine große Bedeutung. Davon sind (von links) Vorstandsmitglied Dirk Haft, Patrick Hantschel (Leiter des Digitalization Centers) und Datenanalyst Alexander Wunderle überzeugt.
Foto: Julia Baier | Beim tauberfränkischen Technikkonzern Wittenstein hat Künstliche Intelligenz eine große Bedeutung. Davon sind (von links) Vorstandsmitglied Dirk Haft, Patrick Hantschel (Leiter des Digitalization Centers) und ...

Auch bei seinen Produkten sieht sich das Unternehmen als Vorreiter im Einsatz von KI. Auf der Hannovermesse im April stellte Wittenstein das erste smarte Getriebe mit "cynapse"-Funktion vor. Es enthält ein Sensormodul, mit dem Daten über eine Schnittstelle ausgegeben werden können.

Dadurch werden nach Wittenstein-Darstellung Werte wie Temperatur, Vibrationsverhalten und Zahl der Betriebsstunden gemessen und direkt an die Maschinensteuerung weitergegeben. Kunden soll dadurch die Arbeit erleichtert werden und eine Predictive Maintenance, also eine vorausschauende Wartung, gewährleistet werden. „Ziel ist es, dass man im Idealfall schon vor dem Kunden weiß, was er möchte“, so Wunderle.

Sieht unspektakulär aus, ist aber so etwas wie die Künstliche Intelligenz in Maschinen: das 'cynapse'-Modul von Wittenstein.
Foto: Wittenstein SE | Sieht unspektakulär aus, ist aber so etwas wie die Künstliche Intelligenz in Maschinen: das "cynapse"-Modul von Wittenstein.

Auch andere fränkische Unternehmen bieten solche Technik an, die unter den mit KI verwandten Aspekt Machine Learning (maschinelles Lernen) fallen. So hat Schaeffler (Herzogenaurach/Schweinfurt) den "SmartCheck" entwickelt, der die Betriebsdaten zum Beispiel von Elektromotoren, Pumpen und Ventilatoren überwacht. Die Auswertung der Daten solle erreichen, unter anderem Wälzlagerschäden so früh wie möglich zu erkennen, teilt Schaeffler mit.

Arbeitskultur wandelt sich

Die Digitalisierung beeinflusst bei Wittenstein jedoch nicht nur die Produkte, sondern auch die Arbeitskultur. Einige Tätigkeiten werden nach Unternehmensangaben in der Zukunft durch KI ersetzt. Eine "intelligente Fabrik" (Smart Factory), die irgendwann ohne Menschen auskommt, strebt Wittenstein jedoch nicht an. „Den Menschen werden wir in unserer Fabrik niemals substituieren können. Durch den Einsatz von KI werden monotone, repetitive Arbeiten wegrationalisiert. So schaffen wir ein Arbeitsumfeld, in dem wir mit KI einen Mehrwert schaffen“, sagt Patrick Hantschel, Leiter des Digitalization Centers.

Angestellte zu entlassen sei für Wittenstein dabei keine Option. Es würden zwar monotone Arbeiten wegfallen, dafür jedoch neue Stellen - vorwiegend im Softwarebereich - entstehen.

Wittenstein: KI braucht neues, hochqualifiziertes Personal

Dass durch die Digitalisierung und die vermehrte Entwicklung von KI in Zukunft noch mehr hochqualifiziertes Personal benötigt wird, unterstreicht Dirk Haft, für den Bereich Innovation zuständiges Vorstandsmitglied bei Wittenstein: „Wir werden in Zukunft sehr viel mehr Arbeitsplätze brauchen, um diese ganzen neuen Technologien zu entwickeln, zu produzieren und natürlich zu unterhalten.“

Auch das Thema Produktivitätssteigerung spielt beim Einsatz von KI bei Wittenstein eine Rolle. „Auf jeden Fall werden wir schnellere, bessere und individualisiertere Produkte produzieren können“, prognostiziert Haft. Die Chance für mehr Individualität durch KI unterstreicht auch Hantschel: „Wir möchten in Zukunft unsere Kunden viel schneller bedienen und individuelle Wünsche erfüllen. Darum geht es uns.“

(Mitarbeit: aug)

Unsere neue Serie zeigt, um was es bei Künstlicher Intelligenz geht und welches Potenzial es in Mainfranken gibt. Die Serie ist eine Kooperation mit der Universität und der Hochschule für angewandte Wissenschaften, beide Würzburg, und steht im Zusammenhang mit dem "Wissenschaftsjahr 2019" der Bundesregierung. Die Beiträge der Serie finden Sie auch unter www.mainpost.de/ki-serie. Nächste Folge: Greenspin - wie ein Würzburger Unternehmen KI für die Landwirtschaft einsetzt.

Wichtige Begriffe
Künstliche Intelligenz (KI): Eine feste Definition gibt es nicht. Am ehesten lässt sich KI so beschreiben: Ein Computer lernt während des Betriebs ständig dazu und kommt damit der menschlichen Intelligenz nahe. KI gibt es schon länger und ist zum Beispiel durch Duelle zwischen Schachcomputern und Menschen bekannt geworden. In Fortführung all dessen, was mit dem Schlagwort Industrie 4.0 umschrieben wird, gilt KI in der Wirtschaft unter Experten als Top-Thema der Zukunft.
Predictive Maintenance: "Vorausschauende Instandhaltung“ bedeutet, dass Teile einer Maschine anhand permanent über Sensoren gesammelter Daten voraussagen, in welchem Zustand die Maschine ist und wann sie wo kaputt gehen wird. Verwandt damit ist das "Condition Monitoring", also die "Zustandsüberwachung" in Form der permanenten Erhebung und Analyse von Daten.
Smart: Meint dieses englische Wort im deutschen Sprachgebrauch eher Beschreibungen wie "elegant" oder "schick", steht es im Zusammenhang mit Digitalisierung und KI für "intelligent" - im übertragenen Sinn, weil es sich der Begriff in der Regel auf Vielkönner-Geräte bezieht wie Smartphones. Mehr oder weniger stark von Daten (und eben nicht von Menschenhand) getriebene Vorgänge werden ebenfalls mit "smart" beschrieben. So etwa Smart Factorys, also Fabriken, in denen die Produktion via Datenanalyse "intelligenten" Robotern ausgeführt wird.
Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Harthausen
Schweinfurt
Computer
Daten und Datentechnik
Datenvolumen
Gerät
Hochschule für angewandte Wissenschaften
Industrie 4.0
KI-Serie
Kunden
Künstliche Intelligenz
Mitarbeiter und Personal
Softwarebranche
Sprachgebrauch
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen