Dividendenpapiere, Immobilien, Gold – zu diesen klassischen Anlagenarten gesellen sich zunehmend alternative Arten und Weisen, sein Erspartes anzulegen. Dazu gehört das Investment in Whisky.
Wie beliebt diese Form der Geldanlage ist, erfuhr die vor fünf Jahren gegründete Brennerei St. Kilian Distillers GmbH in Rüdenau bei Miltenberg. Vor eineinhalb Jahren bot sie 190-Liter-Fässer Whisky zum Verkauf an. Die Nachfrage war so lebhaft, dass nun keine weiteren Großfässer mehr angeboten werden können.
5000 Euro netto für ein Fass
„Wir haben innerhalb kurzer Zeit alle 220 Fässer verkauft“, sagt Irene Zieger, die für das Marketing der Destillerie zuständig ist. 5000 Euro kostete ein Fass netto, pro Jahr fallen 300 Euro Lagergebühr an. Wobei es für eine sehr lange Lagerdauer einen Rabatt gab. Über die zu erwartende Wertsteigerung der Fässer wollte sich Ziegler nicht äußern. Die Kundengruppe sei bunt gemischt: Whisky-Fans, Firmen, Investoren, Einheimische, Jung und Alt.
Fässer für Geldanleger
Mehr als die 200 Fässer für Geldanleger wollte und konnte man seitens der St. Kilian Distillers nicht anbieten. Schließlich will das Unternehmen ab März 2019, wenn der erste dreijährige Whisky in Flaschen abgefüllt wird, selbst etwas verkaufen. Vor allem soll es genug eigenen Whisky geben, der im Fasskeller 12, 18 oder sogar 25 Jahre reifen kann.
Darum wurde umgestellt. Seit April bietet die Destillerie 300 kleinere 30-Liter-Fässer zum Preis zwischen 2800 Euro und 3550 Euro an. Darin kann der Whisky, je nach Wunsch des Kunden, zwischen drei und sechs Jahre lagern.
Persönliches Etikett
Diese kleinen Fässer eignen sich zwar nicht zur Geldanlage. Begehrt sind sie dennoch bei Whisky-Clubs, Firmen und auch in der Gastronomie. „Selbst Privatpersonen haben daran Interesse“, sagt Zieger. Vor allem, wenn sie vor einem Jubiläum stehen, etwa einer Silbernen Hochzeit oder einem runden Geburtstag. Ab 2019 ist es möglich, sich den Whisky in Flaschen mit persönlichem Etikett abfüllen zu lassen.
Die St. Kilian Distillers GmbH ist nach eigenen Angaben die größte deutsche Destillerie, die Whisky im traditionellen Pott-Still-Verfahren produziert. Dabei wird die Maische zweimal in Brennblasen aus Kupfer destilliert. Das Verfahren ist sehr aufwändig, weshalb damit keine Massen erzeugt werden können. 100 000 Liter reinen Alkohol produziert die Destillerie im Jahr. Wobei die Anlagen sogar das Doppelte hergeben könnten. Das erste Fass wurde am 16. März 2016 abgefüllt.
Textilfabrik wird umgenutzt
Eingerichtet ist die Brennerei in einer ehemaligen Textilfabrik. Andreas Thümmler, Managing Partner einer Corporate Finance Beratung aus Rüdenau, kaufte 2011 das leerstehende Gebäude am Ortseingang der idyllischen Gemeinde im Naturparks Bergstraße-Odenwald. Er wollte es dadurch vor einer die Idylle zerstörenden Umnutzung bewahren. In der Folge investierte er einen zweistelligen Millionenbetrag, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen.
Thümmler liebt Whisky seit langem. Seine private Sammlung umfasst rund 2000 Flaschen. „Irgendwann wollte er sein eigenes Fass haben“, erzählt seine Mitarbeiterin Irene Zieger, die ebenfalls ein echtes Rüdenauer Gewächs ist. Mit dem Wunsch nach einem eigenen Fass wandte sich Thümmler an die Old Kilbeggan Distillery, die 1757 gegründete, älteste Whisky-Brennerei Irlands.
Bislang gab es Fässer nur für Promis
Die fand das Ansinnen zunächst reichlich absonderlich. Bis dahin gab es private Fässer allenfalls für hochgestellte Persönlichkeiten wie Königin Elizabeth oder Barack Obama. Doch schließlich wurde Thümmlers Wunsch erfüllt. Durch dieses Abenteuer lernte Thümmler den Destilliermeister David Hynes kennen. Unter seiner Anleitung wurde schließlich die Rüdenauer Single Malt Whisky Destillerie mit den ihren Kupferbrennblasen der Firma Forsyths als Herzstück ab Herbst 2012 nach schottischem Vorbild aufgebaut. Die Erwartungen an das, was derzeit in den Fässern lagert, sind bei Whisky-Fans hoch. Ob sie erfüllt werden, wird sich in zwei Jahren zeigen. Dass der Whisky gut wird, dafür sorgen, insgesamt acht Mitarbeiter. Spezialistenwissen bringen die beiden wichtigsten Männer, Master Distiller Mario Rudolf und Destillateur Zoltán Fódi, ein.
Obwohl dank IT-Fan Thümmler modernste Technik in der Fabrik Einzug gehalten hat, müssen die beiden Brennkünstler nach wie vor viel Handarbeit leisten.
„White Dog“ als erstes Produkt
Zu probieren gibt es bisher nur ein reines Destillat namens „White Dog“. Spirituosen-Sommelier Simon Weiss erstellte dafür im Februar ein Geschmacksprofil. Ab Herbst wird es einen eineinhalbjährigen Spirit geben, der bereits Farbe gewonnen hat.
Produziert wird an vier Tagen in der Woche. An einem Tag steht die Produktion immer still. Dann kommen die Beamten des Zolls aus Schweinfurt in die Destillerie, um die Abfüllung des Whiskys zu überwachen.
Gebrannt wird mit Braumalz aus der Bamberger Malzfabrik Michael Weyermann. In der hauseigenen Vier-Walzen-Mühle wird das Malz geschrotet, anschließend gemaischt, verzuckert und geläutert und schließlich mit schottischer Hefe vergoren. In ganz verschiedenen Sorten von Holzfässern reift der Whisky in aller Ruhe in zwei Fasslager. Aktuell wird ein drittes Lager gebaut.
Whisky aus Unterfranken
Brennen hat in Unterfranken eine lange Tradition. Mehr als 1250 Brennereien gehören dem Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband Würzburg an. Neben Schnaps wird teilweise auch Whisky gebrannt. Die Edelobstbrennerei Gebr. J. & M. Ziegler GmbH widmet sich bereits seit 1865 in Freudenberg am Main der Destillationskunst. Seit einigen Jahren wird hier auch Whisky gebrannt. Für den Whisky namens „Aureum 1865“ mälzt eine jahrhundertealte Privatbrauerei aus der Region die Gerste und stellt die Maische nach den Vorgaben der Ziegler-Brennerei her. Aus der Bachgau-Destille in Schaafheim bei Aschaffenburg kommen der Bachgau-Whisky, der Bachgau SMOKE Single Malt Whisk und der Bachgau „Willi“ Whisky.
In Nordheim vor der Rhön geht das Schnapsbrennen auf das Jahr 1870 zurück. Heute betreibt die „Edelbrennerei Hohmann“ die Brennanlage. Sie zählt zu den Ältesten in ganz Unterfranken. Peter Hohmann kreierte hier 2003 den ersten „Rhöner Grain Whisky" aus Weizen und einem kleinen Anteil Gerste. Nach der Destillation lagert der Whisky sechs Jahre im Eichenholzfass.
Im Weingut Mößlein in Zeilitzheim im südlichen Landkreis Schweinfurt wird flüssiges Gold erzeugt. Martin Mößlein veredelt hier Weizen aus eigenem Anbau und feine Röstmalze zu fränkischem Grain-Whisky. Für den fränkischen „Single Malt“-Whisky wird Rauch- und Röstmalz destilliert und reift fünf Jahre im fränkischen Eichenfass. In Wartmannsroth brennt Anton Bischof den in Rhöneichenfässer gelagerten „Rhöner Whisky“ sowie den „Rebell“. Die Familie Bold kreiert ebenfalls in Wartmannsroth Rhöner Dinkel Whisky.
Whisky als Investment: Das gilt inzwischen als sicheres Investment. Die Nachfrage steigt, gleichzeitig schwindet der Bestand. Michel Kappen, Gründer des World-Whisky-Index, prognostiziert eine zweistellige Rendite auf Investitionen in das hochprozentige Getränk. Mit seinem Index steht Anlegern seit genau zehn Jahren eine Plattform zur Verfügung, die Preise von den unterschiedlichen Flaschen erfasst und so eine Wertkalkulation ermöglicht.
So wird ein 26-jähriger Whisky der Destillerie Brora derzeit mit 580 Euro pro Flasche gehandelt. Mitte 2016 lag der Preis bei 515 Euro. Für einen 42-jährigen Single Malt der Brennerei Black Bowmore werden aktuell 12 500 Euro pro Flasche verlangt. Im Januar 2013 lag der Handelspreis noch bei unter 4200 Euro. Eine Flasche Macallan M in der Sechs-Liter-Dekanter-Ausführung brachte 2014 bei Sotheby's umgerechnet 490 000 Euro. pat