Vor dem Landgericht München beginnt an diesem Dienstag der Strafprozess gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, sowie vier ehemalige Top-Manager des Frankfurter Geldhauses. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, vor vier Jahren in einem Prozess um milliardenschwere Schadenersatzforderungen für die Pleite des Medienkonzerns Kirch nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Dadurch wollten sie aus Sicht der Ankläger erreichen, dass die Deutsche Bank nicht an Kirch zahlen muss. Die Staatsanwaltschaft sieht darin versuchten Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall. Fitschen und die anderen Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.
Für den Prozess sind zunächst 16 Verhandlungstage bis September angesetzt. Fitschen führt die Deutsche Bank seit Juni 2012 gemeinsam mit Anshu Jain und ist einer der wichtigsten Wirtschaftsbosse in Deutschland. Er hatte 2011 im Kirch-Prozess ausgesagt und dabei nach Auffassung der Staatsanwaltschaft zwar nicht vorsätzlich falsch ausgesagt, aber Angaben gemacht, die in sich nicht schlüssig gewesen seien. Damit wollte er aus Sicht der Anklage die gemeinsame Verteidigungsstrategie der beteiligten Manager stützen. Vor Gericht stehen zudem Fitschens Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie der ehemalige Aufsichtsratschef der Bank, Clemens Börsig, und Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck. Da die Manager in einem Strafprozess angeklagt sind, müssen sie persönlich erscheinen und können sich nicht von Anwälten vertreten lassen. Richter Peter Noll ordnete auch die Nebenbeteiligung der Deutschen Bank an. Die 627 Seiten lange Anklage stützt sich auch auf Schriftstücke, die bei Durchsuchungen der Deutschen Bank sichergestellt wurden.
Das Gesetz sieht für versuchten Betrug in einem besonders schweren Fall nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Kirch hatte die Bank und deren Ex-Chef Breuer zeitlebens für die Pleite seines Medienkonzerns verantwortlich gemacht. Breuer hatte Anfang 2002 in einem TV-Interview Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit geäußert. Wenige Wochen später meldete Kirch Insolvenz an. Es folgte eine Welle von Prozessen. Anfang 2014 einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen Vergleich.